Nach der Wahlniederlage Bolsonaros blockierten dessen Anhänger zahlreiche Fernstraßen in Brasilien. Der abgewählte Staatschef appelliert nun, die Straßen freizugeben.
In Brasilien haben zahlreiche Anhänger des abgewählten Präsidenten Bolsonaro Straßensperren errichtet. Er forderte sie nun auf, die Blockaden aufzuheben.
Nach tagelangen Blockaden hat Brasiliens abgewählter Präsident Jair Bolsonaro seine Anhänger aufgefordert, die zahlreichen Straßensperren in weiten Teilen des Landes aufzuheben. "Die Sperrung von Fernstraßen in ganz Brasilien beeinträchtigt die Bewegungsfreiheit der Menschen", sagte Bolsonaro in einem am Mittwochabend auf Twitter veröffentlichten Video.
In mindestens 18 Bundesstaaten und in wichtigen Städten wie Rio de Janeiro, São Paulo und Brasília forderten die Demonstranten laut brasilianischen Medien ein Eingreifen des Militärs. "Es kann nicht sein, dass Lula nach Korruptionsskandalen und Gefängnis so viele Stimmen bekommen hat", sagte ein Teilnehmer in Rio der dpa. "Das muss Betrug gewesen sein."
Nach einem Kopf-an-Kopf-Rennen hat Linkspolitiker Lula da Silva die Stichwahl um das Präsidentenamt gewonnen. Amtsinhaber Bolsonaro schweigt bisher zu seiner Niederlage.
Fernstraßen essenziell: Warnung vor Engpässen
Die Fernstraßen sind für die Versorgung des Landes essenziell, denn der Großteil der Güter wird in Brasilien per Lkw transportiert. Das Schienennetz ist wenig ausgeprägt. Der Nationale Industrieverband (CNI) hatte deshalb Versorgungsengpässen und Treibstoffmangel gewarnt. Nach Angaben des Verbands der Supermärkte gab es in einigen Bundesstaaten bereits Lieferprobleme.
Die Autobahnpolizei hatte am Mittwochnachmittag noch 150 Straßensperren in verschiedenen Regionen Brasiliens registriert, wie das brasilianische Nachrichtenportal "G1" berichtete. Nach eigenen Angaben löste die Polizei bereits 688 Blockaden auf.
Bolsonaro sät Zweifel an Wahl - Beweise bleibt er schuldig
In der ersten öffentlichen Stellungnahme nach seiner Wahlniederlage hatte Bolsonaro am Dienstag Verständnis für die Proteste geäußert - sie seien das Ergebnis von Empörung über "die Art und Weise, wie der Wahlprozess durchgeführt wurde". Zuvor hatte er Zweifel am Wahlsystem geäußert. Beweise dafür legte der rechte Staatschef jedoch nie vor.
Jair Bolsonaro habe im Statement nach der Wahl sowohl in Populisten-Manier zu seinen radikalen Anhängern gesprochen als auch "seine eigene Verfassungstreue garantiert", so ZDF-Korrespondent Christoph Röckerath.
"Andere Demonstrationen auf Plätzen und an öffentlichen Orten sind Teil des demokratischen Spiels", sagte Bolsonaro am Mittwoch weiter. Zahlreiche seiner Anhänger demonstrierten vor verschiedenen Kasernen gegen den Sieg des linken Ex-Präsidenten Lula in der Stichwahl gegen den rechten Amtsinhaber Bolsonaro am Sonntag.
Nazi-Symbole bei Bolsonaro-Demos
Bei Protesten im Süden des Landes zeigten Bolsonaro-Anhänger den Hitler-Gruß. Hunderte Demonstranten reckten vor einer Kaserne in der Ortschaft São Miguel do Oeste ihre Arme zum faschistischen Gruß in die Höhe und sangen die Nationalhymne, wie der Fernsehsender Globo berichtete.
Die Staatsanwaltschaft des Bundesstaates Santa Catarina, einer Hochburg von Bolsonaro, leitete Ermittlungen ein. Die Verherrlichung der Nazi-Herrschaft und das Verwenden nationalsozialistischer Symbole sind auch in Brasilien Straftaten.