Katastrophenschutz:Stromabschaltung im Winter? BBK rudert zurück
20.11.2022 | 13:18
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Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) hatte für den Winter regional und zeitlich begrenzte Stromabschaltungen prognostiziert. Nun rudert das Amt zurück.
Hatte mit seinen Äußerungen für Aufsehen gesorgt: BBK-Chef Ralph Tiesler.
... die Wahrscheinlichkeit als gering angesehen [wird], dass es regional und zeitlich begrenzt zu erzwungenen Abschaltungen kommt, um die Gesamtversorgung weiter sicherzustellen.
BBK
Tiesler hatte der "Welt am Sonntag" gesagt, er rechne damit, dass es im Winter zu Stromabschaltungen komme. "Wir müssen davon ausgehen, dass es im Winter Blackouts geben wird", erklärte er. "Damit meine ich eine regional und zeitlich begrenzte Unterbrechung der Stromversorgung."
Das BBK twitterte nun, Tiesler habe sich auf ein solches Szenario bezogen, "um die grundsätzliche Bedeutung von Vorsorgemaßnahmen hervorzuheben". Es bedauerte die "missverständliche Formulierung".
Tweet des BBK
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Zudem erklärte das BBK, dass es einen großflächigen Stromausfall in Deutschland für "äußerst unwahrscheinlich" halte. "Das elektrische Energieversorgungssystem ist mehrfach redundant ausgelegt und verfügt über zahlreiche Sicherungsmechanismen, um das Stromnetz bei Störungen zu stabilisieren."
Als Blackout wird ein flächendeckender Zusammenbruch des europäischen Übertragungsnetzes definiert, was es seit dem Zweiten Weltkrieg nicht gegeben hat. Es könnte theoretisch dazu kommen, wenn das europäische Übertragungsnetz mit mehreren erheblichen Störungen zur gleichen Zeit konfrontiert ist - etwa durch ein massives Unwetterereignis, dass große Schäden im Netz verursacht. Experten halten diese großflächigen Stromausfälle allerdings für höchst unwahrscheinlich. Was aber theoretisch notwendig werden könnte ist ein sogenannter Brownout.
Als Brownout - oder kontrollierte Lastabschaltung - bezeichnet man eine gezielte Abschaltung einzelner Regionen und Bereiche, um Strom zu sparen und so das Netz stabil zu halten. Auch das ist seit dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland noch nicht vorgekommen und gilt als letztes Mittel der Stromnetzbetreiber, wenn der Strombedarf nicht mehr vollständig gedeckt werden kann. Durch die angespannte Situation auf dem Strommarkt, die Probleme der Atomkraftwerke in Frankreich und die Versorgungunsicherheit beim Erdgas sind solche Brownouts etwas wahrscheinlicher geworden, es handelt sich nach Aussage der Netzbetreiber aber weiterhin eher um ein geringes Risiko.
ZDFheute hatte am Samstag beim BBK nachgefragt: Auf welcher Grundlage hat Tiesler seine Aussagen zu Stromabschaltungen getroffen? Gibt es dazu Berechnungen? Diese Fragen wurden allerdings von der Pressestelle nicht beantwortet.
Deutschland will aussteigen: keine Kohle, kein Gas, keine Atomkraftwerke. Stattdessen wollen wir voll auf erneuerbare Energien umsteigen. Droht ein großer Strom-Blackout? 01.08.2022 | 43:30 min
Bundesnetzagentur: Abschaltungen unwahrscheinlich
Die Bundesnetzagentur hatte den Äußerungen Tieslers bereits am Samstag widersprochen. "Deutschland verfügt über eines der weltweit zuverlässigsten Stromversorgungssysteme", sagte ein Sprecher den Funke-Zeitungen.
Es gibt zahlreiche Mechanismen und Reserven zur Stabilisierung des Stromnetzes in angespannten Situationen.
Bundesnetzagentur
Die Bundesnetzagentur halte die Wahrscheinlichkeit für gering, dass erzwungene Abschaltungen im kommenden Winter erforderlich werden.
Grüne warnen vor Panikmache
Grünen-Parlamentsgeschäftsführerin Irene Mihalic warnte vor Panikmache. "Für den Fall, dass es regional zu zeitlich begrenzten Stromausfällen kommt, müssen wir dem mit entsprechender Vorbereitung begegnen", sagte sie am Sonntag dem "Handelsblatt". Gleichzeitig gelte es, "keine Panik zu schüren".
Stromnetzbetreiber müssen die Netzstabilität um jeden Preis aufrechterhalten, um einen Blackout zu verhindern. Das klappt gut, wurde aber auch schon mal eng. So wappnen sie sich.