Wegen des Ukraine-Kriegs und der angestiegenen Energiepreise will Belgien den Atomausstieg um zehn Jahre verschieben. Der belgische Premierminister De Croo bestätigte dies.
Belgien plant, die Atomkraftwerke zehn weitere Jahre lang laufen zu lassen. Grund dafür sei die aktuelle Energiekrise. Belgien will damit Energiesicherheit gewährleisten.
Belgien plant seit Jahren den Atomausstieg. Die teilweise maroden belgischen Atommeiler bereiten auch Deutschland Sorgen. Auch wegen des Kriegs in der Ukraine vollzieht die Regierung nun jedoch eine Kehrtwende.
Sie will den Atomausstieg um zehn Jahre verschieben. Das nahe der deutschen Grenze gelegene Kernkraftwerk Tihange 3 sowie das bei Antwerpen gelegene Kernkraftwerk Doel 4 sollen bis 2035 weiterlaufen. Das bestätigte der belgische Premierminister Alexander De Croo am Freitagabend nach Beratungen der Regierung.
Atomausstieg wegen Krieg und Energiepreisen verschoben
Durch die Laufzeitverlängerung soll die Energiesicherheit gewährleistet werden. Dabei spielen auch der Krieg in der Ukraine und die zuletzt stark angestiegenen Energiepreise eine Rolle. Die Kraftwerke hätten eigentlich spätestens Ende 2025 abgeschaltet werden sollen.
In Belgien wurde der Atomausstieg schon 2003 gesetzlich festgelegt, doch die Debatte zieht sich seit Jahren. Mehr als die Hälfte der verbrauchten Elektrizität wurde 2021 laut dem Netzbetreiber Elia durch Kernkraft produziert.
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Deutschland fordert Stilllegung der Atommeiler in Belgien
Was Belgien als Lösung für eine mögliche Energieknappheit sieht, ist für Deutschland schon seit Jahren Grund zur Sorge. So wurden bei den derzeit noch sieben belgischen Atommeilern mehrfach Mängel festgestellt, etwa marode Betonteile.
Die Stadt Aachen und die Bundesregierung hatten in der Vergangenheit deswegen mehrfach gefordert, die Reaktoren stillzulegen. Die ältesten stammen aus den 1970er Jahren.
Abschaltung der AKW in Deutschland
Doch auch in Deutschland wurde das Thema der Laufzeitverlängerung zuletzt wieder diskutiert. Der Krieg in der Ukraine und die stark gestiegenen Gaspreise haben gezeigt, wie abhängig Europa von fossilen Brennstoffen ist - besonders von Russland, das rund 40 Prozent des Gases in der EU liefert und rund 55 Prozent in Deutschland.
Der Krieg in der Ukraine hat auch massive Folgen für die deutsche Wirtschaft.
So sagte etwa Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU), ein längerer Betrieb der verbliebenen Atomkraftwerke in Deutschland könne für einen begrenzten Zeitraum "sehr helfen."
Bundeswirtschafts- und Umweltminister Robert Habeck (Grüne) hat jedoch klargestellt, dass die Vorbereitungen für die Abschaltung der letzten drei AKW in Deutschland bis Ende des Jahres schon zu weit fortgeschritten sind, um sie in Betrieb zu halten.