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Wartezeiten beim Wohngeld : Kommt die Entlastung wirklich an?

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Die Bundesregierung will das Wohngeld ausbauen. Doch schon jetzt warten Menschen wochenlang auf die Hilfen, Ämter sind überfordert. Kommt die Entlastung so wirklich an?

Die Fassade von zwei Mehrfamilienhäusern im Sonnenschein in Deutschland am 17.03.2020
Mit der Wohngeldreform der Ampel wären künftig zwei Millionen Haushalte antragsberechtigt (Symbolbild)
Quelle: dpa/Zacharie Scheurer

"Ich kaufe nur noch das Nötigste ein und mal unterwegs was auf die Hand holen, das ist auf gar keinen Fall mehr drin die nächsten Wochen", sagt Vanessa Jentzsch. Die alleinerziehende Mutter aus Köln-Hürth muss radikal sparen - bis ihr Antrag auf Wohngeld durch ist. Denn ohne die 400 Euro Unterstützung kommen sie und ihre kleine Tochter nur schwer über die Runden.

Hohe bürokratische Hürden für Beziehende

Jentzsch bekommt seit 2018 Wohngeld. Die Stadt übernimmt also einen Teil ihrer Kaltmiete, weil die im Verhältnis zum Einkommen aus ihrem Teilzeitjob sehr hoch ist. Gedacht ist diese Leistung für Geringverdienende, die keine Transferleistungen wie Hartz IV beziehen. Doch: Der Antrag muss jedes Jahr überprüft werden - und jedes Jahr verzögert sich die Bearbeitung.

Anstelle der Gasumlage soll jetzt die Gaspreisbremse kommen. ZDF-Hauptstadtkorrespondentin Nicole Diekmann erklärt die Kritik von Wirtschaftsforschern.

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"Ich reiche die geforderten Unterlagen ein, dann warte ich zwei Monate, dann kommt ein Brief, die Wohngeldstelle bräuchte jetzt doch noch andere Unterlagen. Dann reiche ich die nach, dann vergehen wieder zwei Monate, dann fehlt noch etwas", erklärt die Alleinerziehende.

Und am Ende wartet man vier bis sechs Monate.
Vanessa Jentzsch, Wohngeld-Beziehende

Lange Wartezeiten sind ein Grundproblem beim Wohngeld

In der Zwischenzeit fließt kein Geld. Für Betroffene wie sie eine Durststrecke:

Ich habe ja keine Rücklagen, ich lebe permanent nur knapp über dem Existenzminimum.
Vanessa Jentzsch, Wohngeld-Beziehende

Diese langen Wartezeiten sind ein Grundproblem beim Wohngeld. Eines, das der Bundesregierung einen Strich durch ihre Rechnung machen könnte, das Wohngeld als zentrales Entlastungsinstrument in der Krise zu etablieren.

Konkret hat die Ampelkoalition dazu folgende Reform durchs Kabinett gebracht: Das Wohngeld soll zum 1. Januar 2023 von durchschnittlich 177 Euro auf 370 Euro je Haushalt steigen. Und: Statt der bisher 620.000 Haushalte wären künftig rund zwei Millionen Haushalte antragsberechtigt. "Ich freue mich für alle, denen dann geholfen wird - aber ich frage mich auch, wie es dann erst mit der Bearbeitungszeit wird", sagt Vanessa Jentzsch.

Die Ampel-Koalition hat gestern ihr drittes Entlastungspaket in Höhe von 65 Milliarden Euro vorgestellt. Von der Opposition hagelt es Kritik. Auch Industrie und Handwerk fordert noch mehr Unterstützung.

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Wohngeldreform: Mehr Antragsberechtigte und noch längere Wartezeiten

Ein Punkt, der auch viele Sozialberaterinnen und Sozialberater gerade umtreibt. Schon jetzt hören sie in vielen Städten von Bearbeitungszeiten von vier, sechs oder gar bis zu zwölf Monaten.

Unsere Beobachtung ist, dass die Wartezeiten in der Pandemie schlagartig hoch gegangen sind, weil durch die Krise plötzlich mehr Leute Anspruch auf Wohngeld bekommen haben.
Fabian Goreth, Sozialberater

Sozialberater Fabian Goreth von der Einrichtung Vingster Treff in Köln versucht, Familien in dieser Wartezeit zu unterstützen.

Dazu spricht er etwa mit Vermieterinnen und Vermietern, um sie von Mietstundungen zu überzeugen, oft mit Erfolg. Doch was in Zeiten der Energiekrise auf das System zukomme, "das macht uns gerade wirklich Sorgen", sagt Goreth. Menschen, die nie in Kontakt mit Leistungen gewesen seien, rutschten plötzlich hinein.

Länder fordern vereinfachtes Wohngeld-System

In München etwa rechnet die Stadt durch die Krise und die anstehende Reform mit einer Verfünffachung der Anträge - das sei mit den bisherigen Mitteln nicht mehr zu machen. Ähnlich sieht es die Verwaltung in Bremen. Die Bremische Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnungsbau, Maike Schaefer, hat deshalb einen Vorschlag vorgelegt, den auch andere Länder mittragen.

Wie könnte eine Einigung der Länder zum Thema Wohngeld aussehen? Eine Einschätzung von ZDF-Korrespondent Theo Koll.

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Sie fordert vom Bund, das Wohngeld-System zu vereinfachen und dafür zu sorgen, "dass das Geld bei den Menschen beizeiten ankommt."

Dazu benötigen die Kommunen dringend eine wirkliche Reform und Entbürokratisierung des Wohngeldgesetzes.
Maike Schaefer, Bremische Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnungsbau

Zudem fordern einige Länder auch finanzielle Unterstützung vom Bund. Der lehnt das ab und hat stattdessen zunächst etwa angekündigt, unbürokratische Vorschusszahlungen zu erlauben, solange ein Antrag geprüft wird. Das wiederum lehnen die Länder bisher ab. Denn sie wollen nicht in der Rolle des Spielverderbers sein, der letztlich zu viel gezahlte Vorschüsse zurückfordern muss. Der Aufwand werde so nur noch größer.

Wie die Debatte ausgeht, ist relevant, da die Wohngeldreform durch den Bundesrat muss. Bleiben gute Lösungen aus, warten Menschen wie Vanessa Jentzsch womöglich noch lange auf die versprochene Entlastung in der Krise.

Mietwohnungen in Hamburg, aufgenommen am 09.09.2019
FAQ

Kabinett beschließt Reform - Wer vom Wohngeld profitieren kann - und wie 

Wohnen soll bezahlbar sein, trotz hoher Energiekosten. Das Kabinett hat die Wohngeldreform auf den Weg gebracht. Wem der Zuschuss zusteht und was schwierig ist - ein Überblick.

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