Eine Brexit-Einigung unter dem Weihnachtsbaum? EU und Großbritannien haben die ganze Nacht verhandelt. Noch heute könnte es zu einer Einigung kommen.
Die EU und Großbritannien haben bis kurz vor Weihnachten weiter um den Abschluss eines Handelsabkommens nach dem Brexit gerungen. Nach Gesprächen die ganze Nacht durch wurden die Verhandlungen am Donnerstagvormittag fortgesetzt, wie es aus EU-Kreisen hieß.
Eine am Morgen erwartete Pressekonferenz des britischen Premierministers Boris Johnson wurde vorerst verschoben. Gegen Mittag hieß es von EU-Diplomaten, bis zur Verkündung einer endgültigen Einigung könnte es noch einige Stunden dauern. Ähnlich äußerten sich Vertreter der britischen Seite. Probleme bereiten demnach weiterhin die Fangrechte für EU-Fischer in britischen Gewässern.
Eine Sache von Stunden?
Am Mittwoch schien ein Durchbruch bereits in greifbarer Nähe. "Was einen Deal zur Zeit so wahrscheinlich macht, ist die Tatsache, dass beide Seiten übereinstimmend darüber sprechen, dass es jetzt nur noch eine Sache von Stunden sei", sagte Korrespondent Stefan Leifert am späten Abend im ZDF.
Bis zuletzt hatten die Experten beider Seiten an den Details gefeilt. Die Arbeit werde die ganze Nacht über weitergehen, schrieb der Sprecher der EU-Kommission, Eric Mamer, am Mittwochabend auf Twitter.
EU: Verhandlungen in Endphase
"Wir sind in der finalen Phase", hieß es am Mittwoch aus EU-Kreisen. Aus französischen Regierungskreisen verlautete, die Briten hätten "enorme Zugeständnisse" gemacht. Dabei sei es um die umstrittene Frage der künftigen Fangrechte gegangen.
Es sei wohl der Zeitdruck gewesen, der dafür gesorgt habe, "dass bei den beiden entscheidenden Konfliktfeldern, Fischerei und den Wettbewerbsbedingungen jetzt die großen Annäherungen stattgefunden haben", sagte Leifert.
"Der Deal wird die Stärken Großbritanniens nicht besonders herausstreichen können", so ZDF-Korrespondentin Diana Zimmermann in London. Boris Johnson habe wie üblich viel versprochen, aber werde jetzt große Schwierigkeiten haben, das zu liefern.
Abkommen könnte nicht mehr ratifiziert werden
Beide Seiten verhandeln seit Monaten über einen Handelsvertrag für die Zeit ab 1. Januar. Dann endet die Brexit-Übergangsphase. Gelänge eine Einigung, könnte ein harter wirtschaftlicher Bruch zum Jahresende in letzter Minute vermieden werden.
Allerdings könnte ein Abkommen wegen der Kürze der Zeit nicht mehr rechtzeitig ratifiziert werden. Es müsste wohl ganz oder in Teilen vorläufig angewendet werden. Vorher müssten in jedem Fall die EU-Staaten zustimmen.
Corona-Staus sind nur ein Vorgeschmack
Mit Ende der Übergangsfrist am 31. Dezember scheidet Großbritannien aus dem Binnenmarkt und der Zollunion aus. Ohne Brexit-Handelspakt drohen Zölle und Handelshemmnisse sowie verschärfte Warenkontrollen an den Grenzen.
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