China: Bevölkerung schrumpft

    Erstmals seit 1961:China meldet Rückgang der Bevölkerung

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    Zum ersten Mal seit den 1960er Jahren verzeichnet China einen Rückgang seiner Bevölkerung. Hintergrund der Entwicklung ist die alternde Gesellschaft mit sinkenden Geburtsraten.

    China hat zum ersten Mal seit Jahren einen Bevölkerungsrückgang verzeichnet. Ende Dezember habe das bevölkerungsreichste Land der Welt 1,411 Milliarden Einwohner gehabt und damit rund 850.000 weniger als ein Jahr zuvor, teilte das Statistikamt in Peking am Dienstag mit.
    Die Entwicklung ereignet sich vor dem Hintergrund einer alternden Gesellschaft mit sinkenden Geburtsraten. Im vergangenen Jahr wurden den Angaben zufolge in China 9,56 Millionen Menschen geboren. Zugleich starben 10,41 Millionen Menschen.

    Ausländer nicht in Statistik enthalten

    Bürger der Sonderverwaltungszonen Hongkong und Macao sowie von Taiwan, das China als Teil der Volksrepublik betrachtet, fließen nicht in die Zählung ein. Auch Ausländer sind nicht in der Statistik enthalten.
    Männer waren mit insgesamt 722 Millionen Einzelpersonen den Angaben zufolge weiterhin in der Überzahl. Ihnen standen rund 689,7 Millionen Frauen gegenüber. Dies ist eine Folge der inzwischen abgeschafften Ein-Kind-Politik und einer traditionellen Präferenz für männlichen Nachwuchs, der den Familiennamen weitertragen soll.
    Die Aufhebung der umstrittenen Geburtenkontrolle führte 2016 nur kurzzeitig zu einem leichten Anstieg der Geburten.

    Überalterung sorgt für wirtschaftliche Probleme

    Durch die Überalterung müssen zunehmend weniger Werktätige in der zweitgrößten Volkswirtschaft immer mehr alte Leute versorgen. Jeder fünfte Chinese ist heute schon älter als 60 Jahre.
    Zugleich geht die Bevölkerungsgruppe im statistisch betrachtet arbeitsfähigen Alter zwischen 15 und 59 Jahren weiter zurück.
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    Drängende Probleme: Wohnraum, Bildung, Gesundheit

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    Die seit drei Jahren andauernde Corona-Pandemie sorgte für weitere Unsicherheiten, die den Trend noch beschleunigt haben dürften.
    Elisabeth Schmidt | ZDF-Korrespondentin in Peking
    "In den sozialen Medien sprechen Ärzte immer häufiger von einer sehr hohen Sterblichkeit", so ZDF-Reporterin Elisabeth Schmidt.13.01.2023 | 3:17 min

    Erster Rückgang seit "Großem Sprung"

    Es war der erste Rückgang der Zahl der Menschen im bevölkerungsreichsten Land der Welt seit 1960. Damals litt China unter der schlimmsten Hungersnot seiner modernen Geschichte.
    Diese war durch das von Staatsgründer Mao Tse-Tung ausgerufene Industrialisierungs- und Kollektivierungsprogramm "Großer Sprung nach vorn" verursacht worden.
    Quelle: AP, AFP, dpa

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