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Bundestreffen der Parteijugend:Merz bei der JU: Mitreißend geht anders
von Mathis Feldhoff
19.11.2022 | 15:49
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Friedrich Merz will beim Bundestreffen der Jungen Union beweisen, dass er die Jugendorganisation hinter sich versammeln kann. Dabei erfüllt er nicht alle Erwartungen.
Parteivorsitzender Friedrich Merz tritt beim Bundestreffen der Jungen Union auf.
Quelle: dpa
Man kann nur hoffen, dass keiner der begeistert klatschenden JU-Delegierten auf den Text achtet. Darin heißt es: "Ich bin eine Sternschnuppe, die durch den Himmel stürzt." Und weiter: "Ich bin ein außer Kontrolle geratener Satellit."
Der Parteivorsitzende Friedrich Merz ist seit vielen Jahren ein Star auf den Veranstaltungen der Jungen Union. Die Jugendorganisation hat massiv für seine Wahl geworben, jetzt muss er die Erwartungen erfüllen. Abgestürzt er ist mit seiner Rede beim Bundestreffen der Parteijugend nicht, aber mitreißend war sie auch nicht. Die Standing Ovations zum Ende wurden vor allem durch die Bässe von Queen getrieben.
JU-Vorsitzender lobt Kritik am Bürgergeld
Merz hält eine untypische Rede für einen Auftritt bei der Jungen Union, bleibt sehr grundsätzlich zu den Fragen der Außen- und Sicherheitspolitik. Er lobt die Jugend für ihr Ukraine-Engagement. Bei den Jusos, der Jugendorganisation der SPD, sei das Thema gar nicht vorgekommen. "Das ist der Unterschied", ruft er den Delegierten zu.
Zudem attackiert Merz die Ampel-Koalition für ihre Untätigkeit bei den erwarteten Anschaffungen der Bundeswehr:
Sie haben nach wie vor ein gestörtes Verhältnis zur Verteidigungspolitik, nach wie vor ein gestörtes Verhältnis zur Bundeswehr.
Friedrich Merz, CDU-Parteivorsitzender
Johannes Winkel, neuer Vorsitzender der Jungen Union, hatte bei seiner Begrüßung ein anderes Thema in den Fokus gerückt: Das geplante Bürgergeld der Ampel. Der Stopp der Reform durch die CDU-Ministerpräsidenten im Bundesrat sei gut. Erstmals sei die Union nach der Wahlniederlage im letzten Jahr als Opposition sichtbar.
Merz reagiert darauf so, als wolle er vor dem anstehenden Vermittlungsverfahren nicht zu viel Porzellan zerschlagen. "Nicht alle rein", sondern "schnellstmöglich wieder raus" aus der Arbeitslosigkeit müsse doch das Ziel sein. Der Oppositionspolitiker betont, die Regierung müsse jetzt "einen großen Schritt auf die CDU zugehen", um eine Einigung zu erzielen.
Die Bundestreffen der Jungen Union sind traditionell Schaulaufen der Unionsspitzen. Auch der neue JU-Liebling Hendrik Wüst, Ministerpräsident aus NRW, bekam am Vorabend mit der Einlaufmusik einen Wink der Jugendorganisation: "Rise" donnerte aus den Lautsprechern. Aufstieg oder besser vielleicht Aufsteiger, soll das wohl bedeuten.
Noch ist die Kanzlerkandidatur 2025 kein offizielles Thema bei CDU und CSU - doch in den Gängen wird immer öfter der Name Wüst geraunt. Wortstark verwahrt sich Hendrik Wüst gegen den Vorwurf aus der SPD, man arbeite bei der Diskussion um das Bürgergeld mit Fake-News:
Wer versucht, die Opposition der Mitte mundtot zu machen, der riskiert einen Schaden am öffentlichen Diskurs und an der Demokratie.
Hendrik Wüst, NRW-Ministerpräsident
Wüst könnte in dem Konflikt der entscheidende Weichensteller sein. Sein Sozialminister Karl-Josef Laumann in NRW hat eine Art Prokura, um mit Hubertus Heil, seinem Kollegen aus der Bundesregierung, einen Kompromiss auszuloten. Merz ist auch deshalb jetzt von Wüst abhängig.
Unterschiedliche Meinungen zu Cannabis
So einig die Junge Union mit den Mutterparteien in der Kritik am Bürgergeld ist, so unterschiedlich ist die Haltung bei manchem gesellschaftspolitischen Thema. Der scheidende JU-Vorsitzende Tilman Kuban schenkte in seiner letzten Rede vor allem den beiden Vorsitzenden der Mutterparteien, Friedrich Merz und Markus Söder, kräftig ein.
"Was hat der Mann eigentlich geraucht?", hatte Merz noch auf dem CSU-Parteitag über die Pläne von Gesundheitsminister Karl Lauterbach zur Cannabis-Legalisierung gespottet. Dem hielt Kuban die einfache Sichtweise der JU entgegen: "Macht euch locker." Man müsse doch nicht so tun, "als würde die Welt untergehen", wenn man mal einen Joint raucht. Ihre Rolle als nervige Jugendorganisation will die Junge Union auch künftig spielen.
Das bekräftigte Antonia Haufler (CDU), Bundesgeschäftsführerin der Jungen Union, am Rande des Treffens in Fulda:
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