Cheney verliert in Wyoming: Die Rache des Donald Trump
Cheneys Niederlage in Wyoming:Die Rache des Donald Trump
von Claudia Bates, Washington D.C.
17.08.2022 | 20:35
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Die Republikanerin Liz Cheney wird ihren Sitz im US-Repräsentantenhaus verlieren. Damit zahlt sie den Preis dafür, dass sie sich offen und deutlich gegen Donald Trump gestellt hat.
Liz Cheney bezahlt den Preis, dass sie sich offen
gegen Donald Trump gestellt hat.
Quelle: AP
Liz Cheney hat ihren Sitz im Parlament bewusst geopfert. In ihrer Heimat Wyoming haben die Wählerinnen und Wähler die von Ex-Präsident Donald Trump unterstützte Harriet Hageman zur republikanischen Kandidatin für die Zwischenwahlen im November gewählt.
Im Wahlkampf sprach sie kaum noch über Wyoming, sondern fast nur noch über Donald Trump und den Sturm aufs Kapitol vom 6.1.2021 als existentielle Gefahr für die amerikanische Demokratie. Das verschafft ihr wohl einen Platz in den Geschichtsbüchern, aber nicht im Kongress.
Liz Cheney riskiert für die Wahrheit über Trump ihre Karriere
"Vor zwei Jahren habe ich diese Vorwahlen mit 73 Prozent der Stimmen gewonnen", sagte die RepublikanerinLiz Cheney."Das hätte ich leicht wieder tun können."
Der Weg war klar, hätte aber erfordert, dass ich der Lüge von Präsident Trump über die Wahl 2020 zustimme. Diesen Weg konnte und wollte ich nicht einschlagen.
Liz Cheney, Republikanerin
Trump hält weiterhin an der widerlegten Behauptung fest, Joe Biden habe die Präsidentschaft nur durch Wahlbetrug erlangt und die Mehrheit der Republikaner folgt ihm darin. Auch Cheneys Gegenkandidatin in Wyoming, Hageman, hat immer wieder die Lüge von der angeblich manipulierten Wahl für ihren Wahlkampf genutzt.
Viele Republikaner stehen noch immer hinter Trump
Cheneys Niederlage zeigt, dass bei der republikanischen Basis Wahlen weiterhin nicht gegen Donald Trump gewonnen werden können. Der Chefredakteur des konservativen Nachrichtenmagazins "National Review" sagte:
Wenn man möchte, dass Trump im Ruhestand bleibt, ist es das Wichtigste, die Republikaner zu überzeugen, die ihm zwei Mal ihre Stimme gegeben haben, die ihn mögen, ihn unterhaltsam finden, ihm dankbar sind für seine Politik und die denken, dass er unfair behandelt wurde.
Chefredakteur des konservativen Nachrichtenmagazins "National Review"
Liz Cheney gehört in Wyoming dem Politadel an, ihr Vater Dick war Verteidigungsminister und Vizepräsident. Sie ist eine republikanische Hardlinerin, erzkonservativ, hat die Politik von Ex-Präsident Trump unterstützt - bis zum Sturm aufs Kapitol. Seitdem charakterisiert sie Trump als die größte Bedrohung für die amerikanische Republik und stellt, wie sie immer wieder betont, das Land und ihre Verfassungstreue vor die Treue zu ihrer Partei.
Cheney möchte Republikaner an alte Prinzipien erinnern
Cheney ist Vizevorsitzende des Untersuchungsausschusses, sie ist das prominenteste Gesicht der Aufklärung geworden. Sie gehörte zu jenen zehn republikanischen Kongressabgeordneten, die für ein zweites Amtsenthebungsverfahren gegen Donald Trump stimmten.
Von diesen zehn Republikanern haben nur zwei die Chance, wieder in den Kongress einzuziehen. Alle anderen haben ihre Vorwahlen verloren oder treten nicht nochmal an. Liz Cheney wurde von ihrer Partei verstoßen, formell gerügt und auf Trumps Betreiben hat sie ihre Ämter verloren.
Sie möchte die Republikaner wieder zu alten Prinzipien zurückführen. Doch ihre Niederlage bei den Vorwahlen macht deutlich, dass die Partei sich inzwischen stärker an dem orientiert, was Trump möchte, als an konkreten politischen Inhalten. Das republikanische Establishment ist erledigt, der traditionelle Konservatismus hat keine Heimat mehr.
Der Neokonservative William Kristol, der die Gruppe "Republikanische Wähler gegen Trump" gründete, meint, der Eintrittspreis in die Republikanische Partei sei es jetzt, den Angriff auf die Demokratie vom 6. Januar bewusst zu ignorieren.
Kampf gegen Trump: Liz Cheney gibt nicht auf
"Ich habe seit dem 6. Januar gesagt, dass ich alles unternehmen werde, um sicherzustellen, dass Donald Trump nie wieder in der Nähe des Oval Office ist. Und ich meine das auch so", sagt Cheney. Sie erwägt, 2024 selbst als Präsidentschaftskandidatin anzutreten. Bei den innerparteilichen Vorwahlen hätte sie keine Chance, allenfalls als Unabhängige könnte sie kandidieren.
Eine schwierige Abwägung für sie, denn sie würde dem möglichen Gegenkandidaten Donald Trump zwar Stimmen nehmen, könnte aber auch seine Basis erst recht mobilisieren und die Demokraten schwächen. Ihr Kampf jedenfalls sei nicht zu Ende:
Die Freiheit darf nicht, kann nicht und wird nicht sterben.