Andrij Melnyk fordert die Bundesregierung auf, "parteipolitische Bedenken" zu überwinden und der Ukraine Waffen zu liefern. Er sieht die "größte Gefahr seit dem Zweiten Weltkrieg".
„Helfen Sie uns, die Ampelregierung zu überzeugen aktiver zu agieren“, appelliert Andrij Melnyk, ukrainischer Botschafter, an die deutsche Bevölkerung. Man werde nicht aufgeben.
Der ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, kritisiert Deutschlands Haltung, keine Waffen in die Ukraine liefern zu wollen. Es sei "moralisch nicht richtig, das nicht zu tun", sagte Melnyk im ZDF-Morgenmagazin.
"Wir stehen da alleine und haben das Recht auf Selbstverteidigung", so der Botschafter. Deshalb bräuchte sein Land deutsche "Defensivwaffen".
Ukraine in "größter Gefahr seit dem Zweiten Weltkrieg"
"Deutschland muss heute handeln. Bitte helfen Sie uns, die Ampel-Regierung zu überzeugen, aktiver zu agieren", appellierte der ukrainische Diplomat an die deutsche Bevölkerung. In Richtung der SPD sagte Melnyk, es sei das Gebot der Stunde, "parteipolitische Bedenken abzulegen und endlich zu handeln".
Gleichzeitig merkte er an, dass die SPD in der Großen Koalition durchaus zu Waffenlieferungen etwa an die kurdischen Peschmerga bereit gewesen wäre.
Nachdem, was in der Krim und dem Donbass passiert wäre, müsse man die Lage an der ukrainischen Grenze, an der zahlreiche russische Truppen stehen, ernst nehmen, mahnte der Diplomat.
Laut Aussage des Leiters der ukrainischen Streitkräfte „plane Putin gleichzeitig mehrere Ziele anzugreifen“, so ZDF-Korrespondentin Anna Feist in Slowjansk zum Ukraine-Konflikt.
Melnyk: Scholz soll auf Putin einwirken
Mit Blick auf mögliche Motive des russischen Präsidenten Wladimir Putin, erklärte Melnyk: "Wir glauben, dass die Russen so agieren, weil Putin das Existenzrecht der Ukraine nicht anerkennen will." Die Ukraine sei aber bereit, für ihre Unabhängigkeit zu kämpfen.
Kanzler Olaf Scholz (SPD) müsse auf Putin einwirken, forderte der Botschafter und brachte präventive Sanktionen ins Gespräch.
Ukraine will Krim "nie aufgeben"
Gleichzeitig machte Melnyk klar, dass er davon überzeugt ist, dass die Krim wieder ukrainisch werde. "Wenn die Deutschen uns weiterhin unterstützen, dann wird auch die Krim zurückkommen", sagte er. "Die Krim werden wir nie aufgeben."
Zwischen Kiew und Berlin war es in den vergangenen Tagen wegen der Ablehnung der Bundesregierung, der Ukraine Waffen zu liefern, und umstrittener Äußerungen des inzwischen zurückgetretenen Marine-Chefs Kay-Achim Schönbach zu Spannungen gekommen.
Die Äußerungen zum Ukrainekonflikt des bisherigen Inspekteurs der Deutschen Marine, Kay-Achim Schönbach, sorgen für Diskussionen. Er hatte Verständnis für Kremlchef Putin geäußert.