Die CDU steht in Umfragen gut da - und vor schwierigen Weichenstellungen. Wer wird neuer CDU-Chef und wie geht es weiter nach Corona? Heute wird die Partei 75 Jahre alt.
75 Jahre nach ihrer Gründung steht die CDU mit der Suche nach einem neuen Parteivorsitzenden vor einer Neuaufstellung. Mit dem nahenden Ende der Ära von Kanzlerin Merkel sucht die Partei ein Erfolgsrezept für die Zukunft.
Die Party zum 75. Geburtstag der CDU fiel am Freitag Corona-bedingt aus. Ungewöhnliche Geschenke bekam die Partei dennoch - etwa von den beiden Grünen-Parteichefs Annalena Baerbock und Robert Habeck. "Euer Pragmatismus ist Legende", schrieben sie in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" in einem Glückwunschartikel.
Und zur Feierlaune im Konrad-Adenauer-Haus tragen die Umfragen bei: Das neue ZDF-Politbarometer sieht CDU und CSU derzeit bei 40 Prozent - nach gerade einmal 27 noch Anfang März.
Kanzlerin Angela Merkel und CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer warnen aber intern, dass sich niemand in der Union auf der großen Zustimmungswelle ausruhen dürfe. Denn das beruhe auf Sondereffekten. Und die Partei steht vor schwierigen Weichenstellungen.
Aufstellung für die Zeit nach der Krise
Vor allem die Corona-Krise hat der Union als Kanzlerinnen-Partei einen Schub gegeben. "Das war die Stunde der Exekutive, davon haben wir profitiert", heißt es unter CDU-Strategen. Ungewollt sind auch die parteiinternen Flügelkämpfe verstummt. Das Kandidatenrennen um den CDU-Vorsitz musste wegen Corona vertagt werden - so dass eher der Eindruck einer homogenen statt einer zerstrittenen Partei entstand.
Nur klärt dies nicht, wer die Partei 2021 eigentlich wählen soll, denn viele Strukturprobleme sind ungelöst. CDU-Chefin Kramp-Karrenbauer mahnte im Phoenix-Interview mehr Frauen in Ämtern und Mandaten an. Sie und CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak basteln an einem moderneren Grundsatzprogramm für den Parteitag im Dezember.
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Gar nicht mehr so locker
Bedrohung betonen und zugleich relativieren - es ist Armin Laschets Kommunikation seit Beginn der Corona-Krise in Heinsberg. Und sie funktioniert noch immer nicht.
Ein gerade veröffentlichter Imagefilm zum 75. Geburtstag soll Modernität ausstrahlen - und bekennt sich nicht nur zu eigenen Fehlern der Vergangenheit, sondern auch dazu, Partei für gleichgeschlechtliche Paare zu sein.
Die Lücke nach Merkel
Das Problem: Da niemand weiß, wer neuer CDU-Vorsitzender wird, ist unklar, ob das Programm zur Person passt und wie genau man die Nach-Merkel-Zeit vorbereiten soll. Bislang zeichnet sich im Dreier-Rennen kein klarer Favorit auf den CDU-Vorsitz ab.
Um Friedrich Merz und Norbert Röttgen wurde es in der Corona-Krise sehr ruhig. Nun will der wirtschaftsliberale Merz mit einem Bekenntnis zu Schwarz-Grün punkten. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet wiederum erlebte in der Corona-Krise zunächst einen Höhenflug als Regierungschef, schwächelt aber zuletzt in Umfragen.
Die Autoren beleuchten die anhaltende Hängepartie um den CDU-Vorsitz.
Gesundheitsminister Spahn hatte sich aus dem Rennen um den CDU-Vorsitz zurückgezogen und ein Team mit Laschet gebildet. Nun gilt er als weniger umstritten als der CDU-Vize, betont aber, dass er weiter hinter Laschet stehe.
Im Vergleich möglicher Kandidaten liegt zwar CSU-Chef Söder in Umfragen deutlich vorne. Aber der hat beteuert, dass er nicht Kanzlerkandidat werden will. Und CDU-Granden wie Kramp-Karrenbauer und Laschet haben bereits deutlich gemacht, dass die große Schwesterpartei kaum auf ihr Erstzugriffsrecht beim Posten des Kanzlerkandidaten verzichten wolle.