Im Prozess um den Anschlag auf "Charlie Hebdo" sind mehrere Angeklagte zu hohen Haftstrafen verurteilt worden. Der Hauptbeschuldigte muss für 30 Jahre ins Gefängnis.
Im Prozess um den islamistischen Terroranschlag auf das französische Satiremagazin "Charlie Hebdo" sind die Helfer zu teils langen Haftstrafen verurteilt worden. Einer der Hauptbeschuldigten, Ali Riza Polat, soll wegen Beihilfe zu Verbrechen mit Terrorhintergrund für 30 Jahre ins Gefängnis. Seine Anwälte kündigten Berufung an.
Bei einigen Angeklagten sah das Gericht den terroristischen Hintergrund nicht als erwiesen an. Die Spanne der verhängten Gefängnisstrafen reicht von vier Jahren bis lebenslänglich. Die meisten Strafen waren niedriger als von der Staatsanwaltschaft gefordert.
Elf Angeklagte vor Gericht - drei weitere flüchtig
Seit Anfang September standen in Paris elf mutmaßliche Helfer der Terrorserie von 2015 vor Gericht. Drei weitere sind flüchtig. Vor einem Sondergericht für Terrorfälle wurde nicht nur der Anschlag auf "Charlie Hebdo" verhandelt, sondern auch die anschließende Attacke auf einen koscheren Supermarkt.
Bei dem Überfall auf die Redaktion von "Charlie Hebdo" am 7. Januar 2015 hatten die Brüder Said und Chérif Kouachi zwölf Mitarbeiter des Magazins getötet. Die Attentäter waren zwei Tage später von der Polizei in einem Industriegebäude nordöstlich von Paris aufgespürt und erschossen worden. Auch der dritte Attentäter, Amédy Coulibaly, wurde von der Polizei bei der Geiselnahme am 9. Januar 2015 im koscheren Supermarkt Hyper Cacher getötet, nachdem er vier Menschen ermordet hatte sowie eine Polizistin am Vortag im Pariser Vorort Montrouge.
Polat leugnet Mitwisserschaft bei Angriff auf "Charlie Hebdo"
Polat gilt als rechte Hand des Attentäters Coulibaly. Während des Prozesses im Pariser Justizpalast erregte Polat mit seinem Verhalten große Aufmerksamkeit - er war impulsiv und laut. Die Staatsanwaltschaft hatte für ihn lebenslang gefordert.
Das Gericht habe festgestellt, dass Polat dem Attentäter Coulibaly entscheidend geholfen habe, begründete der Vorsitzende Richter Régis de Jorna seine Entscheidung. Der 35-jährige Franzose mit türkischen Wurzeln habe ausreichend Kenntnis von Coulibalys Absichten gehabt. "Das ist falsch", rief Polat während der Urteilsverkündung. Er hatte immer geleugnet, von den Anschlagsplänen gewusst zu haben.
30 Jahre Haft auch für Coulibalys Witwe
Die Lebensgefährtin des Attentäters Coulibaly wurde ebenfalls zu 30 Jahren Haft verurteilt. Hayat Boumeddiene war bei dem Prozess in Paris nicht anwesend. Sie soll sich nach Syrien abgesetzt und sich dort der IS-Terrormiliz angeschlossen haben. Es ist unklar, ob sie noch lebt. Die damals 26-Jährige hatte den Ermittlern zufolge wenige Tage vor den Anschlägen mit den Brüdern Mohamed und Mehdi Belhoucine Frankreich verlassen. Ersterer wurde nun zur härtesten Strafe verurteilt - er bekam lebenslänglich. Es wird aber davon ausgegangen, dass die Brüder tot sind.
Die Angeklagten haben den Attentätern nach Auffassung des Gerichts vor allem dabei geholfen, Ausrüstung wie Waffen oder Autos zu beschaffen. Sie hatten immer wieder bestritten, von den Terrorplänen gewusst zu haben. Das Gericht sah tatsächlich bei nicht allen den Beweis dafür erbracht.
Angehörige bekommen keine Antworten
Viele Opfer und Angehörige hatten sich von dem Prozess vor allem eine Antwort auf die Frage nach dem Warum versprochen. Diese blieb der Prozess aber schuldig. Der Erkenntnisgewinn ging kaum über das hinaus, was die Ermittler zuvor zusammengetragen hatten.
Dem Prozess wurde im Frankreich eine enorme Bedeutung beigemessen. Alle Verhandlungen wurden auf Video aufgezeichnet und werden archiviert. Der Prozess stand sinnbildlich für den Kampf gegen den islamistischen Terror, der Frankreich seit Jahren erschüttert.