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Der gefährlichste Krisenherd? : Warum die Debatte über Taiwan so explosiv ist

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Geostrategisch wichtig im Pazifik liegend, von China als sein eigen betrachtet: Warum sich an Taiwan ein neuer Konflikt der Weltmächte entzündet.

Taiwan, Taipei: Zwei Soldaten hissen die taiwanesicshe Flagge
An Taiwan entzündet sich der Konflikt zwischen China und den USA.
Quelle: Chiang Ying-ying/ap

Der Streit um Taiwan ist einer der gefährlichsten Konfliktherde der Welt. Nach Russlands Angriff auf die Ukraine wächst weltweit die Sorge, dass China auf ähnliche Weise versuchen könnte, die demokratische Insel zu erobern. Die USA haben sich schon lange der Verteidigungsfähigkeit Taiwans verpflichtet, was bisher meist Waffenlieferungen bedeutete.

Eine militärische Auseinandersetzung hätte massive Auswirkungen auf die globale Wirtschaft. Auch stünden sich die beiden Atommächte China und USA gegenüber. Fragen und Antworten.

Warum ist Taiwan politisch so wichtig für China?

Der kommunistische Machtanspruch geht auf die Gründungsgeschichte der Volksrepublik China zurück. Nach der Niederlage im Bürgerkrieg gegen die Kommunisten zog die nationalchinesische Kuomintang-Regierung mit ihren Truppen nach Taiwan, während Mao Tsetung 1949 in Peking die Volksrepublik ausrief. Der heutige Staats- und Parteichef Xi Jinping sieht eine "Vereinigung" mit Taiwan als "historische Mission".

Gibt es auch militärische und wirtschaftliche Gründe?

Die Insel zwischen Japan und den Philippinen hat große strategische Bedeutung. US-General Douglas MacArthur bezeichnet Taiwan einst als "unsinkbaren Flugzeugträger" der USA. Eine Eroberung durch China wäre ein wichtiger Baustein in dessen Großmacht-Ambitionen, weil es das Tor zum Pazifik öffnen würde.

Warum wird Taiwan nur von wenigen Ländern in der Welt anerkannt?

China zwingt jedes Land, das diplomatische Beziehungen mit Peking haben will, keine offiziellen Kontakte mit Taiwan zu unterhalten. Es ist vom "Ein-China-Grundsatz" die Rede. Danach ist Peking die einzige legitime Vertretung Chinas.

Auf chinesischen Druck wurde Taiwan aus den Vereinten Nationen und internationalen Organisationen ausgeschlossen. Nur weniger als zwei Dutzend kleinere Länder unterhalten noch diplomatische Beziehungen. Deutschland oder die USA betreiben nur eine inoffizielle Vertretung in Taipeh.

Was wollen die Taiwaner?

Die Taiwaner verstehen sich mehrheitlich längst als unabhängig und wollen zumindest den Status quo wahren. Auch wollen sie als Demokratie international anerkannt werden und sich keinem diktatorischen System wie in Festlandchina unterwerfen.

1994 wandelte sich Taiwan von einer Diktatur zu einer lebendigen Demokratie. Jede Veränderung des Status quo müsste aus Sicht der Regierung heute demokratisch von den 23 Millionen Taiwanern entschieden werden.

Droht in naher Zukunft eine militärische Eroberung durch China?

Die Gefahr hat unter Xi Jinping deutlich zugenommen. Dafür modernisiert Chinas schon lange besonders seine Marine und Luftwaffe. Es wird davon ausgegangen, dass der mächtige Präsident das Vorhaben noch in seiner Amtszeit umsetzen will. Im Herbst will sich Xi Jinping für weitere fünf Jahre bestätigen lassen. Weitere Amtszeiten sind denkbar.

Würden die USA Taiwan im Falle eines Angriffs verteidigen?

Nachdem die USA in diesen Punkt zum Zwecke der Abschreckung "strategisch zweideutig" geblieben waren, ist US-Präsident Joe Biden weitergegangen als seine Vorgänger. Er bezeichnete es wiederholt als "Verpflichtung", Taiwan zu verteidigen. Ob mit Waffenlieferungen oder mit eigenen Truppen - das ließ er offen. Nach der diplomatischen Anerkennung Chinas hatten sich die USA schon 1979 mit dem "Taiwan Relations Act" gesetzlich selbst dazu verpflichtet, Taiwans Verteidigungsfähigkeit weiter zu unterstützen.

Der US-Präsident Joe Biden und der chinesiche Staatspräsident Xi Jinping im Telefongespräch am 16.11.2021.

Gespräche über Taiwan-Politik - Xi warnt Biden: Nicht mit dem Feuer spielen 

Mehr als zwei Stunden telefonierten US-Präsident Biden und Chinas Staats- und Parteichef Xi. Kernthema: Chinas Umgang mit Taiwan.

Geht das US-Gesetz noch weiter?

Die USA verpflichten sich darin, Taiwan "Waffen defensiver Art" zu liefern und "Taiwan in die Lage versetzen, eine ausreichende Selbstverteidigungsfähigkeit zu wahren". Jeder Versuch, "die Zukunft Taiwans mit anderen als friedlichen Mitteln zu bestimmen", wird auch als Bedrohung des Westpazifiks und große Sorge der USA definiert.

Welche Auswirkungen hätte ein militärischer Konflikt?

Experten gehen davon aus, dass ein Krieg um Taiwan massive und größere Auswirkungen hätte als der Angriff Russlands auf die Ukraine - auch auf Deutschland. Taiwan ist Nummer 22 der großen Volkswirtschaften, industriell weit entwickelt und stark mit der Weltwirtschaft verflochten.

Ein Großteil der ohnehin knappen Halbleiter stammen von dortigen Unternehmen. Wegen der großen Abhängigkeit vom chinesischen Markt wären deutsche Unternehmen massiv betroffen, wenn ähnlich wie gegen Russland wirtschaftliche Sanktionen gegen China verhängt werden sollten.

Welche Auswirkungen hat der Pelosi-Besuch in Taiwan?

Die Sprecherin des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi ist am Dienstag in Taiwan gelandet. China versteht das als Affront und hat massiv vor einem Flug von Pelosi nach Taiwan gewarnt. "Eins ist klar", sagt dazu ZDF-Korrespondent Ulf Röller: "Das Verhältnis zwischen den beiden Weltmächten Amerika und China wird durch diesen Besuch wesentlich belastet und stärker belastet."

Und das ist kein guter Tag für den Weltfrieden.
Ulf Röller, ZDF-Korrespondent in Peking
Ein Ching Chiang Patrouillenschiff bei einer Übung vor Yilan, Taiwan

Chinas Machtanspruch - Taiwan - die Angst vor dem nächsten Krieg 

Taiwans demokratische Gesellschaft ist Peking ein Dorn im Auge. Präsident Xi will die Insel wieder mit Festland-China vereinen. Folgt er dem Vorgehen Putins in der Ukraine?

Ulf Röller, Peking
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