Außenministerin Baerbock im Interview: "Das war Erpressung"

    Interview

    Außenministerin zu Annexionen:Baerbock: "Das war Erpressung"

    30.09.2022 | 20:46
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    Russlands Präsident hat die Annexion von vier ukrainischen Gebieten besiegelt. Bundesaußenministerin Baerbock nennt die vorangegangenen Referenden im ZDF-Interview "Erpressung".

    Außenministerin Baerbock spricht mit Blick auf die Annexionen von hybrider russischer Kriegsführung und einem Angriff auf die UN-Charta. 30.09.2022 | 4:34 min
    Russlands Präsident Wladimir Putin hat die Abkommen zur Annexion von vier Regionen in der Ukraine unterzeichnet. Die Ukraine und ihre westlichen Unterstützer verurteilten die Annexion. Die Nato bezeichnete sie als "illegitim", die USA kündigen neue Sanktionen an. Die G7-Staaten erklärten, sie würden die "vorgeblichen Annexionen" niemals anerkennen.
    Sehen Sie oben das gesamte Interview oder lesen Sie es hier in Auszügen:
    Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) im ZDF spezial zu ...

    ... der russischen Annexion

    An der Rechtslage und an der Realität habe sich nichts verändert, so Baerbock.

    Der russische Präsident hat jetzt ein weiteres Element seiner hybriden Kriegsführung hinzugefügt.

    Annalena Baerbock, Bundesaußenministerin

    Das sei ein Ausdruck dessen, dass Putins Plan, die Ukraine schnell einzunehmen, nicht aufgegangen sei, sowie der Stärke der internationalen Gemeinschaft. "Es ist nicht nur ein Angriff auf die Ukraine, sondern ein Angriff auf die europäische Friedensordnung und die Charta der Vereinten Nationen."
    Baerbock sagte der Ukraine zu, sie weiter bei ihrem Recht auf Selbstverteidigung zu unterstützen.
    Sehen Sie hier die gesamte Sendung:
    Wieder schaut die ganze Welt nach Russland, auf Putin. In einer feierlichen Zeremonie verkündet er den erzwungenen Anschluss ukrainischer Gebiete im Osten des Landes an Russland.30.09.2022 | 13:23 min

    ... der Gefahr eines Atom-Angriffs

    "Wir haben die Äußerungen des russischen Präsidenten seit dem ersten Tag des Krieges ernst genommen", so Baerbock. "Aber wir haben uns davon zugleich nicht einschüchtern lassen." Man müsse mit verantwortungsvollen Entscheidungen voran gehen, zeigt sich Baerbock überzeugt.

    Aber wir müssen uns auch immer wieder vergegenwärtigen, was die Alternative wäre, wenn wir die Ukraine nicht unterstützen würden. Dann wäre dieser Krieg keineswegs beendet.

    Annalena Baerbock, Bundesaußenministerin

    Sondern, dann wäre das gesamte Land in "dieser furchtbaren Situation, wie die besetzten Teile (...), mit schlimmsten Kriegsverbrechen, mit Verbrechen gegen die Menschlichkeit", sagt Baerbock.
    Sie bekräftigt die Hilfe für die Ukraine, sowohl in Form von Waffenlieferungen als auch humanitäre mit Blick auf die globale Ernährungskrise, wo die internationale gemeinsame Solidarität Wirkung gezeigt habe. "Der russische Präsident hat sein Land vollkommen international isoliert", ist sich Baerbock sicher.

    ... einer diplomatischen Lösung im Ukraine-Krieg

    "Was sollen das für Verhandlungn sein: Man besetzt ein Land, man bringt Menschen um, man geht mit völkerrechtswidrigen Referenden vor?", fragt Baerbock. Stellvertretend für die gesamte Weltgemeinschaft habe auch Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg eindringlich unterstrichen:

    Das sind keine Referenden gewesen, das ist Erpressung gewesen.

    Annalena Baerbock, Bundesaußenministerin

    Deswegen werde kaum ein Land diese Referenden anerkennen. "Das macht umso mehr deutlich: Dieser Krieg könnte sofort beendet sein. Wenn Russland diesen Krieg beenden würde, dann wäre Frieden."
    Laut Baerbock zeige dieser Tag und Putins Rede auch, dass, wenn die Ukraine aufhöre zu kämpfen, dann "würden weitere Menschen ermordet werden in der Ukraine". Sie weist außerdem auf die Gefahr hin, dass der Krieg auf andere Länder "überschwappen" könnte.

    ... einem schnellen Nato-Beitritt der Ukraine

    Die Türen der Nato stünden offen, sagt die Außenministerin. "Wir haben aber von Tag 1 dieses Krieges auch gemeinsam als Nato-Mitglieder, als EU-Mitglieder, als G7 deutlich gemacht, dass es zentral wichtig ist, dass wir die Ukraine jetzt bei ihrem Recht auf Selbstverteidigung unterstützen, dass wir zugleich als Nato aber nicht Kriegsteilnehmer werden."
    Die Ukraine verteidige ihr Land auch für den Frieden in Europa, betont Baerbock.

    Putin eskaliert weiter
    :Was die Annexionen in der Ukraine bedeuten

    Russlands Präsident hat die Abkommen zur Annexion von vier Regionen in der Ukraine unterzeichnet - und den Kampf mit dem Westen beschworen. Was bedeutet das für den Kriegsverlauf?
    von Jan Schneider
    Der russische Präsident Wladimir Putin und Denis Pushilin, Leonid Pasechnik, Wladimir Saldo und Jewgeni Balitsky, die von Russland eingesetzten Führer in den ukrainischen Regionen Donezk, Luhansk, Cherson und Saporischschja
    Quelle: ZDF
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