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Sommer, Omikron, Ungeimpfte : So könnte das Corona-Jahr 2022 werden

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Ein Blick voraus: Wie könnte das kommende Corona-Jahr, das dritte der Pandemie, aussehen? Experten wie der Stiko-Chef Thomas Mertens blicken positiv Richtung Sommer.

Eine Krankenschwester ordnet Testergebnisse von Corona-Schnelltests in einer Senioreneinrichtung.
Positiv oder negativ? Wie wird das dritte Pandemie-Jahr? Wir haben Forschende gefragt.
Quelle: Kalaene/dpa

Die vergangenen zwei Pandemie-Jahre haben ausgelaugt. Die lang ersehnten Impfungen retten Leben und vermindern Leid, doch die neuen Varianten, zuletzt Omikron, verbreiten sich noch schneller als das Ursprungsvirus. Wie blicken führende Forschende nun nach vorne, aufs anstehende Corona-Jahr? ZDFheute hat nachgefragt.

Thomas Mertens, Stiko-Chef und Virologe:

"Angesichts der hohen Infektiosität von Omikron ist mit erheblichen Infektionszahlen bei Ungeimpften und Geimpften zu rechnen. Wenngleich Omikron offenbar insgesamt weniger pathogen ist als frühere Varianten, ist es wichtig und sinnvoll, den Individualschutz durch weitere Impfungen und Auffrischimpfungen zu verbessern, vor allem bei Menschen mit hohem Erkrankungsrisiko bei Infektion oder Reinfektion.

Stiko-Chef Thomas Mertens. Archivbild
Stiko-Chef Thomas Mertens hofft, der Sommer 2022 könne "entspannt" werden.
Quelle: Bernd von Jutrczenka/dpa

Weiterhin muss man durch Verhinderung von Virusübertragungen die Infektionswelle bremsen, damit nicht zu hohe Infektionszahlen entstehen. Zu viele Infektionen (absolut) könnten dazu führen, dass auch bei einem geringeren prozentualen Anteil von Krankenhausaufnahmen bei Omikron die Belastung für das Gesundheitssystem und andere wichtige Versorgungssysteme sehr (zu) hoch wird - durch Erkrankungen und/oder Quarantänemaßnahmen."

Ob es wie im letzten Jahr einen entspannten Sommer geben wird? Das kann man auch für 2022 hoffen.
Thomas Mertens, Stiko-Chef

Christian Drosten, Virologe Charité:

(am 30.12.2021 im heute journal)

"Ich denke, es wird in Europa und auch in Deutschland so sein, dass wir jetzt vielleicht bis Ostern diese Situation jeweils speziell politisch moderieren müssen. Also jedes Land muss schauen, welche Spezialprobleme es hat, wie die Infektionen verlaufen.

Hier in Deutschland haben wir eben dieses besondere Problem der vielen Ungeimpften. Da muss eine Lösung natürlich her. Wir müssen da sicherlich über die Booster-Kampagne auch gegenhalten.

Dann wird die Temperatur wärmer werden. Wir kommen ins zweite Quartal. Dann wird es auch ein Update der Impfstoffe geben und ich denke, dass jeder Erwachsene sich nochmal ein Update verschaffen sollte - also noch eine weitere Impfung.

Und dann gehen wir in den Sommer und wieder in den Winter. Und im Winter wird sich´s letztendlich wirklich zeigen.

Wenn das Virus bis dahin sich nicht stark weiter verändert, werden wir wahrscheinlich einen relativ normalen Winter haben.
Christian Drosten, Virologe Charité

Vielleicht wie in einem normalen schweren Influenza-Winter, wo wir natürlich die Alten und Gefährdeten nochmal boostern müssen, damit die gut über die Zeit kommen.

Während vielleicht die gesunden Erwachsenen gar keine Booster-Impfung mehr brauchen, das ist durchaus im Bereich des Möglichen. Und wir dann uns einigermaßen bewegen können. Vielleicht muss man noch Maske tragen in bestimmten größeren Situationen, in Innenräumen, das will ich jetzt nicht ausschließen."

