Bauerntag: Rukwied will mit Getreide-Ausbau Putin bremsen

    Russland-Kritik beim Bauerntag:Rukwied: Mit Getreide-Ausbau Putin bremsen

    14.06.2022 | 18:14
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    Beim Bauerntag in Lübeck hat Bauernpräsident Rukwied Russland vorgeworfen, Lebensmittel als Waffe einzusetzen. Zudem fordert er finanzielle Hilfen, um das Tierwohl zu verbessern.

    Das Bild zeigt einen Traktor, der vor der Kulisse der Lübecker Altsstadt am Eingang zum Deutschen Bauerntag in der Musik-und Kongresshalle steht.
    In Lübeck findet aktuell der Bauerntag statt.
    Quelle: Axel Heimken/dpa

    Wegen weltweit knapper werdender Getreidemengen infolge des Ukraine-Krieges macht der Bauernverband Druck für eine Produktionsausweitung auch in Deutschland. Bauernpräsident Joachim Rukwied sagte auf dem Bauerntag in Lübeck, Russland setze Lebensmittel als Waffe ein.

    Dieses Schwert muss stumpfer werden, und wir können es stumpfer machen.

    Joachim Rukwied, Bauernpräsident

    Rukwied forderte von der Ampel-Koalition zudem Klarheit über eine gesicherte Finanzierung für den geplanten Umbau der Tierhaltung hin zu höheren Standards. Angesichts der angespannten Märkte und stark gestiegener Energiekosten erwarten Branche und Politik vorerst weiter hohe Lebensmittelpreise in den Supermärkten.
    Zentrale Themen bei dem Treffen in Lübeck: die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs auf Agrarmärkte und Lebensmittelpreise. Die gestiegenen Kosten für Energie, Futtermittel oder Dünger machen vielen Betrieben zu schaffen.14.06.2022 | 2:00 min

    Bauernpräsident fordert zusätzliche Flächennutzungen

    Joachim Rukwied warb für eine vorübergehende Nutzung zusätzlicher Flächen, womit 1,4 Millionen Tonnen Weizen mehr erzeugt werden könnten. Jede zusätzliche Tonne schwäche den Aggressor Russland, argumentierte der Bauernpräsident.
    Rukwied machte zugleich ein "glasklares Nein" zu einer generellen Kehrtwende der Agrarpolitik deutlich. Am Wandel hin zu mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz müsse weitergearbeitet werden. Es gelte aber, Regelungen nachzujustieren.

    Weitere Preissprünge bei Lebensmitteln erwartet

    In den Betrieben schnellen die Kosten in Serie hoch, wie Rukwied erläuterte: von Energie über Futter bis zu Dünger. Wichtiger Stickstoffdünger werde mit Gas hergestellt. Die Branche fordert deshalb, dass sie Priorität bei der Gasversorgung bekommt.
    Bei der allgemeinen Inflation gehört Nahrung - nach Energie - zu den Preistreibern. Lebensmittel verteuerten sich im Mai um 11,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt mitteilte.
    Für Verbraucher dürften die bisherigen Preissprünge kaum die letzten bleiben, wie auch Bundesagrarminister Cem Özdemir in der "Rheinischen Post" deutlich machte.

    Wir müssen im Herbst und Winter mit Steigerungen rechnen, weil sich der Handel jetzt mit teurer Energie versorgen muss und die Preissteigerungen an die Kunden weitergereicht werden.

    Cem Özdemir, Bundesagrarminister

    Rukwied: Mehr Tierwohl muss finanzierbar sein

    Bei der Tierhaltung zeichnen sich Alarmsignale ab, mahnte Rukwied. Es fänden schon Produktionsverlagerungen ins EU-Ausland wie nach Spanien statt. "Dieser Prozess muss gestoppt werden."
    Die Koalition müsse jetzt eine verlässliche Finanzierung der Milliarden-Mehrkosten für mehr Tierwohl in den Ställen auf den Weg bringen. Im Moment scheitere dies an der mitregierenden FDP. Die Politik sei jetzt in der Pflicht. Özdemir hatte nach jahrelangen Diskussionen einen neuen Anlauf für eine staatliche Tierhaltungskennzeichnung für Fleisch gestartet.
    Bauernpräsident Rukwied beklagte außerdem Dumping-Angebote - wie ein Kilogramm italienischen Spargel für drei Euro - und appellierte an Kunden und Handel, auf heimische saisonale Ware zu setzen.

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