Nach dem Wahldebakel der Linken fordern erste Abgeordnete das Comeback von Sahra Wagenknecht. Sie soll in die Fraktionsführung aufsteigen. Auch ein anderer Name wird genannt.
In der neuen Bundestagsfraktion der Linken bahnt sich Streit an. Mehrere Abgeordnete fordern ein Comeback der umstrittenen Linken-Ikone Sahra Wagenknecht. Unter anderem die Abgeordnete Sevim Dagdelen hat sich in dieser Woche dafür ausgesprochen, dass Wagenknecht eine "herausragende Rolle" in der neuen Fraktion spielt.
Mehrere Quellen bestätigten dem ZDF, dass Wagenknecht nach dem Willen einiger Abgeordneter stellvertretende Fraktionsvorsitzende werden soll. Auch vom Vorsitz der Fraktion soll die Rede gewesen sein. Bisher sind Amira Mohamed Ali und Dietmar Bartsch Vorsitzende der Fraktion.
Linke könnte Fraktionsstatus verlieren
Pikant: Die neue Fraktion der Linken hat nach dem desaströsen Wahlergebnis von 4,9 Prozent nur noch 39 Abgeordnete - und das auch nur, weil die Partei drei Direktmandate gewinnen konnte. Sollten drei Abgeordnete die Fraktion verlassen, würde die Linke ihren Fraktionsstatus verlieren. Sie wäre dann nur noch eine Gruppe und dürfte zum Beispiel keine Kleine Anfragen mehr stellen.
Nach ZDF-Informationen hat in den vergangenen Tagen mindestens ein Mitglied der neuen Fraktion mit Austritt gedroht. Andere Quellen äußern die Befürchtung, Abgeordnete könnten den wackeligen Fraktionsstatus nutzen, um Druck auszuüben. Ein Szenario wäre demnach, dass Abgeordnete Inhalte und Personalfragen in ihrem Sinne durchsetzen könnten. Die Wahl der neuen Fraktionsspitze ist erst in einigen Wochen geplant.
Auch Gysis Name wird genannt
Zu den Unterstützern Wagenknechts zählt unter anderem Sören Pellmann, der in Leipzig eines der drei Direktmandate gewonnen hat. Er sagt, Wagenknecht gehöre zu einem der "bekanntesten Gesichter der Partei." Der ehemalige Parteichef Klaus Ernst ergänzt: "Wir müssen für alle Funktionen in der Partei, auch in der Fraktion gucken, sind die jeweils dort zur Verfügung stehende Personen, die das jetzt machen, die richtigen."
Mehrere Abgeordnete fordern auch für eine weitere Identitätsfigur der Partei künftig wieder eine wichtige Rolle: Gregor Gysi. Könnte der 73-Jährige zusammen mit Wagenknecht eine Art Doppel in der Fraktionsführung bilden? Gysi sagt etwas vieldeutig:
- Gysi: Linke muss hart bleiben
Nur mit Ach und Krach kann die Linke wieder eine Fraktion bilden. Drei Abweichler würden reichen, um sie zu sprengen. Gregor Gysi besteht darauf, sich nicht erpressen zu lassen.
Bier trinken mit Wagenknecht?
Linken-Parteichefin Susanne Hennig-Wellsow zeigt nicht zu viel Sympathie für die Rufe nach Wagenknecht und Gysi. Es sei zwar verständlich, dass sich eine Partei in Krisen nach alten Köpfen, "nach dem Geborgenen" sehne, aber: "Ich glaube hingegen, dass wir tatsächlich neu starten müssen", sagt sie der ZDF-Sendung "Berlin direkt". Vorschläge, mit welchen Köpfen das geschehen soll, sollten zuerst einmal die bisherigen Fraktionschefs machen.
Eine Spitze gegen Wagenknecht kann sich Hennig-Wellsow nicht verkneifen. Den Wahlabend hatte Wagenknecht nicht mit ihrer Partei verbracht. Hennig-Wellsow sagt: "Wir hätten uns natürlich gefreut, wenn sie zur Wahlparty gekommen wäre und wir hätten zusammen Bier und Wein getrunken." Und weiter:
Wagenknecht selber hält sich bisher zurück. Bei der Fraktionssitzung Anfang der Woche war sie gar nicht dabei. Dafür versucht ihr Umfeld, die Personaldebatte zu entschärfen. Wagenknecht habe gesagt, sie wolle sich nicht für Ämter ins Gespräch bringen, heißt es. Stand heute muss sie das auch nicht. Stand heute tun das andere für sie.
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