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Comeback des Bündnisses? : Warum die Nato-Einheit erneut in Gefahr ist

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Putins Krieg hat die Verteidigungsallianz so wichtig gemacht wie selten zuvor. Doch die neu gewonnene Einheit ist in Gefahr - nicht nur durch den türkischen Präsidenten Erdogan.

Sehen Sie hier die neue ZDF-Dokumentation über die NATO mit exklusiven Einblicken.

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Und noch ein Fototermin diese Woche. Noch ein Gipfel mit westlichen Staats-Spitzen, noch einmal die Chance, Geschlossenheit zu demonstrieren. Und: das Risiko, dass das misslingt.

Nach der EU in Brüssel, nach den G7 in Elmau trifft sich jetzt die Nato in Madrid. Für manche der wichtigste dieser drei Gipfel - und sowieso der mit Abstand bedeutendste der jüngeren Nato-Geschichte. Ein Gipfel, auf dem es um Aufrüstung geht. Um Verteidigung gegen das Russland von Wladimir Putin.

Über Monate haben wir für eine TV-Dokumentation beobachtet, wie die Allianz auf Putins Krieg reagiert. Wir haben mit aktuellen und ehemaligen Ministern gesprochen, mit Top-Diplomatinnen und Experten. Wir haben als erstes Kamerateam im Archiv der Nato gedreht - und sind an die Ostflanke der Nato gereist. Dorthin, wo man sich auf eine wiedererstarke Nato besonders verlässt.

Vitali Klitschko am 28.06.2022 in Madrid (Sapnien)

Neue Strategie geplant - Darum geht es beim Nato-Gipfel in Madrid 

Mittwoch kommen die Nato-Staaten zum Gipfel zusammen. Zentrales Thema dabei ist der russische Krieg gegen die Ukraine. Generalsekretär Stoltenberg kündigt eine neue Strategie an.

Wie Putin die Nato von ihrer Sinnkrise erlöst

Was für ein Kontrast zur Stimmung noch im Spätsommer des letzten Jahres. Da hatte die Nato ihren längsten Auslandseinsatz in Afghanistan beendet: überhastet, im totalen Chaos.

Die Nato mochte sich erholt haben von vier Jahren der Präsidentschaft Donald Trumps: Diese Bilder warfen sie in eine tiefe Krise.

Mit seinem Krieg gegen die Ukraine hat Wladimir Putin, so zynisch es auch klingt, die Nato von ihrer Sinnsuche erlöst. Der ehemalige deutsche Verteidigungsminister Thomas de Maizière sagte es im Interview für unsere Dokumentation so:

Plötzlich ging es wieder um etwas - um die Verteidigung der Freiheit.
Thomas de Maizière

Und Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg ergänzt:

Putin wollte weniger Nato an seinen Grenzen. Was er bekommt, ist mehr Nato.
Jens Stoltenberg

Philosophie des "Stolperdrahts" hat ausdient

Tatsächlich wird die Nato auf ihrem Gipfel zumindest eine teilweise Abkehr von ihrer bisherigen Strategie beschließen. Bisher galt die Philosophie des "Stolperdrahts": Ein russischer Angriff sollte durch wenige Truppen ein wenig gebremst werden - erst nach Wochen käme der Gegenangriff.

Es ist Krieg in Europa. Die Nato rüstet auf, Russland droht – was wird aus Europa?

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Dieser Stolperdraht aber reicht nicht mehr, nicht nach Putins Krieg gegen die Ukraine. Und so wird aufgerüstet - für den Ernstfall, der jetzt nicht mehr ganz ausgeschlossen scheint.

Zusätzlich zu den bereits verstärkten Kampftruppen vor Ort will etwa Deutschland eine vierstellige Zahl von Soldaten bereithalten, die im Ernstfall binnen weniger Tage nach Litauen verlegt werden könnten. Andere Staaten dürften diesem Beispiel folgen.

Ist die Einigkeit im Nato-Bündnis nur Fassade?

Was wir in unseren Gesprächen für die Dokumentation aber auch bemerken, sind tiefe Risse im Bündnis, hinter der vielfach beschworenen Fassade der Einigkeit. Soll, darf man mit Putin reden, auch während des Krieges - so, wie es Bundeskanzler Scholz und der französische Präsident Macron regelmäßig machen?

Der litauische Außenminister Gabrielius Landsbergis hat dafür im Interview mit uns kein Verständnis:

Ich weiß nicht, wie man redet mit einem Staatschef, der Völkermord begeht.
Gabrielius Landsbergis

Es ist die eigene historische Erfahrung, die ihn prägt. Im Interview berichtet Landsbergis, wie er als damals 9-Jähriger den so genannten Blutsonntag von Vilnius erlebt hat: den 13. Januar 1991, an dem der damalige sowjetische Präsident Gorbatschow brutal auf die litauische Unabhängigkeitsbewegung reagierte. Vor dem Hintergrund dieser Erfahrung vertritt Landsbergis heute stets eine härtere Haltung gegenüber Russland als andere.

Und dann ist da noch Erdogan

Es ist nicht der einzige Konflikt im Bündnis. Als Schweden und Finnland erklären, dass sie - in einer historischen Wende ihrer bisherigen Politik - der Nato beitreten wollen, rechnet niemand im Bündnis mit Widerstand. Doch dann meldet sich der türkische Präsident Erdogan.

Er wirft beiden Staaten vor, zu lasch gegen Terrorismus vorzugehen. Die Blockade hält bis heute - die Nervosität im Bündnis wächst. Gelingt es noch in Madrid, den türkischen Präsidenten umzustimmen?

Kein Diplomat möchte vorab Wetten eingehen. Alle wissen: Ein Scheitern wäre ein Gesichtsverlust. Und könnte durch kein noch so gutes neues strategisches Konzept wettgemacht werden. In einer Allianz, die alles einstimmig entscheiden muss, kann ein Quertreiber in den eigenen Reihen alles zunichtemachen: Ganz unabhängig vom Ausgang des Nervenkrimis ist das die Lektion, die diese türkische Blockade bereithält. Um ihre Einheit muss die Nato jeden Tag aufs Neue kämpfen.

Gunnar Krüger und Florian Neuhann sind Korrespondenten im ZDF-Studio Brüssel.

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