US-Präsident Biden sagt, der ukrainische Präsident habe auf US-Warnungen vor einem russischen Einmarsch nicht gehört. Die ukrainische Regierung ist über diese Äußerung verstimmt.
Die ukrainische Führung hat mit Unverständnis auf Äußerungen von US-Präsident Joe Biden reagiert, wonach Präsident Wolodymyr Selenskyj vor Kriegsbeginn die von Russland ausgehende Gefahr nicht ernst genug genommen habe.
Biden hatte bei einer Veranstaltung am Freitagabend (Ortszeit) in Los Angeles gesagt, es habe bereits vor dem 24. Februar Beweise dafür gegeben, dass Kremlchef Wladimir Putin die Ukraine überfallen wolle.
Sprecher: Selenskyj habe präventiv zu Sanktionen aufgerufen
"Die Phrase 'wollte nicht hören' bedarf sicherlich einer Erläuterung", sagte am Samstag der ukrainische Präsidentensprecher Serhij Nykyforow. Selenskyj habe dazu aufgerufen, präventiv Sanktionen gegen Russland zu verhängen. "Und hier kann man schon sagen, dass unsere Partner uns nicht hören wollten'", sagte er.
Zwei Wochen vor Kriegsbeginn hatte Selenskyj gesagt, sein Land lebe schon seit 2014 mit einer Dauerbedrohung durch Russland. Er beklagte damals, der westliche "Alarmismus" schade dem Land mehr als er nütze: "Der beste Freund für die Feinde ist Panik in unserem Lande." Sprich: Russland nütze es, wenn Angst zur Destabilisierung in der Ukraine führt. Vor dem Jahreswechsel hatte die Ukraine selbst vor einem möglichen Angriff Russlands gewarnt.
Länder warfen Biden Alarmismus vor
Biden hatte in Los Angeles erklärt, die USA hätten bereits vor dem russischen Einmarsch in die Ukraine am 24. Februar vor einem entsprechenden Schritt gewarnt. Es habe "keinen Zweifel" daran gegeben, dass Russland "über die Grenze gehen" würde, so Biden. Bei einigen europäischen Staaten stießen die Äußerungen damals auf Unglauben und sogar Kritik. Einige Länder warfen Washington Alarmismus vor.
Vorwurf: Selenskyj hat die Ukraine nicht ausreichend vorbereitet
Die US-Regierung habe jedoch Daten gehabt, die ihre Einschätzung stützten. Mit Blick auf Warnungen der USA vor einem möglichen russischen Angriff sagte US-Präsident Joe Biden:
Selenskyj wird vorgeworfen, er hätte die Ukraine nicht ausreichend auf die Bedrohung durch einen möglichen russischen Einmarsch vorbereitet. Er hatte in den Wochen vor Beginn der russischen Invasion am 24. Februar gereizt auf die wiederholten Warnungen der USA vor einem Militärangriff reagiert, unter anderem, weil er fürchtete, dass das Szenario eines drohenden Krieges der ukrainischen Wirtschaft schaden könnte.
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Invasion erfolgte am 24. Februar
Die Warnungen der USA bewahrheiteten sich: In der Nacht auf den 24. Februar begann der russische Angriffskrieg auf die Ukraine. Seitdem sind Millionen Menschen auf der Flucht. Die Ukraine berichtet von etwa 10.000 getöteten ukrainischen Soldaten. Berichte über Kriegsverbrechen durch russische Kämpfer häufen sich.
Fokus der russischen Soldaten und der pro-russischen Separatisten ist aktuell der Donbass im Osten der Ukraine - dort finden derzeit die intensivsten Kämpfe statt. Trotz vorübergehender Erfolge bei einem Gegenangriff am Wochenende steht die Ukraine kurz davor, die Kontrolle über die Stadt Sjewjerodonezk zu verlieren.
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Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.