Temu und Shein in Trumps Visier:Wirbel um chinesische Pakete bei US-Post
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Keine Temu- und Shein-Pakete aus China mehr in den USA? Kurzzeitig sah es danach aus. Denn Trumps neue Zölle machten der US-Post Probleme. Doch nun wird eine Lösung gesucht.
Temu-Paket
Quelle: Imago
Der von US-Präsident Donald Trump entfachte Handelskonflikt mit China hat zu Verwirrung im Paketversand geführt. Der US Postal Service (USPS) setzte am Dienstag die Annahme von Paketen aus China zunächst aus, nahm sie jedoch wenige Stunden später wieder auf. Eine Begründung nannte die USPS nicht, Post und Zollbehörden haben aber wohl Schwierigkeiten, neue Zollregelungen der Trump-Regierung umzusetzen.
Zuvor hatte Trump ein Schlupfloch für Sendungen geschlossen und die sogenannte "De-minimis"-Ausnahme von Einfuhrzöllen, die bislang zollfreie Lieferungen von Paketen mit geringem Wert aus der Volksrepublik in die Vereinigten Staaten ermöglichte, beendet.
Das ist ein juristischer Begriff, der sich auf Angelegenheiten von geringer Bedeutung bezieht. Konkret heißt das hier: Die USA verzichten auf die üblichen Zollverfahren und Zölle auf importierte Gegenstände im Wert von weniger als 800 Dollar, die an Privatpersonen geliefert werden. Dabei handelt es sich um eine der großzügigsten Ausnahmeregelungen der Welt: Die "De-minimis"-Schwelle in der EU liegt bei 150 Euro (156 Dollar).
Die USA wenden die "De-minimis"-Regelung seit 1938 an, um den Verwaltungsaufwand zu verringern. Während der Präsidentschaft von Barack Obama vervierfachte der Kongress die Ausnahmeregelung von den bis dato geltenden 200 Dollar. Die Zahl der eingeführten Pakete, für die diese Regel gilt, stieg daraufhin explosionsartig. Die Sendungen, die die "De-minimis"-Regelung in Anspruch nehmen, erhöhten sich in den vergangenen zehn Jahren um mehr als 600 Prozent. Sie lag nach Angaben der Zoll- und Grenzschutzbehörde 2023 bei mehr als einer Milliarde Dollar.
Die USA wenden die "De-minimis"-Regelung seit 1938 an, um den Verwaltungsaufwand zu verringern. Während der Präsidentschaft von Barack Obama vervierfachte der Kongress die Ausnahmeregelung von den bis dato geltenden 200 Dollar. Die Zahl der eingeführten Pakete, für die diese Regel gilt, stieg daraufhin explosionsartig. Die Sendungen, die die "De-minimis"-Regelung in Anspruch nehmen, erhöhten sich in den vergangenen zehn Jahren um mehr als 600 Prozent. Sie lag nach Angaben der Zoll- und Grenzschutzbehörde 2023 bei mehr als einer Milliarde Dollar.
Die Kontroversen betreffen nicht nur das chronische Defizit im US-Handel mit China. Es geht auch um das synthetische Opioid Fentanyl, durch das allein 2023 fast 75.000 Menschen umkamen.
Reuters-Reporter fanden im vergangenen Jahr heraus, dass sie die Grundstoffe für mindestens drei Millionen Fentanyl-Tabletten mit einem potenziellen Straßenverkaufswert von drei Millionen Dollar zu einem Preis von gut 3.600 Dollar problemlos importieren konnten. Den Versendern gelang es, die Pakete beispielsweise als Elektronikartikel zu etikettieren.
Auch legale Produkte sind umstritten. Allein 2023 lag das bilaterale Handelsdefizit mit der Volksrepublik bei 279 Milliarden Dollar, weil viel mehr von dort importiert als dahin exportiert wird. Zu den großen Nutznießern der "De-minimis"-Regelung gehören Online-Händler, die ihre Waren hauptsächlich aus China versenden - etwa Shein, Temu und AliExpress. Deren rasantes Wachstum veranlasste den US-Konkurrenten Amazon dazu, seinen eigenen Dienst Haul zu starten. Dieser ermöglicht es Marktplatzhändlern, Fünf-Dollar-Zubehör und andere Artikel direkt aus China unter Inanspruchnahme der "De-minimis"-Regelung zu versenden.
Reuters-Reporter fanden im vergangenen Jahr heraus, dass sie die Grundstoffe für mindestens drei Millionen Fentanyl-Tabletten mit einem potenziellen Straßenverkaufswert von drei Millionen Dollar zu einem Preis von gut 3.600 Dollar problemlos importieren konnten. Den Versendern gelang es, die Pakete beispielsweise als Elektronikartikel zu etikettieren.
