Seit Februar war die strategisch wichtige Stadt von russischen Truppen besetzt - jetzt hat Russland den Rückzug aus der Region Cherson nach eigenen Angaben abgeschlossen.
Nach Angaben Russlands befindet sich kein russischer Soldat mehr westlich des Flusses Dnipro. In Cherson feiern die Menschen das Vorrücken der ukrainischen Truppen.
Russland hat nach eigenen Angaben den Abzug seiner Truppen aus der südukrainischen Stadt Cherson und Teilen des Gebietes abgeschlossen. Das russische Verteidigungsministerium teilte am Freitag mit, dass die Umgruppierung beendet sei.
Es seien alle Einheiten samt Technik und Ausstattung ohne Verluste auf die linke Uferseite des Flusses Dnipro gebracht worden, auf der rechten Seite sei keine Technik zurückgelassen worden, sagte Ministeriumssprecher Igor Konaschenkow in Moskau.
Moskau: Cherson bleibt russisches Gebiet
Moskau sieht das ukrainische Gebiet Cherson auch nach dem Abzug seiner Truppen weiter als russisches Staatsgebiet an. Das Gebiet Cherson bleibe Teil der Russischen Föderation, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der Nachrichtenagentur Interfax zufolge. "Dieser Status ist per Gesetz bestimmt und gefestigt. Hier gibt es keine Änderungen und kann es keine geben", sagte Peskow.
Der Abzug der russischen Truppen aus Cherson löste bei den verbliebenen Einwohnern viel Freude aus. Eine Einschätzung von ZDF-Korrespondenten Dara Hassanzadeh.
Russland hatte am Mittwoch den Truppenabzug aus der Gebietshauptstadt Cherson angekündigt, weil die Versorgung der eigenen Soldaten etwa durch nicht mehr nutzbare Brücken unmöglich war.
Die russischen Truppen in Cherson waren durch die Ende August gestartete ukrainische Gegenoffensive unter Druck geraten. Mit vom Westen gelieferten Artilleriegeschützen großer Reichweite beschoss Kiew wochenlang ununterbrochen russische Munitionslager und Nachschublinien in der Region. Auch wurden immer häufiger prorussische Kader gezielt getötet. "Der Feind hatte keine andere Wahl als zu fliehen", sagte Oleksij Gromow vom ukrainischen Generalstab.
Nach Abzug: Putin gibt sich gelassen
Mehrere Ortschaften wurden laut ukrainischen Streitkräften schrittweise wieder befreit. Nach dem Scheitern des Vormarschs auf Kiew und dem Rückzug bei Charkiw gilt dies als weitere militärische Niederlage Russlands. Auf die Frage, ob die Niederlage in Cherson nicht erniedrigend sei für Putin, antwortete Peskow mit einem "Nein".
Russlands "PR-Maschinerie läuft auf Hochtouren", um der Bevölkerung den Rückzug der Armee aus Cherson "irgendwie besser verdaubar zu machen", so ZDF-Korrespondentin Phoebe Gaa.
Putin hatte Ende September vier Gebiete der Ukraine, darunter Cherson, bei einer Zeremonie im Kreml vollmundig zu einem Teil Russlands erklärt. Peskow machte deutlich, dass der Kreml auch die Feier auf dem Roten Platz zur Einverleibung der Regionen nicht bereue. Die Weltgemeinschaft sieht in den Annexionen einen Völkerrechtsbruch.
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