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Interview
Wirtschaftsexperte Rocholl:Trumps Zölle: "Es wird nur Verlierer geben"
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Ökonom Rocholl hält Trumps Zölle für einen "völlig falschen Weg". Niemand werde von den Zöllen profitieren, die der US-Präsident wohl auch gegen die EU verhängen will.
Kanada und Mexiko können vorerst aufatmen: US-Präsident Donald Trump hat das Inkrafttreten von Strafzöllen auf Produkte aus diesen beiden Ländern zunächst ausgesetzt. Trump einigte sich sowohl mit der mexikanischen Präsidentin Claudia Sheinbaum als auch mit dem kanadischen Premierminister Justin Trudeau auf einen 30-tägigen Aufschub.
Die Regierung in China, der Trump ebenfalls baldige Gespräche in Aussicht stellte, kündigte unterdessen Gegenmaßnahmen und Strafzölle auf US-Produkte an. Auch der Europäischen Union drohte Trump mit Zöllen. Das alles mit dem Ziel, die amerikanische Wirtschaft zu stärken. Kann der Plan aufgehen?
Zölle sind in der Regel Abgaben, die beim Import, also bei der Einfuhr, von Waren erhoben werden. Landläufig ist auch von Schutzzöllen oder Strafzöllen die Rede - das liegt immer im Auge des Betrachters:
Zölle können aber auch beim Export aus einem Staat oder Wirtschaftsraum heraus anfallen, dann spricht man von Ausfuhrzöllen.
- Wer die Zölle verhängt, spricht eher von Schutzzöllen, die die eigene Wirtschaft oder Sicherheit schützen.
- Der Geschädigte hingegen spricht eher von Strafzöllen, weil er sich als Konkurrent bestraft fühlt.
Zölle können aber auch beim Export aus einem Staat oder Wirtschaftsraum heraus anfallen, dann spricht man von Ausfuhrzöllen.
Einfuhr- oder auch Importzölle sollen heimische Industrien vor fremder Konkurrenz schützen, indem sie deren Güter verteuern. Das schadet der Wettbewerbsfähigkeit ausländischer Waren auf dem heimischen Markt. Konsumenten greifen dann eher zu Produkten aus dem Inland.
Ein Beispiel: Die EU erhebt seit Ende Oktober 2024 Extrazölle auf Elektroautos aus China. Die Europäische Kommission will damit die Zukunft der Autoindustrie in der EU sichern. Sie kam bei einer Untersuchung zu dem Ergebnis, dass chinesische Hersteller von unfairen Subventionen profitieren, die ihnen einen erheblichen Vorteil auf dem europäischen Markt verschaffen.
Ausfuhrzölle können als Einnahmequelle für einen Staat dienen oder etwa, um den Export begehrter Güter ins Ausland zu begrenzen. Mittel, um Zölle und andere Handelsbarrieren abzubauen, sind Freihandelsabkommen, etwa beim geplanten Abkommen zwischen der EU und dem südamerikanischen Wirtschaftsbündnis Mercosur.
Ein Beispiel: Die EU erhebt seit Ende Oktober 2024 Extrazölle auf Elektroautos aus China. Die Europäische Kommission will damit die Zukunft der Autoindustrie in der EU sichern. Sie kam bei einer Untersuchung zu dem Ergebnis, dass chinesische Hersteller von unfairen Subventionen profitieren, die ihnen einen erheblichen Vorteil auf dem europäischen Markt verschaffen.
Ausfuhrzölle können als Einnahmequelle für einen Staat dienen oder etwa, um den Export begehrter Güter ins Ausland zu begrenzen. Mittel, um Zölle und andere Handelsbarrieren abzubauen, sind Freihandelsabkommen, etwa beim geplanten Abkommen zwischen der EU und dem südamerikanischen Wirtschaftsbündnis Mercosur.
Einfuhrzölle halten Importe von Waren anderer Länder vom eigenen, damit geschützten Markt fern. Das kann die Absatzchancen von Gütern aus Drittländern schmälern und dort den Aufbau von Industrien behindern. Zudem verteuern Zölle Importe.
Bundesbank-Präsident Joachim Nagel etwa warnte vor den Zollplänen von US-Präsident Donald Trump und bezeichnete sie als möglichen "Wendepunkt für die internationale Handelsordnung". Betroffene Länder könnten zu Vergeltungsmaßnahmen greifen. Zollerhöhungen würden den Konsum teurer machen und die Inflation anfachen. "Das macht uns alle ärmer."
