Peking übt weiter den Schulterschluss mit Russland. Chinas US-Botschafter bestreitet jedoch, dass sein Land den Krieg unterstütze. ZDF-Korrespondent Röller hält das für Taktik.
Botschafter: Konflikt ist nicht gut für China
Qin Gang schrieb in einem Meinungsbeitrag in der "Washington Post":
Mehr als 6.000 Chinesen seien in der Ukraine gewesen. China sei der größte Handelspartner sowohl Russlands als auch der Ukraine und der größte Importeur von Öl und Gas in der Welt. "Ein Konflikt zwischen Russland und der Ukraine ist nicht gut für China", schrieb der Botschafter
ZDF-Korrespondent Röller: Hass auf Amerika eint
ZDF-Korrespondent Ulf Röller in China hält die Aussagen des chinesischen Botschafters in den USA vor allem für ein taktisches Manöver: "Die Chinesen versuchen mit diesem Statement jegliche Mitverantwortung an dem Krieg in der Ukraine zurückzuweisen", so Röller. "Je länger dieser Krieg dauert und je schrecklicher die Zivilbevölkerung leidet, desto problematischer wird es für China, was sein Ansehen in der Welt angeht."
Nach Einschätzung von Röller hat US-Präsident Biden mit der Androhung von Konsequenzen China auf die Anklagebank gesetzt und damit den internationalen Druck hinter den Kulissen auf das Land erhöht. Das sei der eigentliche Hintergrund für die Aussage Qin Gangs, China unterstütze den Krieg nicht.
Mit Kritik an Russlands Krieg hält sich China bisher zurück, gleichzeitig will Peking den Westen nicht verärgern. Für die Volksrepublik steht wirtschaftlich viel auf dem Spiel.
Qin Gang hatte auf US-Berichte über Geheimdienstinformationen reagiert, wonach China vorher von Russlands Plänen gewusst und darum gebeten habe, die Invasion bis nach den Olympischen Winterspielen in Peking zu verschieben. Auch wies der Botschafter Berichte als "Gerüchte" zurück, Russland habe China um militärische Hilfe ersucht.
USA drohen China
Die USA hatten China am Montag "erhebliche Konsequenzen" angedroht, sollte es Russland militärische oder andere Hilfe leisten, die gegen Sanktionen verstießen oder Kriegsanstrengungen unterstützten. Qin Gang schrieb:
Auffällig war, dass der Diplomat, der früher Außenamtssprecher in Peking war, von "Krieg" sprach, während dieser Begriff wie auch "Invasion" in der offiziellen Sprachregelung in China vermieden wird.
Schulterschluss mit Russland
Wie in Russland ist in China von "spezieller Militäroperation" die Rede. Qin Gangs Kommentar zielt auch auf US-Leser. Ohnehin blockiert die Zensur in China den Online-Zugang zur "Washington Post".
Während sich immer mehr Staaten von Russland abwenden, steht China weiter an der Seite des Kreml. Influencer und Kriegsreporter verbreiten die russische Linie im Reich der Mitte.
China hat die Invasion bisher nicht verurteilt und sich als Mitglied im Weltsicherheitsrat der Stimme enthalten. Ansonsten demonstrierte die chinesische Führung unverändert den Schulterschluss mit ihrem "strategischen Partner" Russland, stellt die USA als Hauptverursacher der Krise dar und folgt dem russischen Narrativ.
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