Der nächste Herbst, die nächste Corona-Welle? BDI-Chef Russwurm hält das für immer wahrscheinlicher - und blickt "fassungslos" auf die deutsche Corona-Politik.
Der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Siegfried Russwurm, hat die deutsche Corona-Politik scharf kritisiert. Mit Blick auf den Herbst sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe: "Ich bin sehr besorgt. Eine neue Corona-Welle wird immer wahrscheinlicher."
Zudem werde man Virus-Mutationen haben. "Die Politik läuft sehenden Auges in diese Situation und tritt seit zwei Jahren auf der Stelle. Das macht mich fassungslos", kritisierte er.
Russwurm: "Keine vernünftige Datenlage"
"Noch immer gibt es keine vernünftige Datenlage, noch immer werden Inzidenzen per Hand eingesammelt, mit Zeitverzug. Nach einem Feiertagswochenende etwa wissen wir nicht, was los war, weil die zuständigen Stellen nicht gearbeitet haben."
Dies gilt nicht nur für Feiertage. Das Robert-Koch-Institut meldete auch am Sonntag keine Fallzahlen. Viele der Bundesländer melden am Wochenende gar keine oder nicht vollständige Zahlen ans Robert Koch-Institut (RKI). "Da am Wochenende nur noch wenige Gesundheitsämter und Landesbehörden Daten an das RKI übermitteln, werden keine Daten am RKI eingelesen, so dass es bei den absoluten Fallzahlen keine Veränderung zum Vortag gibt", schrieb das RKI auf seiner Internetseite.
Russwurm: Nicht zeitgemäß
Auf die Frage, mit welchen Folgen er für die Industrie rechne, sagte der Präsident des BDI: "Es ist jedenfalls kein Konzept, bis Oktober abzuwarten, um dann erst den einen Lösungsweg auszuprobieren und dann den nächsten und so die ohnehin schon angespannte wirtschaftliche Lage weiter zu verschärfen."
Als Bürger dieses Landes müsse er sagen: "Das kann doch wohl nicht wahr sein!" Nach Russwurms Ansicht bekämpft die Industrienation Deutschland die Pandemie im dritten Jahr immer noch mit den Mitteln des frühen 20. Jahrhunderts. Das sei "wirklich verstörend".
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Laut RKI könnte der Infektionsdruck durch die Omikron-Varianten BA.4 und BA.5 im Sommer deutlich zunehmen. Wie hoch das Ansteckungsrisiko ist - und wer wie gut geschützt ist.