Im Kampf gegen Corona brauchen auch arme Länder guten Zugang zu Impfstoffen. Die G7-Staaten erhöhen jetzt ihre finanziellen Zusagen. Deutschland ist mit 1,5 Milliarden Euro dabei.
Der britische Premierminister Boris Johnson hat zum Auftakt eines virtuellen G7-Gipfels zu gemeinsamen Kraftanstrengungen für eine weltweite Versorgung mit bezahlbaren Impfstoffen aufgerufen.
Mit zusätzlichen Milliarden wollen die sieben großen Wirtschaftsmächte (G7) den globalen Kampf gegen die Corona-Pandemie vorantreiben. Bei einem virtuellen Treffen am Freitag erhöhten die G7-Staaten ihre Hilfen um vier Milliarden Dollar auf 7,5 Milliarden Dollar. Nach den Worten von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) stehen damit insgesamt zur Unterstützung von Entwicklungsländern 10,3 Milliarden Dollar zur Verfügung.
Die USA stellten zwei Milliarden Dollar sofort zur Verfügung, weitere zwei Milliarden sollen über zwei Jahre fließen, wenn andere Staaten ihre Zusagen erfüllt haben. Die EU verdoppelte ihre Unterstützung auf eine Milliarde Euro. Deutschland steuert weitere 1,5 Milliarden Euro bei.
Scholz: "Gewaltige Summe"
Finanzminister Olaf Scholz sprach von einer "gewaltigen Summe". Mit der Zusage mache Deutschland klar: "Wir stehen an der Seite der ärmsten Länder."
Die Mittel aus Deutschland sollen folgendermaßen eingesetzt werden:
- Die internationale Impfallianz Gavi erhält davon eine Milliarde Euro. Gavi verantwortet zusammen mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und dem Bündnis CEPI zur Impfstoffforschung die internationale Covax-Initiative. Diese will sicherstellen, dass sich auch die Menschen in ärmeren Ländern gegen Covid-19 schützen können.
- Die übrigen 500 Millionen Euro fließen an die WHO und in die Forschung für Impfstoffe, vor allem mit Blick auf Mutationen des Virus.
Müller: Nur 0,5 Prozent der Impfungen in armen Ländern
Die Zusage sei ein wichtiges Signal internationaler Solidarität, sagte Entwicklungsminister Gerd Müller.
Nur mit einer weltweiten Impfkampagne führe der Weg aus der Pandemie heraus. Bislang finden laut Müller nur 0,5 Prozent der in den ärmsten Ländern der Welt statt. "Das Ziel ist, bis Jahresende mindestens 20 Prozent der Bevölkerung in Entwicklungsländern zu impfen", so der CSU-Politiker.
Die Finanzierung dazu sei aber auch nach dem G7-Gipfel noch nicht sichergestellt. Deshalb müssten die G20 und die EU ihr Engagement ebenfalls weiter ausbauen. Impfstoffe seien ein globales Gut.
Den meisten afrikanischen Länder fehlt das Geld für große Mengen Impfstoff.
Macron: Reiche Länder sollen Impfdosen abgeben
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron setzte sich dafür ein, dass reiche Länder vier bis fünf Prozent ihrer Impfdosen möglichst schnell an ärmere Länder abgeben. Merkel zeigte sich grundsätzlich dazu bereit. Regierungen seien aber auch ihrem Volk verpflichtet und könnten in Europa produzierten Impfstoff "nicht einfach diplomatisch und geopolitisch einsetzen". Es müsse eine Balance gefunden werden.
Entwicklungsorganisationen begrüßten die Finanzzusagen. Stephan Exo-Kreischer von der Organisation One forderte aber eine "Abkehr vom Impfnationalismus". Auch das Kinderhilfswerk World Vision hieß die Milliarden für Impfkampagnen willkommen, riet aber zu einem breiteren Ansatz mit einer Stärkung des Gesundheitswesens in armen Ländern, um künftig besser vorbereitet zu sein.
In ihrer Abschlusserklärung unterstrichen Kanzlerin Angela Merkel, US-Präsident Joe Biden und die anderen G7-Führer ihre Entschlossenheit, wieder besser zu kooperieren, um die Pandemie zu besiegen und für eine Erholung der Weltwirtschaft zu arbeiten.