In der Ost-CDU sind viele unzufrieden über die Wahl Armin Laschets zum Parteichef. Schwach sei er, heißt es. Und ein Merz-Anhänger nennt Laschet gar einen "Funktionärskandidaten".
In Sachsen-Anhalt haben sie die Niederlage "ihres" Kandidaten Friedrich Merz noch nicht so recht verdaut. In allen Umfragen habe Merz vorne gelegen, sagt Markus Kurze, der parlamentarische Geschäftsführer der dortigen CDU-Fraktion. "Das Votum der Basis wurde nicht übernommen", klagt er. Das sei ganz schön bitter.
Das klingt nicht danach, als sei die CDU nach ihrem digitalen Parteitag geeint. Zu groß ist die Enttäuschung über den Sieg Armin Laschets - gerade in den Ostverbänden der Partei. Kurze sagt in der ZDF-Sendung "Berlin direkt":
Laschet - ein "Funktionärskandidat"?
Das sitzt. Armin Laschet einen Funktionärskandidaten zu nennen - das erinnert an den Sound, den Friedrich Merz vorgegeben hatte. Das "Establishment" der Partei sei gegen ihn, hatte Merz gesagt. Nach seiner erneuten Niederlage wollte er sich nicht einbinden lassen, jedenfalls nicht im Präsidium. Stattdessen forderte Merz das Wirtschaftsministerium.
Eine Kampfansage, die der gewählte CDU-Vorsitzende Armin Laschet im ZDF umgehend zurückweist. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) nennt Merz' Forderung "verstörend". Und der CDU-Europaabgeordnete Dennis Radtke kritisiert: "Ich halte das nicht nur für Quatsch, ich halte das für ein ganz gefährliches Narrativ". Und weiter:
Ost-Delegierte: Laschet hat "schwächsten Rückhalt"
Ernüchterung über die Wahl Armin Laschets herrscht allerdings auch in Thüringen. Lilli Fischer, CDU-Delegierte aus Erfurt, hatte Norbert Röttgen unterstützt. Über Armin Laschet sagt sie:
Mehr noch. Armin Laschet sei sich seiner Werte bestimmt sehr bewusst. Das könne man nicht schönreden, sagt Fischer. Und kommentiert trocken: "Da muss er dran arbeiten. Oder jemanden finden, der es besser macht."
Warum die Ost-CDU anders tickt
Es sind Wortmeldungen wie diese, die zeigen: Die Ost-CDU tickt anders. Beispiel: Der Streit um die Erhöhung des Rundfunkbeitrags in Sachsen-Anhalt. Oder die Wahl eines FDP-Ministerpräsidenten mit den Stimmern von CDU und AfD in Thüringen.
Ostverbände wollten sich nicht von der Berliner CDU-Zentrale bevormunden lassen. Und auch einen Tag nach dem digitalen CDU-Parteitag sitzt der Frust über die Niederlage des konservativen Kandidaten Friedrich Merz tief - was aus Sicht einiger Delegierter auch an einem "Foulspiel" des Gesundheitsministers liegt.
Spahn bedauert Werbung für Laschet
Jens Spahn hatte sich vor der entscheidenden Abstimmung per Videoschalte zu Wort gemeldet - dann aber nicht wie angekündigt eine Frage gestellt, sondern Werbung für Armin Laschet gemacht. In den sozialen Netzwerken ist von einem abgekarterten Spiel des Establishments die Rede. Auch, weil Spahns Wortmeldung mit Laschet abgesprochen war.
Wohl auch, um die Wogen zu glätten, äußert Spahn sich inzwischen versöhnlich - und ein wenig kleinlaut. Er habe wohl "bei manchen für Irritationen" gesorgt. "Das bedauere ich", twitterte Spahn. Nach dem Parteitag sei es allerdings wichtig, zusammen zu stehen "hinter unserem Vorsitzenden Armin Laschet und für den Erfolg der Union". Dafür aber dürfte es mehr brauchen als einen Tweet.