Kritik von Palästinensern: Ben-Gvir besucht Tempelberg

    Palästinenser sehen Provokation:Israels Minister Ben-Gvir besucht Tempelberg

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    Allen Warnungen zum Trotz hat Israels neuer Minister für nationale Sicherheit, Itamar Ben-Gvir, den Tempelberg in Jerusalem besucht. Palästinenser sehen darin eine Provokation.

    Israelische Polizisten sichern das Gelände der Al-Aqsa-Moschee in der Altstadt von Jerusalem (Israel), aufgenommen am 03.03.2022
    Israelische Polizisten eskortieren jüdische Besucher zum Gelände der Al-Aksa-Moschee in der Jerusalemer Altstadt.
    Quelle: AP

    Israels neuer Minister für Nationale Sicherheit, Itamar Ben-Gvir, hat erstmals seit seinem Amtsantritt den Tempelberg in Jerusalem besucht. Israelischen Medienberichten zufolge kam er am frühen Morgen in Polizeibegleitung zu der heiligen Stätte in der Altstadt. Die im Gazastreifen herrschende islamistische Palästinenserorganisation Hamas hatte zuvor vor einem solchen Besuch Ben-Gvirs gewarnt und mit einer neuen schweren Eskalation gedroht.
    Der Tempelberg (Al-Haram al-Scharif) mit dem Felsendom und der Al-Aksa-Moschee ist die drittheiligste Stätte im Islam. Sie ist aber auch Juden heilig, weil dort früher zwei jüdische Tempel standen.
    Der Tempelberg steht unter muslimischer Verwaltung, während Israel für die Sicherheit zuständig ist. Laut einer Vereinbarung mit den muslimischen Behörden dürfen Juden die Anlage besuchen, dort aber nicht beten. Dagegen gibt es jedoch immer wieder Verstöße. Ben-Gvir hatte diese Vereinbarung als "rassistisch" und als Diskriminierung gegen Juden kritisiert. Palästinenser werfen Israel vor, es wolle seine Kontrolle über die heilige Stätte ausweiten.

    Militante Palästinensergruppen rufen zu Konfrontation auf

    Militante Palästinensergruppen im Gazastreifen sprachen von einer "gefährlichen Eskalation und Provokation gegen unser palästinensisches Volk" und warnten vor einem "Religionskrieg" in der Region. Sie riefen Palästinenser im Westjordanland dazu auf, Konfrontationen mit der israelischen Armee zu verschärfen, "um die Al-Aksa-Moschee zu schützen".
    Ben-Gvir schrieb dagegen nach dem Besuch bei Twitter: "Die israelische Regierung, deren Mitglied ich bin, wird sich einer Organisation schändlicher Mörder nicht unterordnen." Weiter sagte der Minister:

    Der Tempelberg steht allen offen und wenn die Hamas glaubt, ihre Drohungen könnten mich abschrecken, dann müssen sie verstehen, dass sich die Zeiten geändert haben.

    Itamar Ben-Gvir, Minister für Nationale Sicherheit in Israel

    Er sagte nach dem Besuch, man müsse mit "eiserner Faust" gegen jene vorgehen, die Drohungen ausstoßen.

    Israels Ex-Ministerpräsident Lapid verurteilt Besuch

    Der ehemalige israelische Ministerpräsident Jair Lapid hatte am Montag bei Twitter geschrieben:

    Itamar Ben-Gvir darf den Tempelberg nicht besuchen, dies ist eine Provokation, die zu Gewalt führen wird, die Menschenleben gefährden und Menschenleben kosten wird.

    Jair Lapid, ehemalige Ministerpräsident Israel

    Das jordanische Außenministerium verurteilte Ben-Gvirs Besuch auf dem Tempelberg am Dienstag aufs Schärfste. Es handele sich um "einen provokativen Schritt" und einen "eklatanten Verstoß gegen internationales Recht", hieß es. Jordanien ist Hüter der heiligen Stätten des Islams in Jerusalem.
    Der jordanische König Abdullah II. hatte zuletzt in einem Interview des US-Senders CNN auf "rote Linien" mit Blick auf die heiligen Stätten in Jerusalem hingewiesen. "Wenn Leute einen Konflikt mit uns wollen, sind wir darauf vorbereitet."

    Ben-Gvir jüngst wegen Hetze aufgefallen

    Ben-Gvir von der rechtsextremen Ozma Jehudit war in der Vergangenheit wegen rassistischer Hetze und Unterstützung einer jüdischen Terrororganisation verurteilt worden. Er gilt als politischer Brandstifter, vor allem mit Blick auf die Palästinenser. Er ist Teil der neuen rechts-religiösen Regierung Benjamin Netanjahus, die am Donnerstag in Israel vereidigt worden war.
    Quelle: dpa

    Zum Konflikt zwischen Israel und Palästinensern