Baerbock in Marokko: Engere Zusammenarbeit bei Energiewende

    Baerbock in Marokko:Engere Zusammenarbeit bei Energiewende

    25.08.2022 | 19:55
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    Ein Ende der diplomatischen Krise ist in Sicht: Deutschland und Marokko kündigen eine intensivere Zusammenarbeit bei der Energiewende an. Die Differenzen um die Westsahara bleiben.

    Bei einem Besuch in Marokko hat Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) eine intensivere Zusammenarbeit der beiden Staaten unter anderem bei der Energieversorgung und in der Sicherheitspolitik angekündigt. 
    Marokko sei ein "enorm wichtiger Partner" für Deutschland und die gesamte EU, sagte Baerbock am Donnerstag bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem marokkanischen Außenminister Nasser Bourita. Unter anderem bei der Herstellung und dem Export grünen Wasserstoffs für die Energiewende wollen Rabat und Berlin demnach künftig stärker kooperieren.

    Streitpunkt Westsahara: Keine Lösung gefunden

    Die Differenzen in der Frage der Westsahara, einem von Marokko besetzten Wüstengebiet, bleiben aber grundsätzlich bestehen. Marokko beansprucht die dünn besiedelte Region für sich, während die internationale Gemeinschaft das nicht anerkennt. Baerbock und Bourita unterstützten nach ihrem Gespräch aber gemeinsam die Bemühungen der Vereinten Nationen, den Konflikt zu lösen.

    Marokko sucht keine Lösung außerhalb der Vereinten Nationen.

    Marokkanische Außenminister Nasser Bourita

    Baerbock betonte wie wichtig es ihr sei, dass beide Seiten diesen Weg gehen wollten. "Dass es in Nuancen Unterschiede gibt, das ist meistens so, wenn man am Anfang von Prozessen steht."

    Marokko hatte Botschafterin in Berlin abgezogen

    Auf dem Höhepunkt des Streits zog Marokko im Mai seine Botschafterin für mehrere Monate aus Berlin ab. Marokko warf Deutschland vor, sich feindselig zu verhalten. Das Auswärtige Amt wies die Anschuldigungen zurück.
    Bereits im Februar hatten Baerbock und Bourita den Streit in einer Videokonferenz beigelegt. In einer anschließenden Erklärung hieß es, man wolle wieder "an die besondere Qualität der bilateralen Beziehungen" anknüpfen. Diese Absichtserklärung soll nun mit Leben gefüllt werden.
    Baerbock nannte ausdrücklich den Bereich der erneuerbaren Energien als Kooperationsfeld. "Aber auch darüber hinaus ist das Potenzial für mehr wirtschaftliche Zusammenarbeit und menschlichen Austausch riesig", sagte sie.

    Im Interesse der Menschen in beiden Ländern wollen wir deshalb unsere Beziehungen wieder auf einen Kurs bringen, der diese Chancen voll aufgreift und nutzt.

    Annalena Baerbock, Außenministerin

    Marokko hält größten Teil der Westsahara besetzt

    Marokko ist das afrikanische Land, das Europa geografisch am nächsten ist. An der engsten Stelle der Straße von Gibraltar zwischen Spanien und Marokko sind beide Kontinente nur 14 Kilometer voneinander entfernt.
    Das Land ist ein Viertel größer als Deutschland, hat aber weniger als halb so viele Einwohner (etwa 36 Millionen). Seit dem Abzug der Spanier 1975 hält Marokko den größten Teil der Westsahara besetzt, eine Zugehörigkeit zu seinem Staatsgebiet wird international aber nicht anerkannt.
    Die von Algerien unterstützte Befreiungsbewegung Polisario strebt dort seit Jahrzehnten nach Unabhängigkeit. Seit 1991 gilt ein Waffenstillstand, der von einer UN-Mission überwacht wird. Immer wieder kommt es zu Gefechten.
    Quelle: dpa, AFP