Michael Sacher war drin, raus, drin: Bundestag, Teil zwei

    Abgeordneter drin, raus, drin:Zurück im Bundestag: Sacher ist wieder da

    Kristina Hofmann
    von Kristina Hofmann
    09.07.2022 | 20:11
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    Erst war er drin, draußen und nun wieder drin: Michael Sacher hat ein bewegtes Leben als Bundestagsabgeordneter. Und die Legislatur ist erst neun Monate alt. Jetzt will er bleiben.

    Michael Sacher (Grüne)
    Michael Sacher (Grüne) ist zurück im Bundestag.
    Quelle: ZDF

    Große Freude bei den Grünen diese Woche: Die Fraktion stellt sich auf zum Foto hinter dem Banner "Volle Energie für Erneuerbare" und feiert die gerade beschlossenen Gesetzespakete im Bundestag. Einer fehlt auf dem Foto. Michael Sacher. Dem Bundestagsabgeordneten hatte keiner gesagt, dass es einen Fototermin gibt. Er war gerade mit der Technik in seinem neuen Büro beschäftigt.
    Michael Sacher hat schon ein bewegtes Leben als Bundestagsabgeordneter hinter sich. Für die Grünen in Nordrhein-Westfalen zog er Ende September vorigen Jahres als letzter der Landesliste ins Parlament ein. Allerdings nur für drei Wochen. Weil in Bayern ein Wahlkreis neu ausgezählt wurde, mussten die NRW-Grünen ein Mandat abgeben. Und zwar das von Sacher. Wieder zurück nach Unna, in die Buchhandlung, die er zusammen mit einem Kompagnon betreibt.
    Und nun ist er wieder zurück in Berlin.
    Der Bundestag hat kurz vor der Sommerpause einiges auf der Agenda, zentrales Thema ist die Energiepolitik. Es gilt als Ziel, erneuerbare Energien schneller auf den Weg zu bringen.07.07.2022 | 1:45 min

    Nachrücker für Minister Krischer

    Das hat er der neuen schwarz-grünen Landesregierung in Düsseldorf zu verdanken. Weil der Grünen-Abgeordnete Oliver Krischer neuer Umwelt- und Verkehrsminister wurde, konnte Sacher gute acht Monate nach seinem Abschied für ihn nachrücken und wieder in den Bundestag einziehen. Die erste Plenarwoche inklusive Befragung des Kanzlers hat er gerade hinter sich.
    Mit "grundsätzlich gut, aber verwirrt", beschreibt er seine derzeitige Gemütslage. Mit vielen Dingen sei er gerade gleichzeitig beschäftigt: Büro einrichten, um Technik kümmern, er braucht wieder ein Wahlkreisbüro, die Buchhandlung in Unna muss zum zweiten Mal umorganisiert werden, nachdem sich alle wieder auf seine Rückkehr eingestellt hatten. "Aber", sagt Sacher, "es ist eine große Freude, wieder hier zu sein."

    Ich hoffe, dass ich mich schnell in die Abläufe einordnen kann, damit aus dem Staunen Arbeit wird.

    Michael Sacher

    Hammelsprung zur Premiere

    Vieles müsse sich noch finden. Sacher kommt in einen "laufenden Betrieb", wie er sagt. Alle Ausschüsse sind besetzt. Noch rutschen Termine durch. Krischer war Umweltexperte, Sacher ist es für Kultur, da wird es Ringtausche geben müssen. "Es ist ein Glück, dass ich jetzt einsteige", sagt Sacher. Denn jetzt ist bis September parlamentarische Sommerpause, bis dahin soll sich alles geruckelt haben.
    In dieser Woche konnte er sich "gönnen", wie er sagt, lange bei seiner ersten Plenarsitzung zuzuhören, ohne in andere Arbeitsprozesse eingebunden zu sein. "Sehr anstrengend" sei das gewesen. Alle Abstimmungsformen durfte er in dieser Woche schon mitmachen: einfaches Handzeichen, geheime Wahl mit Stimmkarte und den Hammelsprung.
    Zumindest mit dieser Erfahrung hat er mit seinen 117 Kolleginnen und Kollegen in der Grünen-Fraktion nachziehen können. Es war der erste Hammelsprung in dieser Legislaturperiode.

    Freude erst beim Anruf der Bundestagsverwaltung

    Als Sacher wieder aus dem Parlament flog, war die Ampel-Regierung noch nicht verhandelt. Ist es schwierig, jetzt eine Koalition zu vertreten, die er nicht mit vereinbart hat? Nein, sagt Sacher. "Ich finde gut, was da ausgehandelt worden ist. Ich sehe die Chance." Die Kompromisse auch, aber er hoffe, dass noch einiges erreicht werden könne, "wenn man erst einmal in Gang kommt."
    Aufgegeben hat der 57-Jährige nie, dass er wieder in den Bundestag rutschen könnte. Stündlich wechselte die Hoffnung, als in Düsseldorf Grüne und CDU miteinander Koalitionsverhandlungen führten, dass er auch etwas davon haben könnte. "Diesmal, so als gebranntes Kind, habe ich mich aber erst richtig gefreut, als der Bundestag anrief."
    Dieser Anruf ist eine gute Woche her, Sacher gerade in seiner Buchhandlung, als er eine Berliner Nummer auf dem Handy sah. Die Ernennung als Abgeordneter wurde ihm per Telefon vorgelesen, die Unterschrift musste er beim Landeswahlleiter leisten.

    Was glauben Sie, wie schnell ich unterschrieben habe!

    Michael Sacher

    Michael Sacher freut sich jetzt einfach. Auch wenn der Zauber des Anfangs einer Legislaturperiode im Bundestag jetzt verflogen ist, als für alle alles neu war. Jetzt wird schon gearbeitet, gestritten, es werden Strippen gezogen. "Es ist nicht die Jubelstimmung wie direkt nach der Wahl", sagt Sacher. Trotzdem: "Es ist eine tolle Herausforderung, auf die ich mich freue. Und jetzt will ich versuchen, etwas umzusetzen."
    Abgeordneter Sacher im Arbeitsmodus, fast.
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