Nach dem Massaker an einer Grundschule in Texas hat US-Präsident Joe Biden mehr Entschlossenheit im Umgang mit der Waffengewalt im Land gefordert.
Nach dem Angriff auf eine Grundschule mit zahlreichen toten Kindern im US-Bundesstaat Texas hat US-Präsident Joe Biden zu einem schärferen Vorgehen gegen die grassierende Waffengewalt aufgerufen.
Es sei höchste Zeit, "diesen Schmerz in Taten zu verwandeln, für jeden Elternteil, jeden Bürger dieses Landes". "Ich bin angewidert und müde", fügte er an. "Sagen Sie mir nicht, dass wir keinen Einfluss auf dieses Gemetzel haben können", sagte er an die Adresse der Republikaner, die sich gegen strengere Waffengesetze wehren. Die Waffenflut im Land, insbesondere Sturmgewehre, müsse stärker reguliert werden.
Biden: Unermesslicher Schmerz
Ein 18-Jähriger hatte wenige Stunden vorher in einer Grundschule in der Kleinstadt Uvalde in Texas nach Behördenangaben mindestens 19 Kinder sowie eine Lehrkraft getötet.
Biden verwies in seiner Rede auf den unermesslichen Schmerz, den die Eltern der getöteten Kinder empfinden müssen. "Ein Kind zu verlieren ist so, als ob ein Stück deiner Seele herausgerissen wird", sagte er, während First Lady Jill hinter ihm stand. "Da ist eine Hohlheit in deiner Brust. Du hast das Gefühl, als ob du hineingesogen wirst und niemals in der Lage sein wirst, herauszukommen."
Er selbst hatte bei einem Autounfall 1972 seine erste Frau und die gemeinsame Tochter sowie 2015 seinen Sohn Beau verloren, der an Krebs gestorben war.
- Texas: Tote nach Schüssen an Grundschule
Ein 18-Jähriger hat an einer Grundschule in Texas das Feuer eröffnet und mindestens 19 Kinder getötet. Auch zwei Erwachsene starben, der mutmaßliche Schütze ist tot.
Biden äußerte sich kurz nach seiner Rückkehr von einer fünftägigen Asien-Reise. Zwei Tage vor seinem Abflug nach Südkorea hatte er sich mit Hinterbliebenen der zehn Todesopfer einer rassistisch motivierten Schusswaffenattacke in einem Supermarkt in Buffalo im Staat New York getroffen.
Vizepräsidentin Kamala Harris fand zuvor ähnliche Worte. In solchen Momenten bekundeten die Leute, dass "unsere Herzen gebrochen sind", sagte sie. "Doch unsere Herzen werden immer wieder gebrochen (...) und unsere gebrochenen Herzen sind nichts im Vergleich zu den gebrochenen Herzen dieser Familien."
Auch Harris mahnte Gegenmaßnahmen an:
Obama: Republikaner haben Land gelähmt
Auch der frühere US-Präsident Barack Obama (60) zeigte bei Twitter seine Wut über die Waffenlobby. Er kritisierte in diesem Zusammenhang die oppositionellen US-Republikaner. "Unser Land ist gelähmt, nicht durch Angst, sondern durch eine Waffenlobby und eine politische Partei, die keine Bereitschaft gezeigt haben, in irgendeiner Weise zu handeln, um diese Tragödien zu verhindern", erklärte Obama.
Obama erinnerte an ein Massaker an der Grundschule Sandy Hook im Jahr 2012 und an eine weitere Tat in Buffalo, bei der ein Schütze diesen Monat in einem Supermarkt das Feuer eröffnet hatte. Es sei längst an der Zeit zu handeln, schrieb der Ex-US-Präsident.
21.000 Tote in den USA im letzten Jahr durch Waffengewalt. Viele Amerikaner rüsten illegal auf, besorgen sich Waffenteile im Internet und montieren sie zusammen. Der Markt für sogenannte "ghost guns", Geisterwaffen, boomt.
Ob die Tragödie von Uvalde etwas an der politischen Dynamik in der Waffendebatte ändern wird, ist aber unklar. Schon nach dem Amoklauf an der Grundschule Sandy Hook in Newtown im Staat Connecticut, bei dem 20 Kinder und sechs Erwachsene getötet wurden, gab es Appelle und politische Anläufe für ein schärferes Waffenrecht, die aber letztlich scheiterten.
Wie umstritten das Thema ist, zeigte sich am Dienstag bei einem Wahlkampfauftritt der Republikanerin Herschel Walker, die sich um einen Senatssitz bewirbt: Als bei ihrer Veranstaltung ein Videoclip mit Bidens Aufruf zu mehr Waffenkontrolle eingeblendet wurde, buhte die Menge.
- Waffengewalt in den USA
Die USA hat eine hohe Zahl an Opfern durch Waffengewalt: Im vergangenen Jahr wurden fast 21.000 Menschen durch eine Schusswaffe getötet.