Weltklimakonferenz: Ausgleichszahlungen für ärmere Länder
Konferenz in Ägypten:Gipfel-Abschluss: Hilfen bei Klimaschäden
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Der UN-Klimagipfel einigt sich auf eine Abschlusserklärung und damit erstmals auf Ausgleichszahlungen für ärmere Länder. Die Reaktionen: durchwachsen.
Durchbruch auf dem Weltklimagipfel in Ägypten: Nach zweiwöchigen zähen Verhandlungen haben sich die Delegierten der COP27 in Scharm el Scheich grundsätzlich erstmals auf einen gemeinsamen Geldtopf zum Ausgleich von Klimaschäden in ärmeren Ländern geeinigt. Das geht aus der Abschlusserklärung hervor. Darin bekräftigten die rund 200 Staaten am frühen Sonntagmorgen außerdem ihre frühere Entscheidung, schrittweise aus der Kohle auszusteigen. Ein Abschied von Öl und Gas wird aber nicht erwähnt.
Damit bleibt die Erklärung hinter den Forderungen vieler Staaten, Klimaaktivisten und Umweltschützern zurück, die ein Ende der Abhängigkeit von schmutzigen Energieträgern als zwingend betrachten. Präsident Samih Schukri sprach von mühsamen Verhandlungen:
Die Gespräche seien teilweise angespannt gewesen, aber "am Ende haben wir geliefert", so Schukri. Die Einigung auf den neuen Geldtopf gebe Millionen Betroffenen Hoffnung.
Klimaschäden-Fonds: Wer wie viel zahlt, bleibt offen
Der neue Entschädigungsfonds soll unabwendbare Folgen der Erderhitzung abfedern. Dazu gehören immer häufigere Dürren, Überschwemmungen und Stürme, aber auch der steigende Meeresspiegel und Wüstenbildung. Begünstigt werden sollen Entwicklungsländer, die besonders gefährdet sind. Auf diese Eingrenzung hatte besonders die EU gepocht. Dem World Resources Institute zufolge leben weltweit mehr als 3,3 Milliarden Menschen in Gegenden, die als stark gefährdet gelten.
In dem Beschluss werden keine Summen für den neuen Fonds genannt. Ungeklärt bleibt auch, ob nur die Industrieländer oder auch Schwellenländer einzahlen sollen - vor allem China, der größte Treibhausgasverursacher der Welt, hatte finanzielle Verpflichtungen klar abgelehnt. Auch die USA hatten das Thema zunächst blockiert, die EU schwenkte nach anfänglicher Zurückhaltung schließlich um. Ein Komitee soll nun die offenen Fragen bis zur nächsten Konferenz in einem Jahr in Dubai klären.
Wie sich der CO2-Ausstoß seit 1990 entwickelt hat
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Kritik an COP27-Ergebnissen: "Planet in der Notaufnahme"
... erklärte die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock am Sonntagmorgen. Mit den Ausgleichszahlungen schlage die Weltgemeinschaft "ein neues Kapitel in der Klimapolitik auf", obwohl "viele Fragen hier noch offen und kontrovers geblieben sind".
UN-Generalsekretär António Guterres sieht zentrale Ziele verfehlt: Es sei nicht gelungen, "drastische Emissionssenkungen" auf den Weg zu bringen, die notwendig seien, um die Erderwärmung einzudämmen. "Unser Planet ist in der Notaufnahme." Scharfe Kritik kam auch von EU-Kommissionsvize Frans Timmermans:
Die Vereinbarung nehme große Emittenten nicht in die Pflicht, zusätzliche Anstrengungen zu unternehmen, um den Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase stärker und schneller zu reduzieren, so Timmermanns.
Was die Klimakonferenz noch beschlossen hat
Zur Minderung der Treibhausgase verständigten sich die Staaten auf ein Arbeitsprogramm bis 2030 - die Emissionen sollen um 43 Prozent verglichen mit dem Stand von 2019 sinken. Bekräftigt wird der frühere Beschluss, die Verbrennung klimaschädlicher Kohle herunterzufahren. Ein Abschied von Öl und Gas wird nicht erwähnt.
In der Abschlusserklärung werden die Staaten aufgefordert, ihre größtenteils unzulänglichen Klimaschutzpläne bis spätestens zur nächsten Klimakonferenz nachzubessern. Die Nachbesserungen bleiben aber freiwillig, eine Verpflichtung gibt es nicht. An diesem Punkt waren die Verhandlungen in der Nacht zum Samstag ins Stocken geraten. Die EU hatte mit einem Scheitern des Gipfels gedroht, weil die Entwicklungsländergruppe G77 auf Formulierungen bestanden hatte, wonach das Arbeitsprogramm keine Pflichten mit sich bringt.