Triell ums Rote Rathaus: Berlin wählt - nochmal

    Triell ums Rote Rathaus:Berlin wählt - nochmal

    von Markus Gross
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    Die Wahlplakate sind gedruckt, die Kampagnen ausgetüftelt. Berlin wählt innerhalb von anderthalb Jahren zum zweiten Mal sein Abgeordnetenhaus. Geplant war das nicht.

    Das Rote Rathaus, Sitz des Regierenden Bürgermeisters sowie des Senats von Berlin.
    Wer nach der Wiederholungswahl am 12. Februar in der Hauptstadt regiert, ist noch offen.
    Quelle: dpa

    Im Januar beginnt der heiße Wahlkampf - knapp sechs Wochen bis zur Stimmabgabe am 12. Februar. Die Umfragen sehen einen spannenden Dreikampf voraus: SPD, Grüne und CDU rangieren mit einem Stimmenanteil von etwa 20 Prozent derzeit gleichauf.
    Bei der Pannen-Wahl vom September 2021 machte Berlin bundesweit Schlagzeilen: Fehlende oder falsche Stimmzettel, lange Schlangen vor den Wahllokalen, von denen viele noch deutlich nach 18 Uhr geöffnet waren. Der Berliner Verfassungsgerichtshof attestierte den Organisatoren "schwere systemische Mängel bei der Vorbereitung der Wahl" und ordnete eine Wiederholung an.

    Kläger wollen Wahl noch verhindern

    Inzwischen versucht eine Gruppe von 43 Klägern, die Wahl in letzter Sekunde noch zu stoppen, hat Verfassungsbeschwerde in Karlsruhe eingelegt. Ausgang ungewiss. Unbeeindruckt dessen starten die Parteien in den Wahlkampf.
    Franziska Giffey (SPD) und Bettina Jarasch (Grüne) sitzen nebeneinander im Plenarsaal des Berliner Senats
    Wahlkampf in Berlin: Die Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey könnte von ihrem eigenen Koalitionspartner, den Grünen, überholt werden.19.11.2022 | 4:06 min
    Gefordert ist vor allem das regierende rot-grün-rote Bündnis. Franziska Giffeys SPD will alles daransetzen, das Rote Rathaus zu verteidigen. Steigende Energie- und Lebensmittelpreise, Berlin sicher durch den Krisenwinter bringen - darauf setzen vor allem die Sozialdemokraten. Und werden nicht müde zu betonen, dass sie es waren, die das drei Milliarden Euro schwere Entlastungspaket kurz vor Weihnachten noch auf den Weg gebracht haben.
    Eine konkrete Koalitionsaussage gibt es nicht, insgeheim hofft Giffey aber, das bisherige Bündnis unter ihrer Führung fortsetzen zu können. "Wir haben das gut hinbekommen, alles ist prima", bilanzierte sie kurz vor Weihnachten auf einer Senats-Pressekonferenz.

    Nur 37 Prozent der Berliner mit Giffey zufrieden

    Manche bei Linken und Grünen befürchten allerdings, die SPD werde auf jeden Fall das Lager wechseln, wenn Giffey dadurch Chefin im Roten Rathaus bleiben könnte. Im Wahlkampf präsentiert sie sich als fürsorgliche Landesmutter, ist in der Stadt omnipräsent - doch das zahlt sich in ihren Beliebtheitswerten nicht aus: Nur 37 Prozent der Befragten in Berlin sind mit ihrer Arbeit zufrieden.
    "Jetzt ist Zeit für Grün. Berlin braucht eine andere Führung." Bettina Jarasch gibt sich selbstbewusst und sendet gleich eine Kampfansage an die SPD. Die grüne Spitzenkandidatin will das bisherige Dreierbündnis gerne fortsetzen - aber mit sich selbst an der Spitze.

    Jarasch will erste grüne Rathaus-Chefin werden

    Dabei geht es den Grünen um einen entschlossenen Klimaschutz, einen gemeinwohlorientierten Wohnungsmarkt und vor allem um eine moderne Verwaltung. Jarasch rechnet sich jedenfalls gute Chancen aus, als erste Grüne ins Rote Rathaus zu ziehen.
    Auch Kai Wegner, der Spitzenkandidat der CDU, macht sich Hoffnungen. Beflügelt von guten Umfrage-Ergebnissen im Bund, möchte seine CDU nach über 20 Jahren Abwesenheit wieder das Regierungsamt übernehmen. "Rot-Grün-Rot hat sich kaputtregiert", warf er dem Senat im Abgeordnetenhaus vor.
    Berlin: "Zustände einer Bananen-Republik"
    Nach dem Wahl-Chaos stünde "das Vertrauen in die […] Verfassungsmäßigkeit über jeder Praktikabilitätserwägung", so Thorsten Frei (CDU), Parlamentarische Geschäftsführer Unionsfraktion.17.11.2022 | 5:17 min

    Drei Parteien werden Rennen unter sich ausmachen

    Wegner fordert deshalb einen Neustart und setzt dabei auf die klassischen Themenkomplexe: Innere Sicherheit, bessere Bildung und eine starke Wirtschaft. Offen bleibt, mit wem er dieses Programm umsetzen will. Wegners Avancen in Richtung Grüne bleiben bislang unerwidert.
    Die Karten werden also neu gemischt. Drei Parteien, die das Rennen ums Rote Rathaus wohl unter sich ausmachen werden. Spannend, der Wahlkampf in Berlin.

    Die Pannenwahl in Berlin und ihre Folgen