Sie sind hier:
Exklusiv

Hass und Gewalt in der Pandemie : Bedrohte Ärzte: Impfung mit Polizeischutz

Datum:

Impfgegner vor und in der Praxis, Drohnachrichten, Leichenzeichnungen - impfende Ärzte können in der Pandemie nicht einfach ihren Job machen. Wie groß das Problem ist - unklar.

Die Dynamik der Impfgegner-Szene

Beitragslänge:
10 min
Datum:

Eine Impfgegnerin in Camouflage-Kleidung steht plötzlich in der Praxis von Wolfgang von Meißner. Die Frau ruft "Todesspritze", eine Maske trägt sie nicht. Der Allgemeinmediziner bittet sie höflich: "Es wäre uns recht, wenn Sie die Praxis verlassen würden." Doch sie entgegnet: "Ich muss verhindern, dass Sie die Kinder zu Tode spritzen." Wolfgang von Meißner hat die Szene gefilmt und sie ZDFheute zur Verfügung gestellt. Er sichert das Material - für die spätere Anzeige bei der Polizei.

Nur wenige Tage zuvor waren Menschen mit Fackeln vor seiner Praxis in Baiersbronn aufgelaufen. Meißner impft Kinder off label, also ohne Zulassung, und er spricht auch darüber. Andere Ärztinnen und Ärzte tun das lieber nicht - auch aus Sorge vor Übergriffen.

Impfärzte wie von Meißner stehen in der Pandemie gewissermaßen an vorderster Front: Sie sorgen mit ihrer Arbeit dafür, dass weniger Menschen erkranken und sterben, bekommen aber auch all die Skepsis, die Kritik und den Hass derjenigen ab, die gegen die Impfung oder die Corona-Politik sind.

Morddrohungen und Polizeischutz - Ärzte in der Pandemie: Bedroht und diffamiert 

Ärzte geraten in der Corona-Pandemie immer mehr unter Druck. Den einen wird unterstellt, gar keine Mediziner zu sein - andere brauchen bei Impfsprechstunden Polizeischutz.

Videolänge
von Julia Klaus

Angst vor Tat wie dem "Maskenmord" von Idar-Oberstein

ZDFheute hat mit Ärztinnen und Ärzten gesprochen, die über Übergriffe berichten - meist bleibt es bei verbalen Angriffen, doch die Sorge vor einer Tat wie in Idar-Oberstein, wo ein Tankstellenmitarbeiter erschossen wurde, weil er auf die Maskenpflicht hingewiesen hat, sitzt tief.

Da ist der Hausarzt Christian Kröner, der vor seiner Praxis im bayerischen Neu-Ulm Polizeischutz zum Impfen benötigte. Kröner hatte sich öffentlich für Kinderimpfungen ausgesprochen - und wurde danach massiv bedroht.

Sobald Sie die Nase rausstrecken, können Sie davon ausgehen, dass Sie bedroht werden.
Christian Kröner, Hausarzt

Polizeischutz bekam auch der niedersächsische Hausarzt Florian Balkau, nachdem eine ungeimpfte Patientin behauptet hatte, dass er nur Geimpfte behandle. "Ich weiß gar nicht, ob die Leute ungeimpft sind", sagt er.

Vor der Praxis der Allgemeinmedizinerin Doktor Barbara Häcker in Oerel waren mit Sprühkreide die Umrisse einer Leiche auf den Boden gemalt. "Die Polizei hat die Ermittlungen eingestellt", sagt sie.

Exklusiv

Anleitung zu Terroranschlägen - Telegram-Gruppe kooperierte mit US-Neonazis 

In der Telegram-Gruppe "Dresden Offlinevernetzung" wurden Anleitungen für Terroranschläge, Überfälle und zur Sprengstoffbeschaffung geteilt. Involviert ist ein US-Neonazi-Netzwerk.

von Arndt Ginzel, Henrik Merker, Christian Rohde

Morddrohungen und Hass im Netz

Als eine Art Dauerfeuer erhalten Ärztinnen und Ärzte auch Online-Drohungen und Diffamierungen. Die Ärztin und Homöopathie-Kritikerin Natalie Grams-Nobmann sagt: "Ich werde als 'Pharma-Schlampe' beschimpft und es wird behauptet, ich sei 'gekauft'." Der Hausarzt Marc Hanefeld sagt, den meisten Hass bekomme er über die sozialen Medien.

Ich hätte nie gedacht, dass man als Arzt einmal so beschimpft wird.
Marc Hanefeld, Hausarzt

Über den Messenger-Dienst Telegram wurde bereits mehrfach die Adresse des HNO-Arztes Christian Lübbers gepostet. "Ich bekomme dann hunderte Mails oder Briefe mit Corona-Bezug. 'Eure Leichen wird man auf den Feldern verteilen' und Ähnliches. Dass man sich da bedroht fühlt, liegt auf der Hand. Daher bringe ich solche Zuschriften auch konsequent zur Anzeige."

Radmutter lose gedreht - Ermittlungen laufen noch

Ein besonders erschütterndes Beispiel ist das einer Hamburger Ärztin. Sie fuhr mit ihrem Sohn auf der Autobahn, als ihr Auto rumpelte. In der Werkstatt stellte sich heraus: Zwei Radmuttern waren abgeschraubt und die Radkappe wieder angebracht worden. Das Rad hätte abfallen und einen lebensbedrohlichen Unfall verursachen können. In einem Video zeigt sie, wie sehr das Rad schlackerte. "Die Polizei wies mich bei der Anzeige darauf hin, dass das mit meinem Beruf zu tun haben könnte." Die Ermittlungen laufen noch.

