Mitten im zugespitzten Ukraine-Konflikt haben Belarus und Russland ein großes Militärmanöver begonnen. Der Westen kritisiert die Militärübungen nahe der ukrainischen Grenze scharf.
Ungeachtet der Kritik des Westens hat in Belarus ein groß angelegtes Militärmanöver mit Russland begonnen. Die Übung im Süden der Ex-Sowjetrepublik nahe der Ukraine und im Westen an der EU-Außengrenze soll zehn Tage dauern. Auf fünf Truppenübungsplätzen solle etwa "die Unterdrückung und Abwehr äußerer Aggression" trainiert werden, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit.
SPD-Außenexperte: 30.000 gefechtsbereite russische Soldaten in Belarus
Die US-Regierung bezeichnete die Übungen am Mittwoch als "eskalierende Aktion". Die Regierung in Kiew und der Westen sehen einen Zusammenhang mit dem massiven russischen Truppenaufmarsch in der Nähe der Ostgrenze der Ukraine. Sie befürchten, dass Russland eine Invasion der Ukraine vorbereiten könnte. Moskau dementiert solche Absichten.
"Wir haben rund 120.000 kampfbereite Soldaten an der russisch-ukrainischen Grenze und nun kommt noch hinzu, dass Russland faktisch Belarus militärisch angeschlossen hat", sagte der SPD-Außenpolitiker Michael Roth im ZDF-Morgenmagazin. Er sprach von "30.000 gefechtsbereiten" russischen Soldaten in Belarus. Die Lage in Osteuropa sei "brandgefährlich".
Die Militärführungen in Belarus und Russland hatten mehrfach betont, die Truppenverlegung habe reinen Übungscharakter. Sie sei für niemanden eine Bedrohung und stehe im Einklang mit internationalem Recht. Laut Kreml sollen die russischen Soldaten nach Ende der Übung wieder zu ihren Standorten zurückkehren.
Russland verlegt schweres Militärgerät nach Belarus
Russland hatte in den vergangenen Wochen schweres Militärgerät in das Nachbarland verlegt - darunter Luftabwehrsysteme vom Typ S-400. Zudem wurden laut Angaben aus Moskau Kampfflugzeuge des Typs Suchoi Su-25SM über 7.000 Kilometer aus der Region Primorje am Japanischen Meer auf Militärflugplätze im Gebiet von Brest nahe der polnischen Grenze gebracht.
Russische Soldaten sind für Militärmanöver nach Belarus verlegt worden. "Man traut in der Ukraine dem Frieden nicht", sagt ZDF-Korrespondent Christian Semm.
Das russische Verteidigungsministerium veröffentlichte ein Video, das viele Panzer zeigte mit Tannenzweigen zur Tarnung. Zu sehen und hören war, wie scharf geschossen wurde.
Belarus und Russland hatten Transparenz während des Manövers zugesagt. Nach belarussischen Angaben sind mehr als 150 Journalisten akkreditiert worden.
Ukraine will ebenfalls Manöver abhalten
Als Reaktion auf russische Militärübungen in Belarus will die Ukraine heute ebenfalls mit einem eigenen zehntägigen Manöver beginnen. Dabei soll etwa der Umgang mit Drohnen, Raketen und Panzerabwehrwaffen geprobt werden, die von ausländischen Partnern geliefert wurden. Das hatte Verteidigungsminister Oleksij Resnikow vor wenigen Tagen mitgeteilt. Wie viele Soldaten beteiligt sind, ist nicht bekannt.
Der Ukraine-Konflikt hat sich in den vergangenen Wochen erheblich zugespitzt, weshalb derzeit diplomatische Bemühungen um eine Entschärfung auf Hochtouren laufen.