Der Ehemann von Swetlana Tichanowskaja ist in Belarus zu 18 Jahren Haft verurteilt worden. Die Oppositionsführerin warf Machthaber Lukaschenko Rache an seinen Gegnern vor.
Schon vor der Urteilsverkündung gegen ihren Ehemann spricht die belarussische Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja am Dienstagvormittag von einer "rechtswidrigen" Entscheidung. Dann, wenige Stunden später, steht die Strafe für Sergej Tichanowski fest: 18 Jahre Lagerhaft - unter besonders harten Bedingungen.
Die belarussische Justiz wirft dem 43-Jährigen vor, "Massenaufstände" vorbereitet und organisiert zu haben. Doch Oppositionelle und Menschenrechtler sind überzeugt, dass hinter dem Urteil, das unter Ausschluss der Öffentlichkeit im Gefängnis verlesen wurde, politisches Kalkül steckt - und Vergeltung für den Mut, sich gegen den autoritären Machthaber Alexander Lukaschenko aufzulehnen.
Tichanowskaja kandidierte 2020 an Stelle ihres Mannes
Sergej Tichanowski wollte ursprünglich bei der Präsidentenwahl im vergangenen Jahr gegen Lukaschenko kandidieren, wurde dann aber noch Monate vor der Abstimmung festgenommen. An seiner Stelle trat seine Frau Swetlana an, die nun mit Blick auf die Urteilsverkündung schreibt:
Viele Belarussen sehen die 39-Jährige als wahre Siegerin der Wahl. Es gab monatelange Proteste. Auch die EU erkennt Lukaschenko nach der als gefälscht geltenden Abstimmung nicht mehr als Präsidenten an.
Haftstrafen für fünf weitere Oppositionelle
Neben Sergej Tichanowski wurden am Dienstag fünf weitere Männer zu vielen Jahren Freiheitsentzug verurteilt - darunter der prominente Oppositionspolitiker Nikolai Statkewitsch, der für 14 Jahre ins Straflager muss.
Die belarussische Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja hat die EU zu entschlossenerem und aktivem Handeln gegen den Machthaber Alexander Lukaschenko aufgefordert.
Der immer wieder als "letzter Diktator Europas" bezeichnete Lukaschenko steht im Westen in der Kritik, weil seine Sicherheitskräfte in den Monaten nach der Präsidentenwahl oft brutal gegen friedliche Demonstranten vorgingen. Zehntausende wurden damals festgenommen, Hunderte verletzt und mehrere Menschen getötet.
Tichanowskaja gibt sich kämpferisch
Swetlana Tichanowskaja gibt sich kämpferisch: Irgendwann komme der Tag, an dem sie ihren geliebten Mann wiedersehe, sagt sie in einer Videobotschaft - an der Wand hinter ihr hängt ein Bild von Sergej.
In der Haft besuchen können wird Tichanowskaja ihren Mann, mit dem sie zwei Kinder hat, in den kommenden Jahren wohl nicht: In ihrer Heimat ist sie nach ihrer Flucht zur Fahndung ausgeschrieben worden, ihr drohen bei einer Rückkehr viele Jahre Straflager.