Nun steht es fest: Friedrich Merz soll neuer CDU-Chef werden. Mit 62,1 Prozent setzt er sich bei der Mitgliederbefragung gegen seine Rivalen Helge Braun und Norbert Röttgen durch.
Es ist die letzte Frage, die ein bisschen in die Seele des künftigen CDU-Vorsitzenden blicken lässt. "Ich habe mir im Stillen Wow gesagt, ganz im Stillen", gibt Friedrich Merz zu. Aber auch: "Triumphgesänge sind mir fremd."
Friedrich Merz will im Moment seines Sieges nicht überheblich wirken. Er weiß, dass sein Image durchaus ein anderes ist. Ein "Zerrbild" nennt er das öffentliche Bild von sich, das er jetzt korrigieren will, das er korrigieren muss.
Merz verspricht der Partei Führung
Fast 250.000 CDU-Mitglieder hatten sich an der Mitgliederbefragung beteiligt, was etwa zwei Drittel der Partei entspricht. Insofern ist das Votum für Merz ein sehr deutliches Signal: Die Partei hat jetzt Führung bestellt und Merz verspricht sie. Er nennt das Ergebnis "beeindruckend", es beweise, dass die "Partei lebt".
Und noch eine kleine Äußerung zeigt, wie unsicher Merz dennoch ist, ob seine Widersacher in der Partei ihm jetzt folgen. "Auf gute Zusammenarbeit mit wirklich allen", sagt er zum Ende seines Statements. Als müsse er das extra betonen.
Braun und Röttgen: die Verlierer
Die beiden Verlierer nehmen es tapfer hin - aber was sollen sie auch machen. Helge Braun geht mit enttäuschenden 12,1 Prozent vom Platz. Die ehemalige rechte Hand von Angela Merkel hatte sich deutlich mehr erhofft. Aber im Stillen war ihm wohl schon vor diesem Tag klar, dass das heute nichts wird. Der Griff nach dem mächtigen Haushaltsausschussvorsitz im Deutschen Bundestag wirkt da wie eine geplante Rückversicherung auf die heutige Niederlage. Seine Reaktion, dass die kurze Zeit zwischen Kandidatur und heute für ihn eine Herausforderung gewesen sei, klingt etwas weinerlich.
Norbert Röttgen erreicht 25,8 Prozent. Ein durchaus akzeptables Ergebnis bei seiner zweiten Kandidatur. Seine Gratulation an Merz wirkt leicht vergiftet: "Deutschland braucht die CDU und deshalb wünsche ich dir Erfolg", sagt er, und es schwingt immer noch mit, dass auch er sich - ähnlich wie Merz - für den Besseren hält.
Brinkhaus auf Abruf?
Ob dieser 17. Dezember mal als Tag des Neuaufbruchs der CDU gelten wird, muss sich erst noch erweisen. Für eine Person war das heute keine gute Nachricht. Auch wenn Friedrich Merz seine Ambitionen auf den Fraktionsvorsitz erneut herunterspielt, muss sich Ralph Brinkhaus wohl mit dem Gedanken anfreunden, dass es für ihn im April zu Ende gehen könnte.
Erst vor ein paar Tagen hatte Merz in einem Zeitungsinterview betont, dass für ihn grundsätzlich Partei- und Fraktionsvorsitz in eine Hand gehören. Das sei ein "prinzipieller Satz", so Merz. Gerade die verunglückte Neuaufstellung der Fraktion in den letzten Tagen, bei der fünf ehemalige Merkel-Ministerinnen und -Minister und acht ehemalige Staatssekretärinnen und -Sekretäre in den Fraktionsvorstand einzogen, hat viel interne Kritik an Brinkhaus ausgelöst.
Wie weiter mit der CSU?
CSU-Chef Markus Söder freute sich auf Twitter: "Gemeinsam und geschlossen wollen wir die Union zu neuer Stärke führen." Auch Merz hatte zuvor die Gemeinsamkeit mit der CSU betont. Bei ihm klang das Ganze aber eher wie eine Aufgabenstellung, die Söder jetzt zu erfüllen habe, bevor er sich bundespolitisch wieder einmischen dürfe.
Die CSU habe die Aufgabe, die Landtagswahl 2023 zu gewinnen. Und das könne nur gelingen, "wenn die Zusammenarbeit konstruktiv ist", so Merz. Zur Zeit seien die "Umfragen außerordentlich unbefriedigend, daran müssen beide arbeiten". Intern hatte Merz des öfteren betont, dass Söder mit ihm nicht so umgehen könnte, wie er das mit Armin Laschet getan habe. Das spricht für ein durchaus angespanntes Verhältnis der beiden Schwesterparteien.
Im Januar soll die Wahl von Merz stattfinden
Jetzt folgt noch der offizielle Teil. Der CDU-Bundesvorstand wird Friedrich Merz dem Parteitag zur Wahl vorschlagen. Am 21. Januar 2022 erfolgt die Wahl - Zweifel daran gibt es nicht. In der CDU war man heute erleichtert, dass das eindeutige Ergebnis nun über die Feiertage etwas Ruhe in die Partei bringt.