Nach den Sondierungen scheint ein Ampel-Bündnis in greifbare Nähe zu rücken. CDU-Chef Laschet und Parteifreund Merz finden lobende Worte. Es gibt aber auch Kritik.
Nach dem CDU-Wirtschaftsexperten Friedrich Merz äußerte sich am Samstag auch CDU-Chef Armin Laschet überraschend wohlwollend zu dem Sondierungspapier.
CDU zollt Ampel weitgehend Respekt
"Da sind viele gute Sachen drin", sagte der gescheiterte Kanzlerkandidat beim Deutschlandtag der Jungen Union in Münster. Vieles sei aber auch "verklausuliert". Die CDU müsse jetzt genau hinschauen.
"Wir werden sie messen an den Taten, nicht an zwölf Seiten Sondierungspapier", sagte Laschet. Gleichzeitig stimmte er die CDU klar auf eine Rolle in der Opposition ein.
Zuvor hatte auch Merz den drei potenziellen Ampel-Partnern Anerkennung für ihr Sondierungskonzept gezollt. "Sie haben, wie ich finde, ein beachtliches Papier vorgelegt", sagte Merz dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.
- Das planen die Ampel-Parteien für Deutschland
Fast drei Wochen nach der Wahl zeichnet sich eine künftige Ampel-Regierung ab. Worauf sich SPD, Grüne und FDP bei den Sondierungen geeinigt haben.
Kritik an einzelnen Punkten aus der Union
Er setzte damit einen deutlich anderen Akzent als Unionsfraktionschef Ralph Brinkhaus, der das Konzept kritisiert hatte.
Auch andere Unionspolitiker, wie etwa die beiden stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden Nadine Schön und Stephan Stracke, bezeichneten mehrere Punkte als mangelhaft.
"Die bloße Bündelung und Umetikettierung bestehender Leistungen wird kein Kind in Deutschland finanziell besser stellen", erklärte Schön zur Kindergrundsicherung, auf deren Einführung sich die drei Parteien festgelegt haben.
Scholz will wiedergewählt werden
SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz setzt auf eine langfristige Perspektive für ein Ampel-Bündnis mit Grünen und FDP.
Das gelinge, wenn die künftige Bundesregierung den Bürgerinnen und Bürgern zeige: "Da ist ein Aufbruch, die treffen die richtigen Entscheidungen für unsere Zukunft", sagte Scholz. Scholz bekräftigte in der ARD das Ziel, vor Weihnachten eine neue Regierung gebildet zu haben.
Die Spitzen von SPD, Grünen und FDP hatten am Freitag ein gemeinsames Papier zum Ergebnis ihrer Sondierungsgespräche vorgelegt und für Koalitionsverhandlungen plädiert.
Der SPD-Vorstand votierte noch am Freitag einstimmig für Verhandlungen. Bei den Grünen soll ein Kleiner Parteitag an diesem Sonntag entscheiden, die FDP-Führung dann am Montag.
- Frage der Finanzierbarkeit offen
CDU-Generalsekretär Ziemiak kritisiert die Vorschläge der Ampel-Sondierer. Sein Pendant bei der FDP Volker Wissing erwidert, man wisse was man tue.
Ampel-Parteien verbreiten Zuversicht
SPD, Grüne und FDP verbreiten derweil weiter Zuversicht, dass die angestrebte Regierungsbildung gelingt. Grünen-Chef Robert Habeck sagte am Freitagabend im ZDF, dass ein Scheitern "jetzt wirklich 'ne Überraschung wäre". "Ich geh davon nicht mehr aus." Konflikte gebe es aber noch einige.
Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) sagte dem "Handelsblatt": "Wir haben in den Sondierungen die Grundvoraussetzung für eine Ampel-Koalition geschaffen: Wir haben Vertrauen aufgebaut." Insgesamt habe man viel von dem erreichen können, "was wir uns vor der Wahl vorgenommen haben".
Frage der Finanzierung offen
Kritik gibt es besonders bei der Frage, wie die Vorhaben einer möglichen Ampel-Regierung finanziert werden sollen. Habeck versicherte im ZDF, dass man in dieser Frage weiter gekommen sei, als es das Ergebnispapier widerspiegele.
"Die Möglichkeit, im nächsten Jahr nochmal deutlich mehr Schulden aufnehmen zu können", gehöre nicht dazu. Er fügte hinzu: "Mit einer Ausnahme, dass die FDP auf ein neues Rentensystem gedrungen hat, und dafür werden zehn Milliarden im nächsten Jahr kreditfinanziert bereitgestellt."
Auch andere kritische Punkte hatten SPD, FDP und Grüne mit "Vorfestlegungen" abgeräumt. Sie verständigten sich unter anderem auch auf einen schnelleren Kohleausstieg, einen massiven Ausbau erneuerbarer Energien und einen Mindestlohn von zwölf Euro. Weder ein Tempolimit auf Autobahnen noch Steuererhöhungen sind laut Papier vorgesehen.
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