Der Generalsekretär des Wirtschaftsrats der CDU, Wolfgang Steiger, hat vor einem Energie-Embargo gegen Russland gewarnt. Das Land könne davon sogar profitieren.
"An einseitige Kündigungen von Kohle- und Erdöllieferungen aus längerfristigen, preisgünstigen Verträgen dürfen wir nicht naiv rangehen. Russland dürfte davon sogar profitieren", sagte Steiger (CDU) den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.
"Denn es könnte dann auf dem Weltmarkt für diese frei gewordenen Mengen zum Teil exorbitant höhere Preisen als derzeit erzielen, unsere Energieversorger aber müssten die gestiegenen Weltmarktpreise anderer Lieferanten an die Endverbraucher weiterreichen."
Der Streit um ein sofortiges Importverbot von russischer Energie dauert an.
Steiger: Folgen für Russland von Embargo unklar
Es müsse schnell an einem ganzheitlichen Konzept für die Versorgungssicherheit in Deutschland und Europa gearbeitet werden, sagte Steiger.
Wegen Russlands Angriff auf die Ukraine wird darüber diskutiert, ob der Westen noch Öl und Gas in Russland kaufen soll. Davor schrecken Deutschland und andere Länder aber aus Furcht vor wirtschaftlichen Schäden bislang zurück. Für Kohle hat die EU inzwischen einen Importstopp beschlossen.
Es sei unklar, welche finanziellen Folgen ein Embargo für Russland hätte, sagte Steiger. "Im schlechtesten Fall kommt es lediglich zur Verschiebung der Mengen auf dem Weltmarkt."
ZDF-Börsenexperte sieht eher sinkende Preise für russisches Öl
Frank Bethmann, ZDF-Börsenexpere, teilt die Einschätzung von CDU-Politiker Steiger nicht. Aktuell kaufen Indien und China russisches Öl, weil es günstiger geworden ist. Auch Indonesiens staatlicher Energiekonzern Pertamina erwägt den Kauf von russischem Rohöl, da es günstig zu haben ist. Auf dem Weltmarkt gebe es aktuell keinen Mangel an Rohöl, so Bethmann, sondern eher zu viel, einen Angebotsüberhang. Die Preise würden eher bei einer Verknappung des Angebots steigen, danach dafür gebe es aber keine Anzeichen.
Es sei nicht auszuschließen, dass Russland auf dem Spotmarkt - also außerhalb von längerfristig geschlossenen Lieferverträgen - höhere Preise für Öl erzielen könnte. Die Regel dürfte das aber nicht sein.
Anders dürfte sich das bei einem Embargo auf Gas auswirken, meint der ZDF-Börsenexperte. Pipelines, um das Gas zu transportieren, sind hauptsächlich in Richtung Westen gebaut. Es wäre ungleich schwerer für Russland, das Gas etwa nach Asien zu verkaufen. Gleichzeitig sei es aber auch ungleich schwerer für Deutschland und die EU, auf russisches Gas zu verzichten.
Explodierende Gaspreise, leere Speicher, Angst vor Rationierung und Abschaltung– Putins Krieg hat Deutschlands Abhängigkeit von russischem Erdgas gnadenlos offengelegt.
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