Vor der Entscheidung über den Kanzlerkandidaten der Union spricht sich der Arbeitnehmerflügel der CDU für Laschet aus. Thüringens CDU-Chef wirbt indirekt für Söder.
Laut dem stellvertretenden Vorsitzenden der Unionsfraktion im Bundestag, Carsten Linnemann (CDU), haben Armin Laschet und Markus Söder der Fraktion versprochen, spätestens an diesem Sonntag eine Entscheidung im festgefahrenen Machtkampf um die Kanzlerkandidatur zu fällen. Vor einer Kampfabstimmung in der Fraktion zur K-Frage warnt Linnemann eindringlich.
Den Zeitungen der Funke Mediengruppe sagte Linnemann: "Was wir jetzt brauchen ist eine gemeinsame Lösung und keine Kampfabstimmung in der Fraktion. Ansonsten drohen Gräben in der Union aufgerissen zu werden, die sich nur schwer wieder zuschütten lassen".
Linnemann: Schnelle Einigung nötig
Entscheidend sei jetzt, dass es sehr schnell eine Einigung gebe, sagte Linnemann. "Beide haben uns das Wort gegeben, dass sie es am Wochenende klären wollen. Also spätestens an diesem Sonntag."
Der Unionsfraktionsvize bekräftigte seine Unterstützung für den nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Laschet. "Er hat in NRW bewiesen, dass er die CDU breit aufstellen und mit nur einer Stimme Mehrheit regieren kann."
Chefs von CDA und Senioren-Union für Laschet
Im Machtkampf um die Unions-Kanzlerkandidatur unterstützt auch der Arbeitnehmerflügel CDA den CDU-Vorsitzenden Armin Laschet. CDA-Chef Karl-Josef Laumann, der in Nordrhein-Westfalen in Laschets Kabinett auch Sozialminister ist, sagte der "Bild am Sonntag":
Der Vorsitzende der Senioren-Union der CDU, Otto Wulff, hat sich im Ringen um die Kanzlerkandidatur klar hinter den CDU-Chef gestellt. "Ich halte nichts davon, Politik auf Basis von Tagesmeinungen zu machen oder den Kanzlerkandidaten nach den Umfragen auszuwählen", sagte Wulff der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.
Hirte: Wunsch der Wähler offensichtlich
"Wir müssen aus Überzeugung handeln. Und die Führungsgremien der CDU sind, wie ich auch, davon überzeugt, dass Laschet der richtige Kanzlerkandidat für die Union ist." Laschet habe "das wichtige Talent zu integrieren. Nicht nur in der Partei, sondern auch die Menschen im Land", sagte Wulff.
Der CDU-Landesvorsitzende von Thüringen, Christian Hirte, sprach sich mit Blick auf die Umfragezahlen indirekt für CSU-Chef Markus Söder aus. Laschet und Söder seien von den Parteigremien und der Fraktion beauftragt, eine Einigung herbeizuführen. "Der Wunsch in der Mehrheit von Wählern und CDU ist dabei offensichtlich", sagte er.
ZDF-Politbarometer: Klarer Vorteil Söder
Laut dem neuen ZDF-Politbarometer halten 72 Prozent der Unions-Anhänger Söder für den geeigneteren Kanzlerkandidaten und nur 17 Prozent Armin Laschet.
Der Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Rolf Mützenich, hat der Union unterdessen vorgeworfen, im Streit um die Kanzlerkandidatur die Corona-Bekämpfung zu vernachlässigen. "Tag um Tag vertändeln CDU und CSU leichtfertig mit ihrem internen Streit um Macht und Eitelkeiten, statt sich um die wichtigen Dinge zu kümmern", sagte er der "Bild am Sonntag".