Auch legale Produkte sind umstritten. Allein 2023 lag das bilaterale Handelsdefizit mit der Volksrepublik bei 279 Milliarden Dollar, weil viel mehr von dort importiert als dahin exportiert wird. Zu den großen Nutznießern der "De-minimis"-Regelung gehören Online-Händler, die ihre Waren hauptsächlich aus China versenden - etwa Shein, Temu und AliExpress. Deren rasantes Wachstum veranlasste den US-Konkurrenten Amazon dazu, seinen eigenen Dienst Haul zu starten. Dieser ermöglicht es Marktplatzhändlern, Fünf-Dollar-Zubehör und andere Artikel direkt aus China unter Inanspruchnahme der "De-minimis"-Regelung zu versenden.
Analysten der japanischen Großbank Nomura schätzen, dass China im vergangenen Jahr weltweit Waren im Wert von 240 Milliarden Dollar unter "De-minimis"-Regelungen exportiert hat. Das würde sieben Prozent der Ausfuhren entsprechen. Der Beitrag zum Bruttoinlandsprodukt wird mit 1,3 Prozent angegeben.
Die Experten prognostizieren deshalb, dass die Abschaffung des US-Schwellenwerts das chinesische Exportwachstum um 1,3 Prozentpunkte und das Wirtschaftswachstum um 0,2 Punkte verlangsamen dürften. Die Auswirkungen wären noch deutlich größer, wenn Europa und südostasiatische Länder ebenfalls ihre Mindestanforderungen für Zölle abschaffen würden.
Zu den am stärksten betroffenen Gütern in China gehört Nomura zufolge Bekleidung. Diese macht wertmäßig 35 Prozent der chinesischen Direktexporte an Verbraucher aus. Es folgen Unterhaltungselektronik (22 Prozent), Einrichtungsgegenstände (17 Prozent) und Kosmetikprodukte (sieben Prozent).
Quelle: Reuters
Die Experten prognostizieren deshalb, dass die Abschaffung des US-Schwellenwerts das chinesische Exportwachstum um 1,3 Prozentpunkte und das Wirtschaftswachstum um 0,2 Punkte verlangsamen dürften. Die Auswirkungen wären noch deutlich größer, wenn Europa und südostasiatische Länder ebenfalls ihre Mindestanforderungen für Zölle abschaffen würden.
Zu den am stärksten betroffenen Gütern in China gehört Nomura zufolge Bekleidung. Diese macht wertmäßig 35 Prozent der chinesischen Direktexporte an Verbraucher aus. Es folgen Unterhaltungselektronik (22 Prozent), Einrichtungsgegenstände (17 Prozent) und Kosmetikprodukte (sieben Prozent).
Quelle: Reuters
Diese Regeln erlaubten es Online-Händlern wie Temu und Shein, Pakete mit einem Warenwert von weniger als 800 Dollar (etwa 770 Euro) zollfrei in die USA zu schicken. Der Zoll hatte in der vergangenen Woche mitgeteilt, dass sich der Wert der zollbefreiten Pakete im Jahr 2024 auf über 1,36 Milliarden Dollar belief. US-Konkurrenten hatten kritisiert, dass chinesische Online-Händler durch die "De-minimis"-Regel einen unfairen Vorteil hätten.
Zölle auf Produkte aus Mexiko, Kanada und China
Trump hatte am Samstag Zölle auf Produkte aus Mexiko, Kanada und China angeordnet. Auf mexikanische und kanadische Waren sollten Zölle in Höhe von 25 Prozent erhoben werden. Mit den Nachbarländern Mexiko und Kanada erzielte Trump aber eine vorläufige Einigung und setzte die Zölle für 30 Tage aus. Die Zollaufschläge gegen China in Höhe von zehn Prozent traten in der Nacht zum Dienstag jedoch in Kraft.
China hatte am Dienstag Gegenzölle auf US-Importe angekündigt sowie eine Beschwerde bei der Welthandelsorganisation (WTO). Am Mittwoch sagte Außenamtssprecher Lin Jian, China sei "entschieden" gegen die zusätzlichen Zölle und rief Washington zum Dialog "auf der Grundlage gegenseitigen Respekts" auf.
China kritisiert Paket-Embargo als "unsinnig"
USPS kündigte am Dienstagabend an, "bis auf Weiteres" keine Pakete mehr aus China und Hongkong anzunehmen. Peking reagierte empört darauf. Der Schritt sei "unsinnig", sagte ein Sprecher des Außenministeriums. "Wir fordern die USA nachdrücklich auf, die Politisierung und Instrumentalisierung von Handels- und Wirtschaftsfragen und die unsinnige Bestrafung chinesischer Unternehmen zu unterlassen."
Am Mittwochmorgen nahm die US-Post die Ansage zurück. "Der USPS und die Zoll- und Grenzschutzbehörde arbeiten eng zusammen, um einen effizienten Erhebungsmechanismus für die neuen chinesischen Zölle zu implementieren, damit die Paketzustellung so wenig wie möglich beeinträchtigt wird", erklärte sie.
Quelle: dpa, AFP, Reuters
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