Simone Menne, Präsidentin der Amerikanischen Handelskammer in Deutschland (AmCham Germany), verweist darauf, dass hohe Einfuhrzölle Trump und der US-Wirtschaft selbst schaden: "Dann würden die Preise in den USA steigen, die Inflation zunehmen und der Dollar stärker bewertet werden, was die US-Exporte verteuert."
Bundesbank-Präsident Joachim Nagel etwa warnte vor den Zollplänen von US-Präsident Donald Trump und bezeichnete sie als möglichen "Wendepunkt für die internationale Handelsordnung". Betroffene Länder könnten zu Vergeltungsmaßnahmen greifen. Zollerhöhungen würden den Konsum teurer machen und die Inflation anfachen. "Das macht uns alle ärmer."
Simone Menne, Präsidentin der Amerikanischen Handelskammer in Deutschland (AmCham Germany), verweist darauf, dass hohe Einfuhrzölle Trump und der US-Wirtschaft selbst schaden: "Dann würden die Preise in den USA steigen, die Inflation zunehmen und der Dollar stärker bewertet werden, was die US-Exporte verteuert."
Daran äußert Jörg Rocholl, Wirtschaftswissenschaftler und Präsident der Internationalen Wirtschaftshochschule ESMT in Berlin, im ZDF-Morgenmagazin erhebliche Zweifel.
Sehen Sie das ganze Interview oben im Video oder lesen Sie es hier in Auszügen. Das sagt Ökonom Rolloch über ...
... die Frage, ob die US-Wirtschaft tatsächlich von den Zöllen profitiert
"Eindeutig nein", sagt Rocholl. Bei all diesen Überlegungen zu Zöllen werde es keine Gewinner geben - nur Verlierer.
Die Frage wird eigentlich nur sein, wer nicht ganz so viel verlieren wird.
Jörg Rocholl, Wirtschaftswissenschaftler
An den Reaktionen und an Trumps "Verschnaufpause" sehe man jetzt schon, dass Verbraucher und Unternehmen in den USA Angst vor Gegenmaßnahmen haben. Deshalb seien Zölle aus ökonomischer Sicht ein "völlig falscher Weg" und "man sollte alles daran setzen, das nicht weiterzuführen", so Rocholl.
... Trumps Logik hinter den Zöllen
Die Logik von Trump liege darin, so Rocholl, dass sich die US-Amerikaner unfair behandelt fühlen, weil es Handelsdefizite gegenüber anderen Ländern gibt. Ein anderer Aspekt sei die Opioid-Krise, die in den USA, aber auch in Kanada eine große Rolle spiele. Dabei geht es für Trump vor allem um Deals - also um mögliche Zugeständnisse der anderen Länder, die den US-Amerikanern helfen können.
... drohende Strafzölle gegen die EU
Diese seien ganz sicher auf Trumps Agenda, sagt Rocholl. In welcher Form und wann sie in Kraft treten - das bleibe abzuwarten.
Aber deshalb ist es umso wichtiger, dass Europa Einigkeit zeigt, dass man sich nicht auseinanderdividieren lässt.
Jörg Rocholl, Wirtschaftswissenschaftler
Der europäische Binnenmarkt sei auch für US-Unternehmen sehr wichtig. "Und Europa hat es auch in früheren Handelsdiskussionen immer wieder geschafft, Nadelstiche zu setzen", sagt Rocholl, etwa gegen Harley-Davidson, Whiskey oder Orangen aus Florida. Weil man sehr gezielt darauf geachtet habe, wo "die innenpolitische Diskussion in den USA verwundbar ist". Man habe geschaut: Wo sind diejenigen, die auf Trump einwirken, um diesen Handelskonflikt abzumildern?
Donald Trumps Beschwerde, dass die Europäer mehr in die USA exportieren als andersherum, sei zunächst richtig, erklärt Rocholl. Aber: "Bei den Dienstleistungen ist es genau andersrum", sagt er mit Blick auf die großen Digitalunternehmen in den USA. Daher sei es wichtig, immer wieder daran zu erinnern, welche Bedeutung Europa als Binnenmarkt für die USA habe und "dass die Amerikaner sich ins eigene Fleisch schneiden, wenn Europa tatsächlich zurückschlagen würde".
Das Interview führte ZDF-Moderator Philip Wortmann, zusammengefasst hat es Marie Ahlers.
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