US-Präsident Joe Biden wirft Russland in der Ukraine mit deutlichen Worten "Völkermord" vor. Auch wenn Juristen das entscheiden müssten: Für ihn sehe es nach einem Genozid aus.
US-Präsident Joe Biden hat Russland explizit vorgeworfen, für einen Völkermord in der Ukraine verantwortlich zu sein. "Ich habe es Völkermord genannt, denn es wird klarer und klarer, dass Putin einfach versucht, die Idee, überhaupt Ukrainer sein zu können, einfach auszuradieren", sagte Biden mit Blick auf mutmaßlich von russischen Soldaten begangene Verbrechen in der Ukraine.
Biden: Beweise für Völkermord häufen sich
Auch wenn Juristen auf internationaler Ebene entscheiden müssten, ob es sich um Genozid handele oder nicht, sehe es für ihn danach aus, sagte Biden. "Die Beweise häufen sich. Es sieht anders aus als letzte Woche. Es kommen buchstäblich immer mehr Beweise für die schrecklichen Dinge ans Licht, die die Russen in der Ukraine getan haben."
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj begrüßte die Aussage des US-Präsidenten und forderte mehr Unterstützung des Westens.
Biden hatte kurz zuvor mit Blick auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine erstmals von einem Völkermord gesprochen.
Zwischen Kanzler-Kumpel und Kaltem Krieger: Wladimir Putin hat eine enge, aber komplizierte Beziehung zu Deutschland. Er schätzt Land und Leute, viele westliche Werte lehnt er ab.
In einer Rede über die hohe Inflation in den USA sagte Biden am Dienstag: "Ihr Familienbudget, ihre Fähigkeit, den Tank aufzufüllen - all das sollte nicht davon abhängen, ob ein Diktator am anderen Ende der Welt einen Krieg erklärt und einen Völkermord begeht."
Die US-Regierung hat Russland bereits Kriegsverbrechen in der Ukraine zur Last gelegt, den Vorwurf eines Genozids hatte Washington aber zunächst nicht erhoben.
Biden nannte Putin nach Butscha "Kriegsverbrecher"
Nach den Gräueltaten an Zivilisten im Kiewer Vorort Butscha bezeichnete Biden Wladimir Putin Anfang vergangener Woche als "Kriegsverbrecher". Auf die Frage, ob die Taten einem Völkermord gleichkämen, sagte der US-Präsident aber: "Nein, ich denke, es ist ein Kriegsverbrechen."
In dem Kiewer Vorort Butscha waren nach ukrainischen Angaben nach dem Rückzug der russischen Armee aus der Hauptstadtregion auch zahlreiche Leichen von Zivilisten gefunden worden. Zahlreiche westliche Regierungsvertreter, darunter auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sprachen mit Blick auf die Gräueltaten von "Kriegsverbrechen". Moskau bestreitet jegliche Verantwortung und spricht von gefälschten Fotos und Videos.
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