Soll die sogenannten 3G-Regel künftig auch in Fernzügen und bei Inlandsflügen gelten? Das prüft die Bundesregierung derzeit. Und erntet sowohl Kritik als auch Zustimmung.
Regierungssprecher Steffen Seibert hat entsprechende Überlegungen der Bundesregierung bestätigt. Zuvor hatte die "Bild"-Zeitung über Pläne berichtet, den Zugang zu Zügen im Fernverkehr und Flügen im Inland nur noch Geimpften, Genesenen oder getesteten Personen zu gewähren. Es müsse alles getan werden, um die hohen Corona-Fallzahlen einzudämmen, betonte Seibert.
Zugpersonal müsste Regeln überprüfen
In Deutschland gilt die 3G-Regel -geimpft, getestet oder genesen- bislang nur bei Auslandsflügen und in einigen Bereichen des öffentlichen Lebens - etwa beim Restaurantbesuch in Innenräumen. Vorbild für eine Einführung im deutschen Fernverkehr sei Frankreich, erklärte Seibert. Dort gilt die 3G-Nachweispflicht seit August. Die Kontrollen übernimmt das Bahnpersonal.
Den Kaffee im Bistro oder ein Essen im Restaurant gibt es nur noch, wenn der QR-Code im Corona-Pass stimmt. Wer nicht geimpft, genesen oder negativ getestet ist, muss wieder gehen.
Ob dies auch ein umsetzbares Modell für Deutschland wäre, sei "eine der zu prüfenden Fragen", sagte Seibert. Ein Sprecher des Innenministeriums wies darauf hin, dass zusätzliche Kontrollen in Zügen wegen der Maskenpflicht bereits nötig seien. Er schätze es als "nicht ganz ausgeschlossen" ein, auch die 3G-Regeln im Zug kontrollieren zu können. Zu den Plänen der Bundesregierung wollte sich die Bahn auf Anfrage zunächst nicht äußern.
Gewerkschaften gegen neuen 3G-Vorschlag
Kritik kam aus den Reihen der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG). EVG-Vorstandsmitglied Kristian Loroch mahnte, Corona-Nachweispflichten im Fernverkehr dürften nicht auf dem Rücken der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erfolgen. Die Bahn wolle das Personal in Zügen reduzieren, "was ohnehin schon zu einer erhöhten Belastung für die Beschäftigten führen wird", sagte Loroch. Zudem habe die Zahl der Übergriffe auf Beschäftigte "massiv" zugenommen.
Zu den Überlegungen für den Flugverkehr im Inland äußerte sich auch der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) kritisch. Die etablierten Hygienekonzepte hätten sich bewährt und würden sicheres Fliegen ermöglichen.
Im grenzüberschreitenden Reiseverkehr diene die 3G-Pflicht dazu, eine weitere Einschleppung des Virus zu verhindern. Sie werde lückenlos kontrolliert. "Aber das Einschlepprisiko rechtfertigt keine innerdeutsche Regelung." Die Lufthansa als größte Anbieterin von Inlandsflügen äußerte sich an diesem Freitag nicht.
Virologe Streeck sieht Bahn nicht als Hauptrisiko
Der Virologe Hendrick Streeck hegt Zweifel am Sinn der angedachten Ausweitung der 3G-Regel. Grundsätzlich halte er das Prinzip für sinnvoll, erklärte Streeck bei "Bild Live". Allerdings würden mit Blick auf Herbst und Winter "nicht die Bahn oder das Flugzeug" zum "Super-Spreading-Event" werden. Die Menschen würden sich mit dem Corona-Virus weiterhin "vor allem in privaten Haushalten" anstecken.
Saarland für Ausweitung von 3G-Regelung
Unterstützung für die Pläne aus Berlin kam dagegen aus dem Saarland. Im Gespräch mit der "Rheinischen Post» sagte der saarländische Ministerpräsident Tobias Hans (CDU):
Es sei gut, dass sich die Bundesregierung rechtzeitig vor Beginn der kalten Jahreszeit darüber Gedanken mache. Gleichzeitig sprach sich Hans dafür aus, Kinder von der Nachweispflicht auszunehmen. Die Kontrolle könne für alle anderen "dann automatisch mit der Kontrolle des Tickets erfolgen".
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