Cherson: Russland erwartet ukrainische Offensive

    Zivilisten sollen Stadt räumen:Russland erwartet Angriff auf Cherson

    19.10.2022 | 15:01
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    Russland rechnet in Cherson mit einer ukrainischen Offensive. In den nächsten Tagen sei der Zutritt zu der Region für Zivilisten verboten, so der russische Verwaltungsschef.

    Russland bereitet sich auf einen ukrainischen Großangriff in der Region Cherson vor und ruft die Bevölkerung auf, sich in Sicherheit zu bringen. In den nächsten sechs Tagen sollten rund 50.000 bis 60.000 Menschen an das Ostufer des Flusses Dnipro oder nach Russland gebracht werden, kündigte der von Russland eingesetzte Verwalter Wladimir Saldo am Mittwoch laut der staatlichen Nachrichtenagentur Tass an.

    Die ukrainische Seite zieht ihre Truppen für eine großangelegte Offensive zusammen. Wo das Militär aktiv ist, ist kein Platz für Zivilisten.

    Wladimir Saldo, russischer Gebietsverwalter

    Russland: Evakuierung nötig, "um Zivilbevölkerung zu schützen"

    In den kommenden sieben Tagen sei der Zutritt zu der Region für Zivilisten verboten, sagte Saldo im staatlichen Fernsehen. Der Schritt sei nötig, um die Zivilbevölkerung zu schützen. In den vergangenen zwei Tagen hätten bereits mehr als 5.000 Menschen Cherson verlassen. Die Angaben aus dem Kriegsgebiet lassen sich nicht unabhängig verifizieren.
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    Sein Stellvertreter Kirill Stremoussow sagte, die ukrainischen Truppen könnten die Stadt Cherson und vor allem das Westufer des Dnipro unter Beschuss nehmen. Wer die Stadt verlasse, erhalte Zuflucht in Russland. "Ich forderte Sie auf, meine Worte ernst zu nehmen und sie umzusetzen: die schnellstmögliche Evakuierung", sagte er.

    Wir haben nicht vor, die Stadt aufzugeben, wir werden bis zum letzten Moment durchhalten.

    Kirill Stremoussow, stellvertretender russischer Gebietsverwalter

    Ukraine wirft Russland Propaganda vor

    Die Ukraine warf Russland Propaganda vor. Der Chef des ukrainischen Präsidialamtes, Andrij Jermak, schrieb auf seinem Telegram-Kanal:

    Die Russen versuchen, die Menschen in Cherson mit falschen Newslettern in Angst und Schrecken zu versetzen, wonach unsere Armee die Stadt beschießt, und sie bereiten auch eine Propagandashow mit den Evakuierungen vor.

    Andrij Jermak, Chef des ukrainischen Präsidialamtes

    Und weiter: "Propaganda wird nicht funktionieren."

    Militärische Situation in Cherson für Russland schwierig

    Der neue Oberbefehlshaber der russischen Truppen in der Ukraine räumte unterdessen ein, dass die Lage in der Region schwierig sei. Die Situation könne als angespannt bezeichnet werden, sagte Sergej Surowikin dem Sender Rossija 24. "Der Feind greift gezielt Infrastruktur und Wohngebäude an."
    In den vergangenen Wochen wurden die russischen Truppen bereits um 20 bis 30 Kilometer zurückgedrängt.
    Cherson ist die erste Großstadt, die nach der russischen Invasion im Februar unter russische Kontrolle geraten war. Russland hatte die Region Cherson sowie die Regionen Saporischschja, Donezk und Luhansk im September nach international scharf kritisierten Scheinreferenden annektiert. Vor dem Krieg lebten rund 280.000 Menschen in der Stadt.
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    Quelle: Reuters
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