Karin Prien hat angekündigt, als stellvertretende CDU-Vorsitzende zu kandidieren. Sie will dabei aber explizit nicht als liberales Beiwerk von Friedrich Merz gelten. Ein Überblick.
Karin Prien, Bildungsministerin von Schleswig-Holstein, ist die erste, die ausdrücklich ihre Kandidatur für die neue CDU-Spitze ankündigt - nicht als Vorsitzende, aber als Stellvertreterin. Sie sehe ihr Kandidatur allerdings als eigenständig, betont sie in einem Interview mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) und "nicht nur als Teil eines bestimmten Teams".
Prien wirft mit ihrer Kandidatur noch mal ein Schlaglicht darauf, dass es derzeit offenbar nur darum gehe, "dass sich einzelne Kandidaten mit einer Schar weiblicher Mitstreiterinnen umgeben, die dann eher als Garnitur rüberkommen", so Prien. Ihre Bereitschaft zu kandidieren, wird unter den Beobachtern weithin als Lebenszeichen der Liberalen in der CDU wahrgenommen.
Bundesweit hatte Prien als Mitgründerin der "Union der Mitte" Aufmerksamkeit auf sich gezogen - eine innerparteiliche Strömung, die sich als Gegengewicht zur sogenannten Werteunion verstand. Inzwischen hat sich sich die Union der Mitte wieder aufgelöst.
Merz: "Ich neige dazu"
Der ehemalige Fraktionschef Friedrich Merz und der Außenpolitiker Norbert Röttgen gelten bisher als wahrscheinlichste Kandidaten für die Nachfolge von Armin Laschet. Doch obwohl die Bewerbungsfrist seit vergangenem Samstag läuft, hat keiner der beiden seine Bereitschaft zur Kandidatur offiziell erklärt.
Friedrich Merz hatte am letzten Wochenende in einem Grußwort bei der Lesben- und Schwulenunion der CDU die Debatte angeheizt. "Ich neige dazu", soll er laut Teilnehmern gesagt haben. Und er fügte hinzu:
Seit Wochen, so diverse Berichte in verschiedenen Medien, telefonierten Merz aber auch Röttgen sich durch die Strömungen der Partei, um Unterstützer zu werben. Die Kandidatur von Karin Prien scheint nun ein Ergebnis dieser Debatten zu sein, aber kein Signal, sich ausdrücklich einem Lager anzuschliessen.
Als Vorsitzende steht Prien aber nicht zur Verfügung, weil sie sich auf ihr Ministeramt und die Wahl in Schleswig-Holstein konzentrieren wolle. Sie könne sich aber eine Zusammenarbeit mit Friedrich Merz gut vorstellen, der habe sich allerdings bisher bei ihr "nicht gemeldet", so Prien gegenüber dem RND.
Die CDU will über die Frage, wer auf Armin Laschet als Parteivorsitzender folgt, die Mitglieder abstimmen lassen:
Kanzleramtsminister Helge Braun als Parteichef?
Für Überraschung sorgt eine Meldung aus dem hessischen Landesverband der CDU. Der bisherige parlamentarische Staatsekretär im Bundesbildungsministerium, Michael Meister, schlägt den Noch-Kanzleramtsminister Helge Braun als Parteichef vor. "Helge Braun ist ein kluger Kopf mit Ideen für die Zukunft", so Meister gegenüber RND.
Am Freitag soll sich der Landesvorstand der Hessen CDU zu einer Sondersitzung treffen, um den Vorschlag zu beraten. Mit der Kandidatur von Braun würde der engste Mitstreiter von Angela Merkel in den Machtkampf um die Parteispitze eingreifen.
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Braun war in den letzten vier Jahren als Kanzleramtschef so etwas wie die rechte Hand der Kanzlerin und hat insbesondere die Bekämpfung der Corona-Pandemie massiv mit geprägt. Diese enge Bindung an Merkel wird innerhalb der CDU auch als größter Malus von Braun gewertet.
Dennoch ist Braun sicher als Signal der liberaleren Kräfte in der Partei zu werten, dass sie das Feld nicht allein dem konservativen Lager in der CDU überlassen wollen. Von einer abgestimmten Aktion wollen allerdings mit der Materie Vertraute nicht sprechen.
Hype um Favoritenrolle von Merz flacht ab
Wann und ob Merz und Röttgen ihre Kandidaturen erklären, scheint derzeit offen. Die Frist zur Bewerbung läuft noch eine Woche. Auch die Wirkung einer möglichen Kandidatur von Helge Braun ist derzeit nur schwer abzuschätzen.
Eines scheint allerdings für die, die sich in der CDU umhören, immer klarer zu werden: Der Hype um eine klare Favoritenrolle von Friedrich Merz scheint sich deutlich abzuflachen. Schon sein Auftritt auf dem Deutschlandtag der Jungen Union vor dreieinhalb Wochen war keine umjubelte Show mehr. Immer öfter wird die Frage gestellt: kann ein 66-Jähriger die Zukunft der CDU verkörpern?
Allerdings bietet sich auch den liberalen Kräften in der Partei derzeit kaum eine realistische Alternative, die die Strahlkraft entwickeln könnte, welche die CDU derzeit bitter nötig hätte.
- CDU-Vorsitz - gelingt Merz das Comeback?
Die CDU sucht den Erneuerer: Nach dem Scheitern von Laschet sucht die Partei eine Nachfolge. Einige Namen sind im Spiel, doch noch niemand hat den Hut in den Ring geworfen.