Der Parteinachwuchs der CDU zieht nach der Wahlschlappe Bilanz. Armin Laschet übernimmt in seiner Rede die Verantwortung. Mögliche Nachfolger bringen sich derweil in Stellung.
CDU-Chef Armin Laschet hat sich knapp drei Wochen nach dem desaströsen Abschneiden der Union bei der Bundestagswahl dem Parteinachwuchs gestellt. Beim Deutschlandtag der Jungen Union (JU) in Münster übernahm er die volle Verantwortung für das Debakel bei der Bundestagswahl.
Gleichzeitig begann auf der Veranstaltung das Schaulaufen möglicher Nachfolger für den CDU-Vorsitz. Den Reden von Wirtschaftspolitiker Carsten Linnemann und Gesundheitsminister Jens Spahn hörten CDU-Urgestein Friedrich Merz und Außenpolitiker Norbert Röttgen gespannt zu.
Laschet übernimmt Verantwortung
"Wir haben ein bitteres Ergebnis erzielt", sagte Laschet. "Nichts lässt sich schön reden", sagte er. "Den Wahlkampf, die Kampagne habe ich zu verantworten und sonst niemand" und erntete dafür Applaus vom Parteinachwuchs.
Laschet lobte die Unterstützung der Jungen Union im Wahlkampf. "Eine Gruppe war immer da, sie war immer da, sie hat immer gekämpft, das war die Junge Union", sagte der CDU-Kanzlerkandidat. Er äußerte außerdem Anerkennung für das Ampel-Sondierungspapier.
Man solle nicht sofort sagen, dass alles schrecklich sei, warnt er. "Aber wir werden sie messen an den Taten und nicht an zwölf Seiten Sondierungspapier." Das sei die Aufgabe der Union in der Opposition.
Laschet: CDU muss in Opposition zusammenhalten
Die Ampel-Koalition werde auch deshalb von Menschen geschätzt, weil sie über Tage vertraulich verhandeln konnte. In den CDU-Gremien und den Sondierungen von CDU und CSU habe es dagegen Indiskretion gegeben. Er kritisierte dies.
Wenn man ein Jamaika-Bündnis nicht wolle, hätte man das offen sagen sollen. Klarer als zuvor sprach er davon, dass die Union nun Oppositionspartei sei. Angesichts dessen und mehrerer anstehender Landtagswahlen forderte Laschet mehr Konsens ein:
Es solle gegen den politischen Gegner gehen und "nicht gegeneinander in der Unionsfamilie". Zugleich warnte Laschet die Union, in der Opposition "schrill" zu werden. Die Union könne sich wie 1998 auch nach der schweren Niederlage wieder schnell erholen, wenn sie sich richtig aufstelle. Der Aussage seines Parteifreundes Friedrich Merz, die CDU sei ein "totaler Sanierungsfall", widersprach Laschet.
Mögliche Laschet-Nachfolger: Schaulaufen beim Nachwuchs
Beim Deutschlandtag der JU brachten sich auch zwei mögliche Nachfolger für den CDU-Parteivorsitz in Stellung: Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und Wirtschaftspolitiker Carsten Linnemann, richteten in ihren Reden den Blick vor dem politischen Nachwuchs gezielt nach vorn. Ihre forschen Ansprachen an die Delegierten klangen dabei schon wie Bewerberreden - vor allem Linnemann wurde umjubelt.
Der 44-jährige Linnemann forderte die Union auf, "auch die ganz heißen Eisen anzupacken". Dazu zähle das künftige Rentensystem und das strittige Thema Verbeamtungen.
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Spahn: "Die CDU ist nicht erledigt"
Gesundheitsminister Spahn deklinierte in seiner Rede die "Leitsätze" der Partei durch: "Wenn man nachts wach gemacht wird und sagen soll: Wofür steht die CDU?" Der 41-Jährige präsentierte sich aber auch sehr persönlich. So sprach über das neue Verständnis von Familie, über Homosexualität und seinen Ehemann. Und: Dass er in die Politik gegangen sei, weil er Verantwortung übernehmen wollte. "Die CDU ist nicht erledigt", rief er den Delegierten zu.
Außenpolitiker Norbert Röttgen, der neben dem Wirtschaftsexperten Friedrich Merz und Unionsfraktionschef Ralph Brinkhaus ebenfalls als möglicher Nachfolger für die Parteispitze gehandelt wird, lauschten den Reden aufmerksam als Gäste zwischen den Delegiertenreihen.
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