Bidens Rede vor UN: Wahlkampf und Weltfrieden

    Kommentar

    Rede vor UN-Generalversammlung:Biden zwischen Wahlkampf und Weltfrieden

    von Ulrike Rödle, Studio Washington
    22.09.2022 | 01:04
    |

    Bei seiner Rede vor der UN machte US-Präsident Biden klar, dass die USA wieder dazu bereit sind, eine globale Führungsrolle zu übernehmen. Das dürfte auch Wahlkampf-Taktik sein.

    US-Präsident Joe Biden bei seiner Rede vor der UN-Vollversammlung
    US-Präsident Biden bei Rede vor der UN-Vollversammlung. Darin ging es vor allem um den Ukraine-Krieg.

    Wenn amerikanische Präsidenten vor der Generalversammlung der Vereinten Nationen reden, dann geht es immer um große Themen und große Probleme. So auch dieses Mal. Gleich zu Beginn seiner Rede kritisierte Präsident Biden die von Putin angekündigte Teilmobilmachung scharf. Dieser würde "schamlos" gegen die Kernprinzipien der UN-Charta verstoßen und die Ukraine auslöschen wollen.

    Wer auch immer Sie sind, wo auch immer Sie leben, was auch immer Sie glauben, das sollte Ihnen das Blut in den Adern gefrieren lassen.

    Joe Biden, US-Präsident

    Deutliche Worte. Worte, die auch als Appell an die Weltgemeinschaft zu verstehen sind und mit denen der amerikanische Präsident zeigen will: Die USA sind bereit, angesichts globaler Krisen und Kriege wieder eine Führungsrolle in der Welt zu übernehmen. Genau das hatte Biden dem amerikanischen Volk bei seinem Amtsantritt versprochen - nach vier Jahren Trump.

    Bidens Bekenntnis zum Multilateralismus

    Doch Biden setzt dabei nicht auf einen Alleingang à la Trump. Seine Rede vor der UN-Generalversammlung zeigt, dass er die Staatengemeinschaft miteinbeziehen will.

    Wenn Staaten ihre imperialistischen Ambitionen ohne Konsequenzen verfolgen können, gefährdet dies alles, wofür die Vereinten Nationen stehen.

    Joe Biden, US-Präsident

    Dieser Krieg, so Biden, sei ein Affront gegenüber dem, wofür die Vereinigten Staate stünden. Die Rede von Präsident Biden war insofern zum einen ein Bekenntnis zu dieser Führungsrolle, zum anderen aber auch ein Bekenntnis zum Multilateralismus. Nun weiß Biden allerdings auch, dass in wenigen Wochen in den USA Kongresswahlen stattfinden. Und er weiß, dass die Demokraten ihre hauchdünne Mehrheit verlieren könnten.

    Pandemie erst vor kurzem für beendet erklärt

    Und so mag es dem US-Präsident in seiner Rede auch darum gegangen sein, eine Botschaft an die amerikanischen Wähler und Wählerinnen zu senden, die heißt: Amerika ist zurück auf der Weltbühne. Bidens Rede in New York war also auch an das eigene Publikum gerichtet.

    Rede vor den Vereinten Nationen
    :Biden: Russland will Ukraine auslöschen

    In seiner Rede vor der UN-Vollversammlung in New York hat US-Präsident Joe Biden Russland vorgeworfen, mit seiner Ukraine-Invasion "schamlos" gegen die UN-Charta zu verstoßen.
    Joe Biden am 21.09.2022 in New York
    Und vielleicht mag es Zufall sein, aber vor wenigen Tagen hatte Biden die Corona-Pandemie für beendet erklärt - eine Aussage, die sicherlich in Wahlkampfzeiten bei den Wählern und Wählerinnen ankommt – nach mehr als zwei Jahren Pandemie.