Wissenschaftler der Bertelsmann-Stiftung erwarten bei der Bundestagswahl aufgrund der Pandemie eine geringere Wahlbeteiligung.
Bei der anstehenden Bundestagswahl erwarten Wissenschaftler der Bertelsmann-Stiftung aufgrund der Corona-Pandemie eine geringere Wahlbeteiligung. Sie deuten dies auch als Zeichen einer sich vertiefenden sozialen Spaltung.
Die Studie, die am Mittwoch veröffentlicht wird und dem "Tagesspiegel" vorab vorlag, prognostiziert eine sozial noch unausgewogenere Wahlbeteiligung als in früheren Jahren, die die Zusammensetzung und politischen Interessen der Wählerschaft noch weniger abbilde.
Forscher: Arme und Abgehängte gehen oft nicht wählen
Die Forscher gehen unter anderem als "Spätfolge der Pandemie" von einer sinkenden Beteiligung bei der Abstimmung im September aus. Niedrige Wahlbeteiligungen sind laut der vom "Tagesspiegel" zitierten Studie "fast immer auch sozial gespaltene Wahlbeteiligungen".
Arme und Abgehängte, die vom Angebot der Parteien enttäuscht seien beziehungsweise ihre Interessen nicht vertreten sähen, gingen nämlich oft nicht wählen, gut gebildete und einkommensstarke Angehörige der oberen Mittel- und Oberschicht aber praktisch alle.
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Studie: Soziale Spaltung vertieft sich
Bereits bei der letzten Bundestagswahl 2017 lag die Wahlbeteiligung von Teilen der Oberschicht fast 40 Prozentpunkte höher als die der benachteiligten Milieus. Die soziale Spaltung war vor vier Jahren allerdings aufgrund der AfD etwas weniger tief.
Die Partei konnte vor allem Nichtwähler aus dem prekären Milieu in die Wahlkabine bringen. Bei der kommenden Wahl gehen die Forscher der Studie zufolge aber nicht von einer Wiederholung aus, sodass sich die soziale Spaltung erneut vertiefen wird.
Sozial Bessergestellte: Häufiger Briefwahl
Das Schrumpfen der Wahlbeteiligung geschehe nicht sozial gleichmäßig, vermuten die Forscher: Sollten im Herbst härtere Hygieneregeln die Lust am Wahlgang nehmen, sei dies "mit hoher Wahrscheinlichkeit mit einer sich wieder verschärfenden sozialen Spaltung verbunden".
Nicht zuletzt, weil die sozial Bessergestellten ohnehin häufiger per Brief wählten. Schon jetzt seien prekär lebende Wähler in Umfragen um 15 Prozentpunkte weniger geneigt zur Wahl zu gehen als 2017.
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