Die CDU will weiblicher werden, auch das Signal sollte vom Parteitag ausgehen. Doch jetzt hat sich ausgerechnet die Vorsitzende der Frauen Union Widmann-Mauz nicht durchgesetzt.
Es war das Mantra aller, die sich vor dem Parteitag zum Zustand der CDU äußerten. Friedrich Merz als neuer Vorsitzender hin oder her: Die CDU müsse weiblicher, jünger und diverser werden. Die erste Generalprobe ist jedoch daneben gegangen.
Ausgerechnet Annette Widmann-Mauz, Vorsitzende der Frauen Union, wurde nicht ins Präsidium der Partei gewählt.
Erstmals mehr Kandidaturen als Plätze
Sie bleibt zwar im Führungszirkel der Partei, aber nur beratend aufgrund ihres Amtes. Die Frauen Union ist so wie die Junge Union, die Mittelstands Union oder die Kommunalpolitischen Vereinigung als eine der anderen derzeit sieben Vereinigungen der CDU vertreten.
Knapp 30 Prozent der CDU-Mitglieder sind derzeit weiblich. Dass es für die ehemalige Integrationsministerin in der Regierung Angela Merkel eng werden könnte, war absehbar: Erstmals gab es, für die CDU ungewöhnlich, mehr Kandidaturen als Plätze im Präsidium. Genau eine über den Durst. Dazu bewarben sich mit Widmann-Mauz, Andreas Jung und Ronja Kemmer gleich drei aus Baden-Württemberg.
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Insgesamt bewarben sich für Vorstand und Präsidium diesmal mehr Frauen als Männer. Auch das ungewöhnlich. Mit der früheren Bundesbildungsministerin Anja Karlicek schaffte es außerdem eine andere Politikerin aus Merkel-Tagen nicht in den engeren Führungszirkel. Der frühere Bundesgesundheitsminister Jens Spahn bekam im Präsidium das schlechteste Ergebnis vor Widmann-Mauz.
Widmann-Mauz: Wettbewerb nicht scheuen
Die 55-jährige Widmann-Mauz blickte der Wahl am Samstag vorher noch recht entspannt entgegen. Dass ausgerechnet die Frauen Union nicht in den obersten Gremien der Partei vertreten sein würde, schien schwer vorstellbar.
"Ich bin sehr zuversichtlich, dass die Partei neben regionaler Ausgewogenheit auch die Bedeutung der Vereinigungen als wichtigen stabilisierenden Faktor für die CDU sieht", sagte Widmann-Mauz im Interview mit ZDFheute wenige Tage vor dem Parteitag. Sie stellte aber auch klar: "Wer will, dass viele Frauen kandidieren, darf sich vor dem Wettbewerb nicht scheuen."
Interview- Mehr Frauen in der CDU? "Jetzt schauen wir"
Sie kämpft für mehr Frauen in der CDU und kann nicht sicher sein, ob sie selbst im Parteivorstand bleibt: Annette Widmann-Mauz. Morgen beginnt der Parteitag. Ohne Quote, wieder.
Frauenquote seit langem ein Thema
Die CDU diskutiert seit langem darüber, ob eine Quote mehr Frauen in Führungsämter bringen könnte. Derzeit gilt ein Quorum von einem Drittel ab der Kreisebene. Die Programm- und Satzungskommission hatte vorgeschlagen, dass schrittweise bis 2025 die Gremien und Listen verbindlich Hälfte/Hälfte besetzt werden sollten. Einzige Ausnahme: Es finden sich nicht genügend Kandidatinnen.
Über den Vorschlag sollte der Parteitag entscheiden. Da es wegen der Corona-Pandemie nun aber wieder eine digitale Versammlung der Delegierten gab, musste die Entscheidung ebenso wieder verschoben werden. Satzungsänderungen können nicht digital vorgenommen werden.
Prien: Merz keine konservativer Knochen
Merz hatte sich zur Frauenquote eher skeptisch geäußert. Dass er keine Frau als Generalsekretärin, sondern mit Christina Stumpp, ebenfalls aus Baden-Württemberg, nur eine Stellvertreterin von Mario Czaja benannte, hat viele in der Partei geärgert. Zumal es das Amt der Vize-Generalsekretärin noch gar nicht gibt und ebenfalls erst von einem ordentlichen Parteitag geschaffen werden muss.
Beim CDU-Parteitag ist Mario Czaja mit 92,89 Prozent zum Generalsekretär gewählt worden. Der frühere Berliner Sozialsenator folgt damit auf Paul Ziemiak.
Unter den neuen Vizeparteichefs von Merz hatten sich viele hinter Widmann-Mauz und die Quote gestellt. "Die Einsicht ist bei den meisten angekommen", sagte kurz vor dem Parteitag Karin Prien. Zwar hätten mehr Frauen als Männer kandidiert, die Quote sei aber trotzdem notwendig. Auch Merz wolle mehr Frauen fördern, so Prien: "Man wird Merz nicht gerecht, wenn er immer nur als konservativer Knochen hingestellt wird."
Merz hat nun fünf Vizes. Zwei davon sind weiblich: Silvia Breher und Katrin Prien.