30 Tage oder doch 171 - mal geht es fix mit der Regierungsbildung, mal nicht: Wie schnell sich die Vorgänger der möglichen Ampel-Koalition geeinigt haben im Überblick.
Die Koalitionsverhandlungen von SPD, B'90/Die Grünen und FDP beginnen.
Die Koalitionsverhandlungen für eine mögliche Ampel-Regierung haben begonnen. SPD, Grüne und FDP arbeiten in Berlin einen gemeinsamen Vertrag aus. Bis Ende November wollen sie damit fertig sein, in der Woche vom 6. Dezember soll dann die neue Bundesregierung und der Bundeskanzler gewählt werden. Rund 70 Tage hätte dann zwischen Wahl und Regierungsbildung gelegen.
Seit der Wiedervereinigung waren die Zeitspannen zwischen Wahl und Vereidigung des neuen Bundeskabinetts sehr unterschiedlich. Vier Mal hatte Deutschland bereits nach rund einem Monat eine neue Regierung. Das waren regelrechte Blitzstarts im Vergleich zu 2017: Damals dauerte es fast ein halbes Jahr.
Der Blitzstart: 30 Tage nach der Bundestagswahl
Nach der ersten gesamtdeutschen Bundestagswahl im Dezember 1990 gab es eine Neuauflage der regierenden schwarz-gelben Koalition unter Kanzler Helmut Kohl (CDU). Zwischen Wahl und Regierungsbildung vergingen 47 Tage.
Ziemlich genau einen Monat dauerte die Regierungsbildung dann nach den Wahlen von 1994, 1998, 2002 sowie 2009. Das Minimum waren jeweils 30 Tage in den Jahren 1998 und 2002, als SPD und Grüne gemeinsame Regierungen bildeten.
Immer längere GroKo-Verhandlungen
Ein Wechsel der Koalitionspartner muss nicht unbedingt bedeuten, dass die Regierungsbildung länger dauert. 2005 vergingen zwar 65 Tage, als Rot-Grün unter SPD-Kanzler Gerhard Schröder durch die Große Koalition aus Union und Sozialdemokraten mit Angela Merkel (CDU) an der Spitze abgelöst wurde. Für den darauffolgenden Wechsel zu Schwarz-Gelb nach der Wahl von 2009 waren dann aber nur 31 Tage nötig.
Deutlich mehr Zeit nahmen sich die Koalitionäre, als es 2013 wieder zurück zur GroKo ging. Hier waren schon 86 Tage nötig. "Ich finde, es hat uns gutgetan, dass wir diese ausführlichen Beratungen hatten", sagte Merkel damals zur bis dato längsten Regierungsbildung in der Geschichte der Bundesrepublik.
Der Rekord: Die Koalitionsverhandlungen 2017
Einen einsamen Rekord gab es dann nach der Wahl vom September 2017. Grund war das Scheitern der Verhandlungen über die zunächst angestrebte Jamaika-Koalition aus Union, Grünen und FDP, das Liberalen-Chef Christian Lindner mit dem legendär gewordenen Satz kommentierte: "Es ist besser, nicht zu regieren, als falsch zu regieren."
Danach gab es gegen viele Widerstände eine Neuauflage der Großen Koalition aus Union und SPD. Zwar stand der Koalitionsvertrag nach erfolgreichen Sondierungen Anfang Februar nach nicht einmal zwölf Tagen Verhandlungen. Danach folgte aber die Mitgliederbefragung der SPD, deren Ergebnis erst Wochen später vorlag. Im Amt war die neue Regierung dann erst Mitte März 2018 - 171 Tage nach der Bundestagswahl.
- Das sind die Knackpunkte
Die Spitzenpolitiker von SPD, Grünen und FDP beginnen mit den Ampel-Koalitionsverhandlungen - doch nicht in allen Punkten sind die möglichen Bündnispartner sich einig.