Kommt es bei den US-Wahlen zu einer Neuauflage des Rennens Biden gegen Trump? Wie die Stimmung unter den Wählern derzeit ist und welche Wählergruppe entscheidend ist.
Sie sind beide alt, weiß und männlich. Und beide genießen bei ihren Wählern gerade keine überragende Zustimmung. Trotzdem könnte es sein, dass beide bei der US-Präsidentschaftswahl 2024 ihren Hut wieder in den Ring werfen. Wie ihre Chancen aus derzeitiger Sicht stehen.
Zustimmung für Joe Biden auf Tiefpunkt
In diesem Jahr wird Joe Biden 80 Jahre alt. Er ist der älteste Präsident, den die Vereinigten Staaten jemals hatten. Nach aktuellen Umfragen (Monmouth University, Reuters/Ipsos) sind nur 36 Prozent der Amerikaner mit seiner Arbeit zufrieden. Es ist sein bisher niedrigster Wert.
"Die Zustimmungsrate ist nicht großartig, aber man muss sehen, wie es nach vier Jahren aussieht", sagt der Meinungsforscher und politische Stratege, Cornell Belcher. Grund für die Umfragewerte sei, dass viele Amerikaner Joe Biden für aktuelle Probleme wie die Inflation oder Ausfälle bei den Lieferketten verantwortlich machten.
Die außen- und innenpolitischen Herausforderungen von US-Präsident Joe Biden im Video:
Nach dem russischen Angriffskrieg und den Gipfeln von G7 und Nato steht Amerika vor der Frage, welche Allianzen der Welt künftig einen stabilen Handlungsrahmen verleihen können.
Ist Joe Biden zu alt, um noch einmal US-Präsident zu werden?
Am Ende einer zweiten Amtszeit wäre Biden 86 Jahre alt. Sein Alter ist der Hauptgrund dafür, dass sich nach einer Umfrage von New York Times/Siena College die überwiegende Mehrheit (65 Prozent) derer, die 2024 die Demokraten wählen wollen, einen anderen Kandidaten als Joe Biden wünscht.
Die Altersfrage sei nach Belcher zwar berechtigt und die müsse sich Joe Biden am Ende seiner aktuellen Amtszeit auch stellen, aber:
Wenn Biden kandidiert und Alterserscheinungen zeigt und Trump die Alternative ist, geht Mike O'Hanlon von der Denkfabrik Brookings davon aus, dass viele Wähler entmutigt und frustriert sein würden.
Dem ehemaligen US-Präsidenten Trump wird vorgeworfen, die Erstürmung des Kapitols in Kauf genommen zu haben. Nun fand dazu die letzte öffentliche Anhörung statt.
Ex-Präsident Donald Trump hat immer noch Einfluss
Nicht viel jünger als Biden ist mit 76-Jahren Donald Trump, aus dessen Kreisen zu hören ist, dass er bei der Wahl 2024 wieder antreten will.
"Die Mehrheit der Amerikaner hat Donald Trump nie unterstützt", erinnert Belcher. Trump habe aber immer noch Einfluss auf einen Großteil der amerikanischen Politik.
Die Hälfte der republikanischen Wähler (51 Prozent) wünschen sich aktuell einen anderen Kandidaten als Trump, wie eine Umfrage von New York Times/Siena College zeigt. Danach ist Ron DeSantis, der Gouverneur von Florida, mit 25 Prozent die zweite Wahl republikanischer Wähler. Politik-Stratege Belcher beschreibt DeSantis als noch autoritärer und nationalistischer als Trump.
Florida streitet über LGBTQ: Zum Beispiel tritt an staatlichen Schulen ein Gesetz in Kraft, das den Lehrern verbietet mit Schülern über geschlechtliche Orientierung zu sprechen.
Millennials können entscheidend für Wahl 2024 sein
DeSantis war in den Umfragen die erste Wahl für jüngere Republikaner, für republikanische Wähler mit Hochschulabschluss und für jene, die sagten, dass sie 2020 für Präsident Joe Biden gestimmt hatten.
Die größten Einbrüche bei Bidens Zustimmungsraten kommen von den jungen Wählern, den Millennials, erklärt Belcher. Aber auch von Minderheiten, die sich erhofft haben, dass sich Dinge verändern würden, wenn sie zur Wahl gehen. So wie es ihnen versprochen wurde.
Diese Wählergruppen hätten auf Maßnahmen gegen Waffen- und Polizeigewalt oder gegen Klimawandel gehofft, so Belcher. Doch sie sahen immer wieder, dass diese Maßnahmen blockiert wurden.
Die Millennials und die Generation Z seien der potentiell größte Wählerblock im Land. Ob die jungen Wähler ihre Stimme einem alten, weißen Mann geben würden, wird sich 2024 zeigen. Ausschlaggebend sei für Belcher allerdings nicht das Alter, sondern, welche Ideen ein Kandidat vertritt.