Nun also doch: Helge Braun kandidiert für den CDU-Vorsitz. Der Kanzleramtschef tritt damit gegen Außenpolitiker Norbert Röttgen an, der seine Kandidatur am Vormittag verkündete.
Im Kampf um die Nachfolge des CDU-Bundesvorsitzenden Armin Laschet hat nun auch Außenpolitiker Norbert Röttgen seine Kandidatur angekündigt. "Ob Röttgen die Partei einen kann, bleibt zweifelhaft", so ZDF-Korrespondent Karl Hinterleitner.
Zwei altgediente Politprofis als Erneuerer: Fünf Tage vor Ablauf der Bewerbungsfrist haben am Freitag der Außenpolitiker Norbert Röttgen und der geschäftsführende Kanzleramtschef Helge Braun ihre Kandidatur für den CDU-Vorsitz bekannt gegeben. Beide streben aber nach eigenen Angaben nicht den Fraktionsvorsitz im Bundestag an.
Erneuerung der CDU gefordert
Beide forderten eine inhaltliche Neupositionierung der Partei nach ihrem Debakel bei der Bundestagswahl. Sie mahnten zu Geschlossenheit, auch mit der Schwesterpartei CSU. Und sie kündigten an, die Parteizentrale zu modernisieren.
Es wird erwartet, dass auch der Ex-Vorsitzende der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag, Friedrich Merz, noch antreten wird.
Lesen Sie hier die Einschätzung unseres Korrespondenten zu Brauns Kandidatur:
- CDU-Helge will’s wissen
Kanzleramtschef Braun gibt die Merkel-CDU nicht kampflos auf. Das zeigt seine Kandidatur für den Parteivorsitz. Aber er muss sich mit Röttgen und vielleicht auch Merz messen.
Röttgen sagte in der Bundespressekonferenz in Berlin, er kandidiere, "aus der tiefen Überzeugung, dass es kein "Weiter so", erst recht kein "Zurück" geben dürfe. Es gehe vielmehr um "eine inhaltlich definierte Erneuerung" der CDU. "Die christlich demokratische Idee für unsere Zeit muss erarbeitet werden, mit den Mitgliedern, und sie muss in den Wettbewerb mit den anderen Parteien gehen."
Röttgen plädierte außerdem für einen klaren Mitte-Kurs seiner Partei. Das CDU-Präsidiumsmitglied sagte:
Die Union müsse eine Partei der modernen Mitte sein, sagt CDU-Politiker Norbert Röttgen in der Debatte um die Zukunft der Partei. Dazu gehörten "in jedem Fall auch Frauen in Führungspositionen“, die Spitze einer Volkspartei dürfe nicht nur männlich sein.
Braun erläuterte zuerst dem Vorstand seines hessischen Landesverbands seine Pläne. Am Abend wollte er dies auch in seinem Kreisverband Gießen tun und sich von diesem offiziell nominieren lassen. Anschließend wollte er alle CDU-Mitglieder schriftlich informieren.
Braun will klares Profil
In dem Brief, der der Deutschen Presse-Agentur bereits vorliegt, ruft er zu einem "grundlegenden Neuanfang" auf. Die CDU müsse schnell wieder stark und zu einer klar unterscheidbaren Alternative zur Ampelkoalition werden. Inhaltlich verlangt Braun ein klareres Profil seiner Partei.
Erfolgreiche Kompromisse in der Regierung seien gut fürs Land, aber schlecht für die Wahrnehmung des Profils der Union gewesen.
Eine erste Positionsbestimmung für die Oppositionsarbeit müsse der neue Vorsitzende schon beim Parteitag im Januar vorlegen. Braun mahnt Geschlossenheit in der CDU und mit der Schwesterpartei CSU an. In seinem Brief heißt es: "Um es klar zu sagen: Wir haben nach dem Ergebnis der Mitgliederbefragung keinen einzigen Tag mehr Zeit für Streit oder neue offene Führungsfragen."
Zweiter Versuch für Röttgen und Merz
Röttgen und Merz hatten schon am Jahresanfang für den Parteivorsitz kandidiert. Sie unterlagen aber gegen Laschet. Als Kanzlerkandidat führte dieser die Union in eine historische Wahlniederlage mit einem Ergebnis von nur noch 24,1 Prozent. Daher gibt er den Vorsitz nach nur einem Jahr wieder ab.
Dadurch, dass nun auch Braun antritt, ein enger Vertrauter von Kanzlerin Angela Merkel (CDU), hat die Partei zumindest nicht den Eindruck, sie stehe wieder vor derselben personellen Alternative wie vor einem Jahr - nur ohne Laschet.
Wahl im Januar
Gewählt werden soll der neue Vorsitzende der momentan rund 400.000 Mitglieder zählenden CDU bei einem Bundesparteitag am 21. Januar in Hannover. Davor will die CDU erstmals in ihrer Geschichte eine Mitgliederbefragung durchführen. Dort wird faktisch die Entscheidung fallen, wer künftig an der Spitze der Partei stehen wird. Unterlegene Bewerber sollen beim Parteitag nicht mehr antreten.