Aber unsere größte Sorge im Moment muss sein: Was passiert mit den Ungeimpften in der Bevölkerung, gerade mit den älteren Ungeimpften? Wie bekommen wir das zumindest bis zum nächsten Winter hin, dass die alle geschützt sind?
Christian Drosten, Virologe Charité

Das vollständige Interview mit Christian Drosten sehen Sie hier:

Fred Zepp, Kinderarzt und Stiko-Mitglied:

"Die Omikron-Variante scheint meist Infektionen mit geringen bis milden Krankheitssymptomen hervorzurufen. Dies gilt auch für Kinder und Jugendliche. Eine Ausnahme beobachten wir möglicherweise in den USA, wo wir aber in der gesamten Pandemie eine ungewöhnlich hohe Krankheitslast bei Kindern und Jugendlichen beobachten.

Wahrscheinlich werden wir dieses Jahr also durch Omikron eine nochmalige Steigerung der Infektionsinzidenzen mit jedoch anschließend eher milden Krankheitsverläufen haben.

Prof. Fred Zepp
Professor Fred Zepp, Stiko-Mitglied und Kinderarzt.
Quelle: ZDF
Es ist denkbar, dass der Sommer wieder mit deutlich weniger Infektionen einhergeht.
Fred Zepp, Stiko-Mitglied

Zum einen ist das Virus zumindest in geringem Maße temperatursensitiv, und wir werden uns wieder vermehrt in der freien Natur aufhalten. Zum anderen werden wir dann hoffentlich mehr als 85 bis 90 Prozent der Menschen geimpft haben. Jeder Geimpfte hat damit in jedem Fall eine Teilimmunität, die hilft, eine anschließende Infektion mit dem Wildvirus besser zu überstehen.

Wahrscheinlich werden wir alle, also auch die Geimpften, uns irgendwann mit einer der Virusvarianten auseinandersetzen müssen, insbesondere dann, wenn das Virus endemisch geworden ist. Diese vorsichtige Prognose kann natürlich durch das Auftreten neuer Virusvarianten mit anderen Eigenschaften beeinflusst werden.

Aber ich erwarte, dass bei steigender Immunität in der Bevölkerung (durch Impfung und/oder Infektion) die klinischen Verläufe von Covid-19 milder werden und wir dann vor allem nur noch besonders gefährdete Menschen (Alte, chronische Kranke) vor Komplikationen schützen müssen - ähnlich wie bei der Influenza.

Jördis Frommhold, Long-Covid-Spezialistin und Chefärztin für Atemwegserkrankungen:

Wie viele Menschen dieses Jahr an Long Covid erkranken werden, lässt sich schwer sagen. Denn wir wissen noch nicht, wie sich Long Covid bei Omikron verhält.

Bei vorigen Varianten traten die Symptome nach ein bis drei Monaten nach einer Infektion auf. Wir müssen also noch abwarten. Studien gehen davon aus, dass zwischen zehn Prozent der Erkrankten und vierzig Prozent der Infizierten später an Long Covid leiden.

Median-Klinik - Chefärztin Jördis Frommhold
Jördis Frommhold hat im Dezember den Ärzteverband Long Covid gegründet - die Schirmherrschaft hat Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach.
Quelle: dpa

In den zwei Pandemie-Jahren habe ich über 3.000 Long-Covid-Patienten behandelt. Zu zwei Dritteln sind es Frauen, zu einem Drittel Männer. Oft sind es Leistungsträger und eigentlich fitte Menschen zwischen 20 und 50 Jahren. Auch Menschen mit mildem Verlauf können Long Covid bekommen.

Die gute Nachricht: Unter meinen 3.000 Patienten waren zwar auch Menschen mit einer Impfung, die also eine Durchbruchsinfektion hatten. Sie waren aber in der Minderheit, die allermeisten waren nicht geimpft.

Um die Ungeimpften mache ich mir mit Blick auf Omikron deshalb besonders Sorgen.
Jördis Frommhold, Median Klinik Heiligendamm

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