Ein Klick für den Datenschutz

Erst wenn Sie hier klicken, werden Bilder und andere Daten von Twitter nachgeladen. Ihre IP-Adresse wird dabei an externe Server von Twitter übertragen. Über den Datenschutz dieses Social Media-Anbieters können Sie sich auf der Seite von Twitter informieren. Um Ihre künftigen Besuche zu erleichtern, speichern wir Ihre Zustimmung in den Datenschutz-Einstellungen. Ihre Zustimmung können Sie im Bereich „Mein ZDF“ jederzeit widerrufen.

Der Präsident der Bundesärztekammer Klaus Reinhardt sagt zu ZDFheute: "Für viele Mitarbeitende im Gesundheitswesen gehört es zunehmend zum beruflichen Alltag, dass ihnen Aggressivität entgegenschlägt."

Wir brauchen eine klare gesellschaftliche Ächtung von Aggression und Gewalt gegen Menschen, die anderen Hilfe zukommen lassen.
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer

Bedrohung von Ärztinnen und Ärzten nicht erfasst

Wie groß das Problem wirklich ist, wird nicht bundesweit erfasst. Das Bundeskriminalamt, die Bundesärztekammer und der Hausärzteverband haben keine Zahlen dazu, wie oft Ärztinnen und Ärzte in der Pandemie angegriffen werden. Oft sind es Einzelfälle, die bekannt werden, berichten auch die Landesärztekammern.

Zwar listet das BKA für das Jahr 2020 3.559 politisch motivierte Straftaten, die mit der Pandemie zusammenhängen. Aber dazu zählen auch Vorfälle auf Demonstrationen. Würde man hier einen neuen Bereich mit differenzierten Angriffszielen schaffen, ließe sich das Phänomen sichtbar machen.

Mit Solidarität und einem Heißwasser-Kärcher

Hausarzt Wolfgang von Meißner, in dessen Praxis die Impfgegnerin wütete, redete so lange mit der Frau, bis sie sich setzte und auf die Polizei wartete. Er kam mit Höflichkeit zum Ziel - und berichtet auch von der Solidarität seiner Patientinnen und Patienten: "Ich habe noch nie so viele Weihnachtsgeschenke bekommen wie letztes Jahr."

Die Hausärztin Barbara Häcker erzählt von den Helfern, die ohne viel Aufhebens die Leichenzeichnungen entfernten.

Einer fuhr mit einem Heißwasser-Kärcher heran, ein anderer legte ein Starkstromkabel und in nur zehn Minuten war die Schmiererei weg. Irgendwie bringt einen sowas noch mehr zusammen.
Dr. Barbara Häcker, Hausärztin

Aktuelle Nachrichten zur Corona-Krise

Kulturpass

Fahrgastrechte und Kulturpass - Das ändert sich im Juni 

Ab Juni bekommen Bahn-Kunden bei Verspätungen seltener Geld zurück, Jugendliche können 200 Euro für Kultur ausgeben und die Corona-Warn-App macht eine Pause. Was sich noch ändert.

Stilles Ende der Corona-Warn-App

Nachrichten | ZDF-Morgenmagazin - Stilles Ende der Corona-Warn-App  

Nach über 200 Millionen Euro Entwicklungskosten und mehr als 48 Millionen Downloads: Nun wird die Corona-Warn-App in eine Art "Schlafmodus" versetzt. Was hat sie gebracht und welche Erkenntnisse für …

31.05.2023
von Sven Rieken
Videolänge
Zur Merkliste hinzugefügt Merken beendet Bewertet! Bewertung entfernt Zur Merkliste hinzugefügt Merken beendet Embed-Code kopieren HTML-Code zum Einbetten des Videos in der Zwischenablage gespeichert.
Bitte beachten Sie die Nutzungsbedingungen des ZDF.

Sie haben sich mit diesem Gerät ausgeloggt.

Sie haben sich von einem anderen Gerät aus ausgeloggt, Sie werden automatisch ausgeloggt.

Ihr Account wurde gelöscht, Sie werden automatisch ausgeloggt.

Um Sendungen mit einer Altersbeschränkung zu jeder Tageszeit anzuschauen, kannst du jetzt eine Altersprüfung durchführen. Dafür benötigst du dein Ausweisdokument.

Zur Altersprüfung

Du bist dabei, den Kinderbereich zu verlassen. Möchtest du das wirklich?

Wenn du den Kinderbereich verlässt, bewegst du dich mit dem Profil deiner Eltern in der ZDFmediathek.

Du wechselst in den Kinderbereich und bewegst dich mit deinem Kinderprofil weiter.

An dieser Stelle würden wir dir gerne die Datenschutzeinstellungen anzeigen. Entweder hast du einen Ad-Blocker oder ähnliches in deinem Browser aktiviert, welcher dies verhindert, oder deine Internetverbindung ist derzeit gestört. Falls du die Datenschutzeinstellungen sehen und bearbeiten möchtest, prüfe, ob ein Ad-Blocker oder ähnliches in deinem Browser aktiv ist und schalte es aus. So lange werden die standardmäßigen Einstellungen bei der Nutzung der ZDFmediathek verwendet. Dies bedeutet, das die Kategorien "Erforderlich" und "Erforderliche Erfolgsmessung" zugelassen sind. Weitere Details erfährst du in unserer Datenschutzerklärung.

An dieser Stelle würden wir dir gerne die Datenschutzeinstellungen anzeigen. Möglicherweise hast du einen Ad/Script/CSS/Cookiebanner-Blocker oder ähnliches in deinem Browser aktiviert, welcher dies verhindert. Falls du die Webseite ohne Einschränkungen nutzen möchtest, prüfe, ob ein Plugin oder ähnliches in deinem Browser aktiv ist und schalte es aus.