In Berlin demonstrieren am Sonntag laut Polizeiangaben mindestens 100.000 Menschen gegen den Krieg in der Ukraine. Auch in anderen Städten halten die Proteste an.
Mit Schildern wie "Stoppt den Krieg" und ukrainischen Flaggen haben in Berlin am Sonntag deutlich mehr Menschen als im Vorfeld erwartet gegen den Krieg in der Ukraine demonstriert. Nach Polizeiangaben wurde die Zahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf mindestens 100.000 geschätzt, das Veranstalterbündnis sprach von 500.000 Menschen.
Nachdem Russlands Präsident Putin als Reaktion auf die nach seinen Worten "aggressiven Erklärungen" westlicher Staaten angekündigt hat, die "Abschreckungskräfte" des Landes in "Alarmbereitschaft" zu versetzen, kam es auch in Tschechien und Teilen Russlands zu weiteren Demonstrationen.
Appell an Putin: Kämpfe in Ukraine einstellen
In Berlin waren im Vorfeld etwa 20.000 Teilnehmer bei der Kundgebung auf der Straße des 17. Juni an der Siegessäule erwartet worden. Am frühen Nachmittag schätzte die Polizei die Teilnehmerzahl dann trotz weiteren Zustroms "auf eine niedrige sechsstellige Zahl" und weitete den Versammlungsort bis zum Bahnhof Tiergarten aus. Etwa 400 Polizeikräfte waren zunächst im Einsatz.
Zu der Großkundgebung aufgerufen hatte angesichts des russischen Großangriffs auf die Ukraine ein Bündnis unter anderem aus Friedens-, Menschenrechts- und Umweltschutzorganisationen.
In den Redebeiträgen wurde immer wieder an die russische Führung appelliert, die Kämpfe einzustellen, die Truppen zurückzuziehen und an den Verhandlungstisch zurückzukehren. In Richtung Bundesregierung wurde unter anderem gefordert, die Grenzen für Flüchtende aus der Ukraine offenzuhalten. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) kündigte zuletzt an, es würden bereits "unbürokratische Wege" für schnelle Hilfen bei der Aufnahme von Flüchtenden vorbereitet.
Klimaaktivistin Luisa Neubauer forderte auf der Demo zudem, als friedenssichernde Maßnahme auch aktiv in erneuerbare Energien zu investieren. In einer Sondersitzung des Bundestags am Sonntag hatte die Regierung bereits verkündet, hier nachbessern zu wollen.
Sehen Sie hier die Regierungserklärung von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) zum Krieg in der Ukraine in voller Länge:
In seiner Regierungserklärung kündigte Bundeskanzler Scholz ein Sondervermögen für die Bundeswehr an. Für die Sicherheit in Europa seien mehr Investitionen nötig, so Scholz.
Lauterbach: Protest nicht alles, aber wichtig
Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Annette Kurschus, verurteilte vor den Demonstrierenden in Berlin den Überfall auf die Ukraine durch das russische Militär.
Auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) nahm an der Demo in Berlin teil. Er teilte ein Foto auf Twitter mit dem Appell, dass Protest zwar "nicht alles" sei, aber dazu gehöre und damit ein wichtiges Zeichen gesetzt würde.
Proteste auch in Tschechien und Russland
In tschechischen Städten wie Prag und Brünn (Brno) haben sich am Sonntag ebenfalls Tausende Menschen zu friedlichen Solidaritätskundgebungen für die Ukraine versammelt. Die Demonstrierenden trugen ukrainische und tschechische Fahnen sowie Transparente mit Aufschriften wie "No War" und "Heute die Ukraine, morgen wir".
Auch in vielen russischen Städten gingen wieder Menschen gegen den Krieg in der Ukraine auf die Straßen. Die Menschenrechtsgruppe OWD Info, die die Proteste beobachtet, teilte mit, bis Sonntagnachmittag habe es in 32 russischen Städten mindestens 356 Festnahmen bei Antikriegskundgebungen gegeben.
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